Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
sie zu vermeiden, und das sei
immer am Rhein entlang, wir aber ja von München Richtung Hamburg unterwegs, wo
wir vor unserer Weiterfahrt nach Schrankenhusen-Borstel ins Fluxi Budget
Harbor Nobistor Hamburg einchecken und ausruhen sollten nach der langen Fahrt,
Deutsche Mittelgebirgsschwelle und dass es mit dem Auto immer schlimm sei, da
drüberzufahren, egal ob Kasseler Berge oder Frankenwald, und natürlich, dass
wir auf die Frankfurter hätten hören sollen, das war alles, was Raimund an
diesem Tag auf der Pfanne hatte, die anderen sagten dazu und auch sonst
überhaupt gar nichts mehr, zerstörte Seelen irgendwie, der freie Tag in Unterschleißheim
hatte sie ausgelaugt, Ferdi trank seinen Kaffee, die anderen ihren sauer
gespritzten Apfelwein und ich einen »Apfelsaft gespritzt«, wie ich es zur
großen Zufriedenheit des Kellners aus der Karte abgelesen hatte, Apfelsaft
gespritzt, damit war man hier kein Außenseiter, es sah nicht nur aus wie das,
was die anderen tranken, es schmeckte
auch so, das behaupteten jedenfalls die anderen, deshalb achtete ich auch
peinlich genau darauf, dass es zu keinen Gläserverwechslungen kam und mir nicht
irgendeiner von den anderen aus dem falschen Krug was nachgoss, meinen Bembel
bewachte ich eifersüchtig, den hatte ich immer im Griff, feine Geste, dass sie
mir den gegeben hatten, »Dann habe ich weniger Arbeit«, hatte der Kellner
gesagt und ich natürlich dankbar, irgendwie nicht draußen zu stehen, auch einen
Bembel zu haben, aber nun auch Vorsicht, ich hatte ja nicht fünf Jahre lang die
Plenums oder Plena oder »Plenata«, wie Klaus-Dieter sie immer genannt hatte,
von Clean Cut 1 mitgemacht, nur um ausgerechnet hier durch eine
Bembelverwechslung alles zunichtezumachen, aber müde war ich auch, und ich
hätte gerne ein Schläfchen gemacht, ich hatte schlecht geschlafen in der
letzten Nacht in Unterschleißheim, nachdem ich Rosa und Schöpfi zu ihren
Zimmern gebracht hatte, sehr schlecht geschlafen hatte ich, warum auch immer,
es war doch so ein schöner Tag gewesen, wahrscheinlich einfach nicht genug
Arbeit oder weil alles verrutscht war, Tag, Nacht, wer weiß das schon.
»Ja geil,
Raimund«, sagte Frido nun und hob abermals sein Glas. »Aber was genau hatten
wir denn noch mal gesagt?«
»Weiß
nicht, das musst du doch wissen.«
»Nein, das
musst du wissen, Raimund, weil du ja immer sagst, dass ihr auf uns hättet
hören sollen!«
»Ach so,
das! Dass das anstrengend wird und vielleicht keine so gute Idee ist mit der
Tour und so.«
»Das haben
wir gesagt?«
»Du nicht«,
sagte Spaka HNO, »aber ich.«
»Aber du
wohnst in Offenbach«, sagte Frido. »Dann kann er doch nicht sagen, dass die
Frankfurter recht hat ten, wenn es ein Offenbacher war, der was gesagt hat.
Falls Offenbacher überhaupt was zu sagen haben!«
»Ja
sicher«, sagte Spaka HNO. »Aber Offenbach ist ja auch das Beste überhaupt.«
»Jaja«,
sagte Frido, »aber warum sitzen wir dann in Frankfurt in der Alten Eiche?«
»Warum
nicht? Nach Offenbach ist Frankfurt ja auch das Zweitbeste!«
»Es ist
genau umgekehrt!«, sagte Frido freundlich. »Das siehst du schon daran, dass die
Alte Eiche in Frankfurt ist und nicht in Offenbach. Außerdem, was soll das
schon heißen, anstrengend?«, nahm er das eigentliche Thema wieder auf. »Was ist
anstrengend?«
»Das
Magical-Mystery-Ding, jetzt hör doch mal zu, Frido! Und ich hab ja nicht nur
gesagt, dass das anstrengend wird. Ich habe gesagt …« Spaka HNO nahm einen
großen Schluck Apfelwein und sah sich zufrieden um, ob auch alle zuhörten. Er
war ein dicker, freundlicher Typ, ich kannte ihn von früher, aus dem alten BummBumm,
da war er manchmal hingekommen und hatte aufgelegt, einen ziemlichen
Brettersound, brachial geradezu, das hatte man ihm wahrlich nicht angesehen,
dass er so einen harten Sound am Start hatte, und ansonsten war er ein
Partytier der Sonderklasse gewesen, mit ihm hatte kaum einer mithalten können,
außer mir natürlich, »… ich habe gesagt, dass man die Dinge nicht vermischen
soll. Tournee, das ist was für Rocker, habe ich gesagt, und wenn man sowas als
DJ-Truppe macht, dann funktioniert das nicht. Diese Rocktypen, die treten
abends zwei Stunden auf und dann werden die wieder eingepackt und weitergefahren,
das ist easy. Die pennen den ganzen Tag oder nehmen Drogen oder was und nach
zwei Stunden auf der Bühne sind die durch und gehen ins Hotel. Außerdem nehmen die
keine Drogen mehr, das sind doch jetzt alles Weicheier. Aber du kannst
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