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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Ziege!«
    »Karl, bist
du das? Wusste ich’s …«
    Ich drückte
sie weg. Werner hatte Urlaub, dass hatte ich ganz vergessen. Aber wieso hatte
er dann gewusst, dass ich nicht in St. Magnus war? Hatten die St.-Magnus-Leute
ihn im Urlaub angerufen? Oder auf der Supervision, wo immer die nun wieder
war? Oder Gudrun? Hatte Gudrun eine Telefonnummer von ihm im Urlaub? Für
Notfälle? War ich ein Notfall? Hatten sie auch meine Mutter angerufen? Und
wieso hatte er gesagt, ich könne ihn bei Clean Cut 1 anrufen, wenn er in
Wirklichkeit gar nicht da war? War er hinter mir her?
    Ich spürte,
wie langsam die Paranoia hochkam. Ich tat das einzig Mögliche: Ich fuhr weiter.
Der letzte Ort, so hoffte ich, wo sie mich suchen würden, war das Hofbräuhaus
in München.

49. Eins, zwei, gsuffa!
    Als ich
beim Hofbräuhaus
ankam, war es schon ziemlich spät, kurz vor München war ich in einen Stau
hineingeraten, das hatte Zeit gekostet, aber am schwierigsten war es gewesen,
das Hofbräuhaus überhaupt zu finden, ich hatte ja keine genaue Adresse, im
Tourplan stand keine und Anrufe bei Ferdi und Schöpfi brachten auch nichts,
die gingen nicht ans Telefon, und die Leute auf der Straße zu fragen war auch
sinnlos, viele wussten gar nichts vom Hofbräuhaus, manche sagten was von
»Innenstadt« und einer faselte was von »Beim Tal, in der Nähe vom Tal!«, womit
ich schon mal gar nichts anfangen konnte, und so gondelte ich immer weiter
nach München hinein und fragte die Leute und einer sagte »Viktualienmarkt!«
und einer »Fußgängerzone« und schließlich fand ich den Viktualienmarkt und
stellte dort das Auto ab und fragte mich zu Fuß weiter durch, da ging’s dann
plötzlich, ich brauchte nur in eine Wurstkneipe am Viktualienmarkt
hineinzugehen und nach dem Hofbräuhaus zu fragen, da wussten sie dann gleich
Bescheid, am Ende bringt es eben immer nur der Gastronom oder der
Tankstellenpächter, so sieht’s aus.
    Es war
also nach acht und
draußen schon dunkel, als ich endlich im Hofbräuhaus ankam, und als ich in den Saal kam,
spielte eine Blaskapelle und gerade als ich eintrat, sprangen alle auf und
schwenkten die Bierkrüge und sangen »eins, zwei, gsuffa« in allen Akzenten
aller Herren Länder und ich entdeckte auch gleich meine Leute, sie standen mit
einigen anderen, die ich nicht kannte, an einem sehr langen Tisch in der Nähe
der Blasmusikkapelle und warfen Arme und Brezeln in die Luft und lachten und
was nicht noch alles, da war alles klar, da lief die Partymaschine schon wieder
reibungslos und wie geschmiert – oder noch immer, wer konnte das schon wissen,
denn so gut, wie sie körpersprachlich drauf waren, so verwelkt sahen sie
andererseits in den Gesichtern aus und als sie mich sahen, stießen sie sich an
und zeigten auf mich und Rosa winkte und zeigte auf einen Platz neben sich, von
dem sie im selben Moment jemanden zur Seite schubste, es war Basti von den
Hosti Bros und Basti taumelte zur Seite und auf Holger drauf, sodass auch der
weiterrückte und so ging das immer weiter, einer schob den anderen weg und dann
war Platz für mich und auf dem Weg dahin klopften mir alle, an denen ich mich
vorbeidrängelte, auf die Schulter, bevor sie sich wieder hinsetzten, denn mit
»eins, zwei, gsuffa« war es schon wieder vorbei und nun wurde was anderes
gespielt, das ich nicht kannte, anders als Basti, der laut mitsang, irgendwas
von Edelweiß und du so heiß, er kannte den ganzen Text, Wort für Wort, und dann
kam auch schon ein Kellner und fragte, was ich trinken wolle.
    »Apfelschorle«,
sagte ich.
    »Groß oder
klein?«
    »Groß! Und
bitte in so einem Glas, wie es die anderen auch haben, in so einem Bierglas!«
    »Eh klar!«,
sagte er und ging weg.
    Schöpfi saß
mir gegenüber und prostete mir zu, ich winkte
zurück. Basti hielt mir seinen Bierkrug unter die Nase und grinste mich an, ich
grinste auch und schob den Bierkrug zur Seite und Basti trank ihn aus. Er trank
mit links, seine rechte Hand steckte in einem schmutzigweißen Verband.
    Rosa sagte:
»Wie geht’s dir? Alles in Ordnung?«
    »Ja, das
Auto ist wieder in Ordnung!«
    »Du hast
uns gefehlt«, sagte sie.
    »Ihr mir
auch«, sagte ich. Sie sah mich an, ich sah sie an und wer weiß, was ich noch
gesagt hätte, wenn in dem Augenblick nicht einer, der neben Schöpfi und mir
gegenüber saß und den ich nicht kannte, sich vorgebeugt und gefragt hätte: »Ja
sag einmal, wer bist denn du?«
    »Ich bin
Charlie, ich bin der, der das große Auto fährt«, rief ich ihm zu. Die

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