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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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hinter das Steuer und zündete mir eine Zigarette an und schaute in die
Nacht. Es war erst ein Uhr. Die Tür der Discothek ging auf und drei Rollstuhlfahrer
kamen herausgerollt, bei ihnen war noch ein Fußgänger, der hielt ihnen die Tür
auf und lief dann voraus zu zwei Transportern, die weiter unten auf dem
Parkplatz standen. Bei einem davon öffnete er die Hecktüren und klappte eine
Rampe aus. Dann schob er die Rollstuhlfahrer nacheinander die Rampe hinauf in
das Auto, klappte die Rampe wieder ein, schloss die Hecktüren, setzte sich auf
den Fahrersitz und fuhr davon. Kurze Zeit später kamen Schöpfi und Sigi aus
der Disco. Sie staksten breitbeinig und sich mit ihren Plattentaschen abmühend
zu dem anderen Transporter, probierten bei ihm die Türen aus und schauten durch
die Fenster. Ich stieg aus und rief: »Hierher, Leute!«
    »Ich dachte
schon!«, rief Sigi, als sie bei mir ankam, in den Wind. »Ich dachte schon, du
hättest dich einfach verpisst.«
    »Charlie
doch nicht«, sagte Schöpfi. Er öffnete die Schiebetür und stieg ein und warf
sie hinter sich zu.
    »Arsch«,
sagte Sigi, und es war nicht klar, ob sie damit mich oder Schöpfi meinte. Dann
öffnete sie die Beifahrertür und setzte sich nach vorne. Ich stieg auch wieder
ein. Sigi starrte auf den Parkplatz und sagte nichts.
    »Hör mal,
Sigi«, sagte ich, » ich würde schon gerne mal wissen, wie ihr beide es
hinkriegt, dass ihr einen weißen Transporter mit Rollstuhlschild hintendran mit
einem blauen Transporter mit Komabrett verwechselt.«
    »Wir hatten
das Rollstuhlschild nicht gesehen«, rief Schöpfi von hinten, »das war alles
meine Schuld, ich bin gleich auf das andere Auto los, ich dachte, das wäre ganz
klar unser Auto, nicht schimpfen, Charlie!« Er steckte den Kopf nach oben ins
Komabrett. »Was ist denn hier los?«, hörte ich ihn gedämpft rufen. »Rückt mal
ein bisschen, ich bin müde.« Dann kletterte er nach oben, und der Wagen
schwankte.
    Sigi
starrte währenddessen durch die Windschutzscheibe hinaus in die Nacht.
    »Wie war’s
denn so?«, sagte ich.
    Sigi
grunzte. Dann sagte sie: »Hast du mal eine Kippe?«
    »Tabak«, sagte ich.
    »Sieht dir
ähnlich!«
    Ich reichte
ihr meinen Tabak rüber. »Sag mal, Sigi, was hast du eigentlich gegen mich? Das
ist doch nicht wegen damals, oder?«
    »Was
damals?«
    »Na damals.
So vor sechs Jahren oder wann das war. Da stand noch die Mauer.«
    »Wieso
sollte ich wegen der Mauer auf dich sauer sein.«
    »Nein, ich meine das mit dem,
also wo wir da mal …«
    »Nein, haben wir nicht!«
    »Nicht?«
    »Nein! Denk
gar nicht erst dran. Hat’s nie gegeben!«
    »Ich dachte aber …«
    »Nein. Da
war nichts, Karl Schmidt.«
    »Dann ist
ja alles im Lack, Sigi.«
    »Aber
immer! Ich bin nur scheiße drauf, das ist alles.«
    »Wieso?«
    »Das musst
du nicht wissen, Charlie. Nimm’s einfach nicht persönlich. Hat nichts mit dir
zu tun. Guck mal da!«
    Die
Discotür ging auf und drei Leute in Rollstühlen kamen herausgerollt. Diese aber
rollten nicht selber, wie die drei zuvor, sondern sie wurden geschoben, ihre
Rollstühle waren auch viel größer und ihre Benutzer lagen mehr darin, als dass
sie saßen und geschoben wurden sie von Raimund, Ferdi und einer Frau. Auf den
Rollstühlen, die Ferdi und Raimund schoben, lagen auch ihre Plattenkoffer,
festgehalten von den Leuten darin. Sie rollten zu dem letzten anderen
Transporter und Ferdi und Raimund halfen beim Einladen der Rollstühle, und als
alles getan und festgezurrt und die Plattenkoffer zurückgenommen und die
Rollstuhlleute verabschiedet und die Türen geschlossen waren, schüttelten sie
der Frau noch die Hand und kamen zu uns herüber.
    »Ich geh
mal nach hinten zu Anja und Dubi«, sagte Sigi und kletterte über den
Beifahrersitz nach hinten. Raimund und Ferdi öffneten die Beifahrertür und
setzten sich neben mich.
    »Frag
nicht«, sagte Raimund zu mir, als er einstieg.
    »Ich fand’s
eigentlich mal ganz …«, sagte Ferdi, aber Raimund unterbrach ihn: »Kein Wort,
Ferdi. Ich will keinen Streit. Ich will, dass BummBumm Records lebt und blüht
und gedeiht, und deshalb will ich jetzt keinen Streit mit dir, Ferdi.«
    »Du hast
das einfach nicht richtig …«
    »Nein,
Ferdi, danke. Aber nein. Sag nichts!«
    »Ich fahr
dann mal«, sagte ich.
    »Ja,
bitte«, sagte Raimund.
    »Ich fand’s
eigentlich …«
    »Kein Wort!
Schwamm drüber, Ferdi!«
    »Ich fand’s
aber …«
    »Kein
Wort.«
    »Okay.«
    Ferdi stand
auf, kletterte über den Sitz und stieg

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