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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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machen.
Das ist genau das, worauf man nicht kommt, was aber total logisch ist: Einfach
noch einmal dasselbe machen.«
    »Sag ich
doch«, sagte Gudrun. »Da steht ihr Technotypen doch drauf!«
    Und damit
ging sie. Wir schauten ihr nach und lauschten dazu dem Heulen des Windes, der
um die Altonaer Hausecken wirbelte.
    »Geniale
Frau«, sagte Ferdi. »Einfach dasselbe noch einmal machen – wie klug ist das
denn?!«
    »Ich weiß
nicht«, sagte Raimund. »Vielleicht ein bisschen viel Wind heute für eine
Hafenrundfahrt. Mir ist gestern schon schlecht geworden.«
    »Mal
sehen«, sagte Ferdi. »Jetzt erstmal ein neues Meerschweinchen holen. Nennen
wir das dann auch Bolek?«
    »Aber immer«, sagte Raimund.

66. Poppenbüttel
    »Ich bin
gegen Bolek«, sagte
Rosa, »das ist doch makaber, dann tut man doch so, als ob diese Meerschweinchen
total austauschbar wären. Wir werden doch wohl noch in der Lage sein, uns einen
neuen Namen für ein Meerschweinchen auszudenken!«
    »Finde ich
auch«, sagte Holger. »Bolek geht auf keinen Falb«
    »Bolek geht
schon deshalb nicht«, sagte ich, »weil Bolek noch lebt!«
    Wir waren
wieder alle zusammen, aber statt noch eine Hafenrundfahrt zu machen, wie Ferdi
eigentlich gewollt hatte, waren wir auf dem Weg nach Poppenbüttel, um ein neues
Meerschweinchen zu besorgen, denn Ferdi sollte, wie Raimund es nannte, »mal
lieber den Kopf unten und den Ball flach halten, denk an Schrankenhusen-Quatschel«,
und alle hatten dem zugestimmt, »nie wieder Hafenrundfahrt« hatte Schöpfi
gerufen, und alles, was Ferdi noch hatte anbringen können, war ein mauliges
»Aber wenigstens hinterher nochmal Fisch essen« gewesen, was Raimund mit einem
gönnerhaften »Vielleicht, mal sehen, wenn du brav bist, Ferdi« beschieden
hatte, und so, wie sich die Fahrt nach Poppenbüttel hinzog, war schon mal klar,
dass es ein spätes Fischessen werden würde, Hamburg hörte
und hörte einfach nicht auf, wir fuhren und fuhren und fuhren durch Knatterwind
und Regen einem Poppenbüttel entgegen, das lange Zeit nicht näherkommen
wollte, und dort angekommen kurvten wir, immer schön den Stadtplan zurate
ziehend, kreuz und quer durch die Vorstadthölle auf der Suche nach einer Straße
namens »Grotenkniepen«, die nicht einfach zu finden war, jedenfalls nicht für
uns, eine »Wagenladung verpeilter Raver, die von einem Halbirren gefahren«
wurde, so hatte Sigi das in einem Anfall schlechter Laune genannt, als wir
gerade das dritte Mal an der Kreuzung Henningstwiete und Kakenfleet landeten
und der Stadtplan für das weitere Vorgehen von Basti an Raimund wechselte, der,
wie er sagte, »der verdammten Folkloresauerei hier mal ein Ende machen« wollte.
Schließlich klappte das auch und wir gelangten an ein Haus mit der richtigen
Grotenkniepennummer und Raimund sagte zu Ferdi, dass es nun Ferdis verdammte
Schrankenhusen-Wiedergutmachungspflicht sei, mit den anderen zusammen in das
Haus zu gehen und ja nicht ohne ein Meerschweinchen wieder herauszukommen,
wobei ich zu bedenken gab, dass man mit dem Züchter ja auch darüber verhandeln
könne, ob er nicht lieber Bolek zu sich nehmen wolle, dann wäre Bolek ja nie
wieder allein und könne dort sein Gnadenbrot kriegen, aber da war Holger dann
dagegen, er wollte sich nicht noch einmal von Bolek trennen, beim letzten Mal
habe er das schon fünf Minuten später bereut, irgendwie sei Bolek ja auch ein
Stück Lebensgeschichte, und ich hielt ab da lieber die Klappe und ging auch
nicht mit rein, ebensowenig wie Raimund, der zwar alle anderen mit den Worten:
»Nun aber mal ein bisschen gemeinschaftliche Aktion, tut es für Bolek!«, aus
dem Auto und in das Haus mit dem Meerschweinchenzüchter scheuchte, selber aber
auf dem Beifahrersitz sitzenblieb. Und als er sah, dass sich Anja und Dubi auf
der hintersten Rückbank versteckt hatten, wurde er grob und sagte, wer nicht
mit zum Meerschweinchenholen gehe, würde später auch keinen Fisch bekommen,
und als Anja erwiderte, dass sie Vegetarierin sei, konterte er das mit den
Worten, sie solle das Meerschweinchen ja auch nicht essen, sondern aussuchen
helfen, woraufhin die beiden widerwillig das Auto verließen und den anderen
durch die Gartenpforte des Meerschweinchenzüchterhauses hinterherliefen.
    »Endlich«,
sagte Raimund, als wir allein waren. »Wollte mal in Ruhe mit dir reden,
Charlie. Das ist doch alles scheiße!«
    »Was
alles?«, sagte ich.
    »Na alles.
Vor allem Schrankenhusen-Dingsda! Ich wollte mal in Ruhe mit dir reden,
Charlie. Schau

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