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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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darf
nichts trinken, jedenfalls nichts Richtiges.«
    »Wie ist das eigentlich so, wenn
man verrückt ist? Ich meine, du
warst doch richtig so in der Klapse oder was?«
    »Ja.«
    »Also wie?«
    »Ist das
nicht ein bisschen forsch als Frage? Und hatten wir das nicht neulich schon
beim Backhendl?«
    »Neulich
ging es um Drogen.« Sie dachte kurz nach. »Naja, und ich dachte, wenn doch
sowieso alle wissen, dass du in der Klapse warst, dann könnte man doch ruhig
mal fragen, wie das so war!«
    »In
Ochsenzoll hatten wir einen, der war aus dem Osten, der sagte immer Klapper
statt Klapse. Der lief den ganzen Tag durch die Gegend und sagte immer nur:
›Jetzt bin ich in der Klapper!‹ Der konnte das gar nicht glauben. Klapper
finde ich besser, so als Wort.«
    »Jaja«,
sagte sie. »Aber wie ist das denn, wenn man verrückt ist? Und kannst du mal
die Tür zumachen? Das nervt, ich meine, wenn man schon im Dunkeln sitzt, dann
auch richtig, finde ich.«
    Ich machte
die Tür zu und ging zum Kühlschrank, der die einzige Lichtquelle war, es war
einer mit durchsichtiger Tür und schwachblauer Beleuchtung und obendran einer
beleuchteten Bierreklame, in deren Schein konnte man sehen, wie Rosa auf dem
Sofa saß und mich beobachtete. Ich nahm mir eine Limonade und wollte schon
wieder zur Tür gehen, als sie sagte: »Warum setzt du dich nicht aufs Sofa? An
der Tür bringt das doch nichts, wenn die zu ist!«
    »Auch wieder
wahr«, sagte ich.
    »Aber hier
aufs Sofa, nicht auf das andere«, sagte sie und klopfte neben sich auf das
Polster.
    Ich ließ
mich neben ihr nieder, irgendwie beiläufig und im Abstand angemessen. Ich
merkte, dass ich zu schwitzen begann. Ich hätte vielleicht doch ins Fluxi Maxx
Munich 2 fahren sollen, dachte ich, die Dinge gerieten außer Kontrolle, es war
wie in einem lecken Boot zu sitzen und das Wasser kam schneller rein als man es
mit dem Eimer rausschütten konnte, aber man gab natürlich trotzdem nicht auf,
und so ratterte halt der gute alte Brain weiter und weiter, obwohl alles keinen
Zweck mehr hatte, kein Wunder, dass ich schwitzte.
    »Eigentlich
ganz nett so«, sagte Rosa.
    »Ja«, sagte
ich.
    »Trotzdem
würde ich das gerne mal wissen«, sagte sie. »Kannst du dich denn überhaupt
daran erinnern, wie du verrückt warst? Und wie hat sich das überhaupt geäußert?
Ich meine, irgendwann muss doch einer entschieden haben, dich in die Klapse zu
bringen.«
    »Ich finde
Klapper deshalb besser«, sagte ich, »weil Klapper nicht so endgültig klingt,
Klapse klingt nach ›Klappe zu, Affe tot‹, Klapper klingt nach Spaß und
Scheiße bauen und klappern gehört zum Handwerk, aber auch nach Schrauben, die
locker sind und deswegen klappert das, und nach …« Ich merkte, dass ich mich
etwas zu sehr in den Quatsch hineinsteigerte, deshalb brach ich ab.
    Sie nahm
einen langen Schluck aus ihrer Flasche und sagte: »Okay. Und wie ist das jetzt,
wenn man verrückt ist? Kann man sich da hinterher dran erinnern? Hast du irres
Zeug gefaselt und so?«
    »Ja. Sonst
hätte es ja keiner gemerkt. Irres Zeug gefaselt und Quatsch gemacht und geweint
und nicht mehr klargekommen und so.«
    »Und ist
das okay?«
    »Nein. Das
ist nicht okay. Das ist schlimm.«
    »Ja, aber
wie ist das genau? Merkt man da noch alles?«
    Ich schwieg
und dachte nach. Und sie schwieg auch. Und ich dachte nach und sie schwieg und
ich dachte nach und sie schwieg und ich dachte nach und sie schwieg, das war
toll! Ich liebte sie dafür, dass das einfach so ging. Und ich wollte ihr eine
ehrliche Antwort geben, aber ich wollte nicht, dass diese Antwort weinerlich
oder oder so pseudoharterknochenmäßig rüberkam, deshalb dachte ich weiter nach
und sie schwieg und ich dachte nach und sie schwieg, und so saßen wir im
Dunkeln herum und durch die Tür kam gedämpft das Bummbumm und irgendwann hörte
ich mit dem Nachdenken auf und sagte: »Okay, hast du schon mal geträumt, dass
du in so einem Schleuderding auf dem Jahrmarkt bist, Hamburger Dom oder so,
also so eine Krake oder etwas Ähnliches, und dann wirst du da so
herumgeschleudert und dann gibt’s das ja im Traum, dass die Gondel, in der du
drinsitzt, abreißt und
du fliegst damit durch die Luft und du weißt, gleich schlägst du auf, okay?
Schon mal sowas geträumt?«
    »Sowas Ähnliches«, sagte sie.
    »Man wacht
dann natürlich immer im letzten Moment auf«, sagte ich, »also direkt vor dem
Aufprall, ist ja klar, den Aufprall kann man ja nicht träumen, glaube ich.«
    »Käme drauf
an«, sagte sie, »wer

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