Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Spaßbremsending
wäre, das einem die ganze Abstinenzsause erst wirklich verleiden würde, weil
man, wenn man mit sowas erst einmal anfing, genausogut gleich wieder in die
Clean-Cut-1-Ghettos dieser Welt zurückkehren konnte, und ich war froh, dass
mir das rechtzeitig einfiel, und dann bestellte ich ihnen noch je einen
Schnaps und mir eine Apfelschorle und dachte, dass es doch irgendwie gerade gut
war, dass sie so unbeschwert saufen konnten, weil es ja einen gab, der auf sie
aufpasste und sie nach Hause fahren konnte, und als sie auf der Rückfahrt
einschliefen, drehte ich die Bummbumm-Musik lauter und nahm die Autobahn,
damit sie möglichst schnell in ihre Betten kamen!
57. Das Gipfeltreffen
»Wir
hätten auf euch
hören sollen«, sagte Raimund, und er sagte es nicht zum ersten Mal an diesem
Nachmittag. »Ich habe die ganzen letzten Tage immer wieder gesagt: Wir hätten
auf die Frankfurter hören sollen.« Dazu hob er ein Glas mit Apfelwein und stieß
mit Spaka HNO und Frido an, dass es schepperte. Wir waren in der Apfelwein-Kneipe
»Zur alten Eiche« in Frankfurt-Sachsenhausen, Raimund hatte das mit seinem
Funktelefon von der Autobahn aus organisiert, »Wir müssen die Frankfurter
treffen, sonst ist das nicht Magical Mystery«, hatte er zu Ferdi gesagt, weil
Ferdi lieber »die Straße wie Spaghetti fressen« wollte, er hatte oben im
Komabrett gelegen und auf Raimund hinuntergeschaut, während sie sich darüber
gestritten hatten, Ferdi fühlte sich »nicht so nach den Frankfurtern«, wie er
sagte, er wollte bloß noch ankommen, aber die anderen, die auch ziemlich
schlapp im Auto herumhingen und schon bei Ingolstadt die erste Pause hatten
machen wollen, waren auf Raimunds Seite gewesen, »Bloß mal raus hier!« und
»Nicht immer Autobahn!« hatten Dubi und Anja gerufen, und Basti und Holger, die
als einzige zwar schwach, aber gutgelaunt mit dem Kopf zum Mixtape nickten, das
auf Autoreverse hin- und herlief und für das keiner verantwortlich
sein wollte, »Dann hat es wohl der Storch gebracht!«, hatte Raimund gesagt,
bevor er sich mit Ferdi über die Frage, ob wir nach Frankfurt hineinfahren sollten,
in die Wolle gekriegt hatte, Basti und Holger jedenfalls riefen »Frankfurt,
Frankfurt, geil die Leute vom JLH«, sie sprachen das englisch aus, und da hatte
Ferdi, der sich »irgendwie wie ausgekotzt« fühlte und eigentlich im Auto
liegenbleiben und sich ausruhen wollte, nachgeben müssen, aber er hatte zur
Bedingung gemacht, dass man wenigstens Dave und Hans nicht Bescheid gab, die
hätten ihm gerade noch gefehlt, und so waren wir also in der Alten Eiche
gelandet bei Fleischgerichten, die »Schäufelchen« und »Leiterchen« hießen und
die uns Frido und Spaka HNO, die beiden Frankfurter, auf die wir Raimund
zufolge hätten hören sollen, wärmstens ans Herz gelegt hatten, ebenso wie den
Apfelwein, von dem alle schon ordentlich was intus hatten, wenigstens nahmen
sie ihn mit Mineralwasser, also gespritzt, bis auf Schöpfi, der ihn pur aus
dem Krug in sein Glas schüttete, gegen alle Warnungen der Frankfurter, auf die
wir hätten hören sollen, Raimund wurde nicht müde, das immer und immer wieder
zu sagen und dabei mit abgenagten Leiterchen-Knochen zu winken, während Ferdi
müde dabeisaß und an einem Kaffee nippte und sauer war, weil er und nicht ich
bei der Getränkebestellung einen Rüffel bekommen hatte, denn er hatte, »wider
besseres Wissen«, wie die Frankfurter ihm vorgehalten hatten, »Er kennt doch
die Alte Eiche!«, Bier gewollt, und der Kellner, der Frido immer zärtlich auf
den Kopf patschte, wenn er an ihm vorbeikam, hatte ihn hämisch ausgelacht und
ihm gesagt, wenn er Bier wolle, dann solle er doch in eine Bierkneipe gehen,
und Frido und Spaka HNO hatten mitgelacht und jetzt sagte Ferdi gar nichts
mehr, aber Raimund sprach zum Ausgleich für zwei, wenngleich er dabei etwas
monothematisch unterwegs war, der alte Dampfplauderer, denn im Wesentlichen
sagte er nur immer und immer wieder, dass er immer schon gesagt habe, dass wir
auf die Frankfurter hätten hören sollen, und sogar Frido und Spaka HNO, die
sich anfangs darüber gefreut hatten, zeigten jetzt erste
Ermüdungserscheinungen.
Und müde war auch ich, ich hätte gerne ein
kleines Nickerchen gemacht vor der noch vor uns liegenden Überwindung der
Deutschen Mittelgebirgsschwelle, Kasseler Berge und so weiter, das war das
andere große Thema von Raimund gewesen, die Deutsche Mittelgebirgsschwelle und
dass es nur einen Weg von Süd nach Nord gebe,
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