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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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nicht
zwei Wochen lang durchraven, das läuft nicht, das bringt einen doch irgendwann
um. Ich meine, schaut euch doch mal an, ihr seht doch scheiße aus!«
    »Aber wir
raven doch gar nicht zwei Wochen durch«, sagte Raimund. »Wir haben doch auch
freie Tage. Heute zum Beispiel. Und gestern!«
    »Ja, aber
das ist ja noch schlimmer«, sagte Spaka HNO. »Freie Tage, das bricht so einer
Tournee das Genick, da kannst du jeden Rocker fragen. Man soll die Sachen nicht
vermischen, Raimund. Der Rocker geht auf Tournee und der Raver legt am
Wochenende auf, so sieht’s aus.«
    »Vielleicht
sollte Ferdi mal was dazu sagen«, sagte Raimund. »Ferdi, sag du doch mal
was?!«
    »Ich hätte
auch gerne so einen Apfelwein«, sagte Ferdi. »Aber pur.«
    »Sag ich
doch!«, sagte Schöpfi.
    »Ich hol
dir ein Glas«, sagte Raimund und stand auf. »Ich geh rüber und hol dir ein
Glas. Aber dann musst du auch mal was dazu sagen, ich kann das nicht, das ganze
theoretische Zeug.«
    »Da bin ich
aber mal gespannt«, sagte Frido. Raimund ging derweil in die Tiefe der
Gaststätte, um den Kellner zu suchen. Von draußen fiel das fahle Tageslicht
durch die Butzenscheiben und verwandelte das staubige Innere der Alten Eiche in
eine gelbe Unterwasserwelt, und darin wie gemalt an einem langen Tisch die
beiden Frankfurter und wir, die BummBumm-Leute, ein schönes Tableau war das in
diesem unwirklichen Licht, dazu Raimund, der zurückkommend kurz vor seinem
Stuhl stehend innehielt und Ferdi auffordernd ansah, der gerade seinen Kaffee
mit weit in den Nacken geworfenem Kopf aus trank, es hätte auch ein flämisches
Gemälde aus dem 17. Jahrhundert sein können, Titel vielleicht »Der Kaffeetrinker«
oder »Rauer beim Apfelwein« oder »Das Gipfeltreffen«, und das gefiel mir
natürlich, das versöhnte mich mit meiner Müdigkeit und der stumpfen Idiotie der
Apfelsafttrinkerei, und alle warteten nun auf Ferdi, auch Holger und Basti und
Rosa und Sigi und Anja und Dubi, sie waren alle aus ihrer Lethargie erwacht und
schauten erwartungsvoll auf Ferdi, der seine Tasse auf die Untertasse stellte
und von sich wegschob, gerade rechtzeitig, um das Glas von Raimund
entgegenzunehmen und sich da hinein von Frido aus einem großen Bembel Apfelwein
eingießen zu lassen. Er nahm einen Schluck, dann noch einen, ließ das Getränk
im Mund herumrollen, schluckte es herunter, schaute nach links, schaute nach
rechts, und dann sagte er:
    »Ich finde
es schade, dass wir nicht bei euch im JLH spielen durften, das mal gleich
vorweg, Spaka, ich war enttäuscht und ich bin es noch! Magical Mystery wäre gut
bei euch gelaufen und eigentlich kann man keine Ravetour machen, ohne nach
Frankfurt zu kommen. Und ich war deswegen sauer auf euch und bin es noch und
eigentlich wollte ich heute gar nicht hierherkommen. Na gut, andererseits ist
das mit diesem Äppelwoi-Kram und den Schäufelchen und den Leiterchen eine gute
Sache und ihr liegt auf dem halben Wege zwischen München und Hamburg. Aber ich
muss mal eins sagen: Es ist nicht richtig, dass ihr, bloß weil ihr ein
schlechtes Gewissen habt, jetzt mit so fadenscheinigen Argumenten um die Ecke
kommt von wegen Raver machen dies, Rocker machen das, das ist doch alles nur
vorgeschobener Scheiß. Die Wahrheit ist doch, dass ihr arrogant seid, und
Arroganz hat auch immer was mit Angst zu tun. Ihr glaubt, oder ihr behauptet
jedenfalls immer zu glauben, wir hätten das alles neu erfunden und dass es da
keinen Zusammenhang gibt zwischen unserem Ding und allem, was früher mal lief,
sagen wir mal: den Beatles und diesem Magical-Mystery-Ding, das bei ihnen voll
in die Hose ging, so wie bei uns ja irgendwie auch, aber auch irgendwie nicht,
denn ehrlich mal, man kann ja sagen, dass Magical Mystery bei den Beatles in
die Hosen ging, aber dabei kam ein Film raus und eine Platte und da sind nicht
die schlechtesten Lieder von den Beatles drauf. Aber ich weiß schon«, Ferdi
hob eine Hand, um jede mögliche Unterbrechung im Keim zu ersticken, »ich weiß
schon, das hat ja mit uns alles nichts zu tun, weil wir ja das große neue Ding
sind und so, aber das ist nur die halbe Wahrheit, weil nämlich alles irgendwo
einen Halt braucht, auch und gerade das Neue, denn neu an sich ist keine große
Sache, Spaka, der heiße Scheiß von heute ist der kalte Scheiß von morgen, und
wenn wir den Leuten nichts geben, woran sie sich innerlich aufrichten können,
dann wird von uns nichts bleiben, und deshalb haben wir instinktiv immer
dieses psychedelische Hippie-Ding am

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