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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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klar
der Ort im Raum, an dem ich definitiv nichts zu suchen hatte, und ich nickte
und nickte zum Bummbumm, bis mir der Nacken schmerzte, aber aufhören konnte
ich damit nicht, was hätte ich dann machen sollen, ohne Nicken blöd danebenstehen
ist ja noch bescheuerter als mit Nicken, lieber der Wackeldackel des deutschen
Dance sein als ein Langweiler vor dem Herrn, und je blöder ich mir vorkam,
desto mehr wurde mir die Sache schließlich auch egal, bis ich irgendwann
dachte, dass es doch eigentlich eine coole Sache sei, so neben Holger zu stehen
und zu nicken, bis die Rübe abfällt, und Holger ließ auch nichts anbrennen, er
spielte ziemlich bald seinen großen Hosti-Bros-Hit
HostiBrosti, den ich natürlich niemals erkannt hätte, wenn er die Maxi nicht
hochgehalten und mir »Das ist der Hit! Das ist HostiBrosti!« zugerufen hätte, und
dann rief er noch: »Jetzt geht’s ab!«, und legte die Platte auf, natürlich
Bummbummkram wie alles andere, die Musik war für mich eigentlich auch immer
gleich, Techno, House, Trance, Ambient, das war doch alles eins, Hauptsache
Bummbumm, also ich mit wachsender Begeisterung immer weiter nickend und Holger
legt den Hit auf, »Jetzt geht’s ab!«, rief er noch und blendete über auf
HostiBrosti und die Leute erkannten das tatsächlich und jubelten sofort, als
das Intro kam, und als dann das Bummbumm einsetzte, jubelten sie noch mehr und
warfen die Arme in die Luft und hüpften umeinander und was weiß ich nicht alles,
und das war so ein schöner, erhabener Anblick und Holger sah so stolz aus, die
waren alle so glücklich und unbeschwert, dass mir das Herz überging vor Liebe,
eine staunende Liebe war das, wie die das hingekriegt hatten, sowas aus dem
Boden zu stampfen, die Raimunds und Ferdis dieser Welt, dass jetzt diese ganzen
Leute einfach kommen und sich so freuen konnten über so einen prolligen
Schweinetrack wie HostiBrosti, dargeboten von einem so unbedarften Spacken und
Meerschweinchenfreak wie Holger, der sich einfach nur freute und Freude verbreitete,
der ganz und gar glücklich die Faust in die Luft stieß und komplett eins zu
eins sein Leben genoss, das war so schön und so rein und so ohne Arg und Hintersinn,
dass auch ich einfach mal die Arme in die Luft warf und dann riss es mich mit
und ich tat das einzig Wahre: Ich drehte mich um und wackelte mit meinem fetten
Riesenarsch Richtung Publikum, das war es ja wohl, weswegen ich hier war,
faceless Techno, mein Gesicht kriegst du nicht, aber meinen Arsch kannst du
haben!

55. Prollhouse
    Ich
hatte eigentlich
gedacht, dass die anderen nach dem Hosti-Bros-Auftritt alle ins Fluxi Maxx
Munich 2 fahren würden, sie hatten ja schon im Hofbräuhaus einen ziemlich
abgefuckten Eindruck auf mich gemacht, sogar Rosa hatte geklagt, dass ihr das
alles zu viel wurde und ihre Batterien alle seien und was man sonst noch so
sagt, wenn man keinen Bock mehr hat, aber davon konnte nach dem
Hosti-Bros-Auftritt plötzlich keine Rede mehr sein, alle wollten noch bleiben,
jedenfalls behauptete Raimund das und Ferdi nickte dazu und Flapsi, der
örtliche Clubfreak, regte sich richtig auf, als ich fragte, wie es mit der Rückfahrt
aussehe, ob ich wahnsinnig sei, es sei doch gerade so schön und alles hätte
doch gerade erst angefangen und Rosa war nirgends zu sehen und Dave und Hans,
die nun auch im Club waren und sich nicht einmal mehr die Mühe machten,
T-Shirts zu verkaufen, waren auch voll empört, ob ich irre sei, die beiden
kleinen Arschkanonen, also ich der einzige, der nach dem Hosti-Bros-Ding ins
Bett wollte, zwar angenehm leer im Oberstübchen, aber auch todmüde,
glücklicherweise, wie ich fand, denn natürlich war auch ich euphorisch und wenn
ich nicht zugleich so müde gewesen wäre, wäre ich vielleicht doch noch ans
Saufen gekommen, so aber legte ich mich in die Backstage und schlief
gleich ein und wachte morgens gegen zehn Uhr auf einem der Sofas auf, im Mantel
und schwitzend und überall das Bummbumm und über mir Rosas Gesicht und sie
ziemlich blass.
    »Du musst
uns jetzt mal ins Hotel fahren!«
    Ich
brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was mit »du« und »uns« und »Hotel«
gemeint war, ich hatte etwas mit meiner Mutter und Klaus-Dieter geträumt, die
beiden hatten über mich gelacht, aber es war nicht böse gemeint gewesen und ich
hatte mitgelacht, immerhin! Als ich einigermaßen klar war, sagte ich: »Ist
irgendwas passiert? Geht’s dir nicht gut?«
    »Nein, ich
bin okay, nur ein bisschen müde, aber Raimund und

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