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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Zoohandlung gefahren, um
nochmal Streu und Heu zu kaufen, und dort hatten sie auch ein Gespräch mit dem
Zoohändler angefangen und ihn über die Möglichkeiten ausgefragt, für den
toten Lolek einen gleichaltrigen Ersatz aufzutreiben, und dabei hatten sie
immer auf mich geschielt, ob ich auch zufrieden war. Ich fühlte mich wie ein
Scheidungskind zu Weihnachten.
    »Was seid
ihr denn für Typen?«, sagte Gudrun. Und zu mir: »Sind das deine Leibwächter
oder sind das so Sektenheinis, die dich bewachen?«
    »Das sind
Raimund und Ferdi«, sagte ich. »Raimund und Ferdi, das ist Gudrun.«
    Raimund und
Ferdi hoben die Hände und grüßten.
    »Hallo!«, sagten sie.
    »Hallo auch
euch«, sagte Gudrun.
    »Du bist
also Gudrun, ja super, wir haben schon viel von dir gehört«, sagte Raimund.
    »Ich
nicht«, sagte Ferdi.
    »Wohl. Aber
nur Gutes«, sagte Raimund.
    »Ich würde
euch ja einen Kaffee anbieten und mich mit euch unterhalten«, sagte Gudrun, »aber
ich hab’s eilig.«
    »Bist du
eine von den Drogies oder bist du eine von den Betreuerinnen?«, sagte Ferdi.
»Ich frage aus einem bestimmten Grund!«
    »Eine von
den Betreuerinnen.«
    »Ich hab da
nämlich eine Frage«, sagte Ferdi und hob einen Zeigefinger wie ein Schüler.
»Wenn ihr mal so schlechte Laune in der Truppe habt, was macht ihr dann? Ich
meine so an Sonntagen oder so? Wo kann man denn hier mal was unternehmen? Wir
waren jetzt schon Fisch essen und Hafenrundfahrt, aber wir brauchen für heute
auch nochmal irgendwas, was alle zusammenschweißt, du weißt schon!«
    »Was ist
das für eine komische Sekte?«, sagte Gudrun zu mir. »Sind das die Adventisten
der guten Laune?«
    Ich musste
lachen. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Gudrun auch für Witze gut war.
    »Das sind
die Chefs von BummBumm Records«, sagte ich. »Wir machen gerade eine Magical
Mystery Tour!«
    »War die
nicht von den Beatles?«, sagte Gudrun. Sie nahm eine Jacke von der Garderobe,
zog die Tür zu und schloss ab. »Naja, ich bin jedenfalls froh, wenn Werner
wieder da ist. Hättest du die ganze Nummer nicht abziehen können, wenn ich
wieder weg bin? Werner ruft dauernd an und ist total gestresst. Die ganze
schöne Supervision war umsonst, wenn du mich fragst, und vom Urlaub hat er
auch nichts. Das ist deine Schuld, Karl Schmidt. Deine ganz alleine. Kannst du
nicht mal mit ihm reden?«
    »Wie
denn?«, sagte ich. »Er ruft ja nicht mehr an!«
    »Was ja wohl kein Wunder ist!«
    »Kann ich
mal Lolek haben?«, sagte Raimund und streckte
die Hände aus. Ich gab ihm den Schuhkarton.
    »Wo wollt ihr denn jetzt hin?«,
sagte Gudrun. »Wie lange geht
denn euer Magical-Mystery-Quatsch noch?«
    »Heute Abend legen wir in Hamburg auf,
und dann fahren wir noch auf die Springtime«, sagte Raimund.
    »Soso. Und was ist das?«
    »Springtime!
Der große Rave! Essen! In Essen! In der Ruhr-Emscher-Halle. Der Rave. Die
Springtime!«
    »Wir
bringen Charlie heil wieder zurück«, sagte Ferdi. »Keine Angst. Wir passen auf
ihn auf.«
    »Ich
verstehe nur Bahnhof«, sagte Gudrun, »und das kann auch ruhig so bleiben. Du wirst
schon wissen, was du tust, Karl. Nur Werner tut mir leid. Werner hat das nicht
verdient!«
    »Ich rede
mit ihm«, sagte ich.
    »Versprochen?«
    »Ja!«
    »Okay!«
Gudrun strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die der Wind aus ihrer
Pferdeschwanzfrisur gelöst hatte. Es wehte in Hamburg, dass die Hosenbeine knatterten.
Bolek scharrte in seiner Schachtel mit den Füßen.
    »Ich hatte
noch die Frage«, sagte Ferdi.
    »Welche
Frage?«
    »Was man
noch so machen kann, wenn man den Tag rumbringen will. Und wenn man schon Fisch
essen war und eine Hafenrundfahrt gemacht hat.«
    »Hafenrundfahrt
und Fisch essen?«, sagte Gudrun. »Das ist doch gut. Macht das doch einfach noch
einmal! Ihr seid doch so Tekkno-Typen, ihr macht doch sowieso immer dasselbe,
da könnt ihr auch nochmal auf die Barkasse gehen. Und Fisch essen ist gesund!«
    »Techno
bitte«, sagte Raimund. »Wir sagen Techno, nicht Tekkno.«
    »Ich
dachte, das heißt immer Tekkno«, sagte Gudrun. »Mit drei k oder so.«
    »Bei
anderen vielleicht, aber bei uns nicht! Wir sagen immer Techno!«, sagte Ferdi.
    »Dann sage
ich ab jetzt auch immer Techno«, sagte Gudrun. »Ihr seid ja lustige Vögel.«
    »Ja, und da
musst du uns erst mal sehen, wenn wir in Form sind«, sagte Raimund. »Heute ist
ja eher so die Luft raus!«
    »Lieber
nicht«, sagte Gudrun.
    »Gute Idee,
das mit der Hafenrundfahrt«, sagte Ferdi. »Einfach noch einmal dasselbe

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