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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Mittag
bezahlen, ich gehe jetzt nach Hause und bin erst um dreizehn Uhr wieder da.«
    »Sehr
gerne, Frau Schmidt«, sagte ich. »Nur eine Bitte hätte ich noch: Könnten Sie
bitte das Telefon noch einmal freischalten?«
    »Na gut,
aber ich kann das erst nach dem Mittagessen abrechnen.«
    »Es eilt
mir nicht damit, Frau Schmidt«, sagte ich.
    »Sie sind
ein Scherzbold«, sagte sie, aber sie gab mir die Leitung frei.
    »Wissen
Sie, wo die Küche ist, Herr Niemeyer? Ich würde liebend gerne dort mit Ihnen
hingehen und Sie vorstellen, habe aber vorher noch ein dringendes Telefonat zu
erledigen.«
    »Nicht
nötig, Herr Schmidt, ich war vorhin schon dort und habe mich vorgestellt, Frau
Dr. Selge war so freundlich, mich ein wenig herumzuführen.«
    Ich winkte
ihm nach, als er hinausging. Dann wählte ich Raimunds Funknummer. Er ging ran
und meldete sich mit den Worten: »… verdammt, wo denn nun, ist das jetzt so,
wenn schon mal einer, hier oder was, oder schon dran, hallo?!«
    »Hallo Raimund,
Karl hier.«
    »Welcher
Karl?«
    »Charlie!
Du wolltest, dass ich dich anrufe!«
    »Charlie!
Ich fass es nicht. Und du rufst auf dem Funkding an, das ist doch arschteuer!«
    »Ich scheue
keine Kosten, Raimund. Aber vielleicht sollte man sich dann mal beeilen!«
    »Ach so, ja
klar, also pass auf: Wir brauchen dich! Wir haben ab
nächste Woche Mittwoch da ein Ding laufen, das heißt Magical Mystery Tour.«
    »War das
nicht von den Beatles?«
    »Genau, das
ist ja genau das Ding, das haben die Beatles auch schon mal gemacht.«
    »Was war
das nochmal gewesen?«
    »Das ist
jetzt … omp … ziert.« Die Qualität des Gesprächs wurde schlechter. Nicht,
dass Raimund leiser wurde oder es gerauscht hätte, im Gegenteil, es gab kein
Rauschen bei diesem Gespräch, das war seltsam, wenn wir beide schwiegen, hatte
ich gleich das Gefühl, die Verbindung sei gestört, weil es im Äther gar nicht
rauschte, wahrscheinlich gab es keinen Äther bei den Dingern, unheimlich.
Gottseidank schwieg Raimund nie lange. »Da ühr … je … u … eit«, sagte er
nun, seine Stimme wurde regelrecht zerhackt.
    »He
Raimund«, rief ich.
    »… art«,
sagte Raimund. Dann war eine Zeitlang nichts zu hören, dann sagte er: »Jetzt
besser so?«
    »Ja.«
    »Bin
rausgegangen aus dem Laden.«
    »Super,
Raimund. Also Magical Mystery Tour«, brachte ich ihn zurück zum Thema.
    »Ja, genau,
wir brauchen dich da, Charlie. Ich mach’s kurz, wer weiß, wann das Ding hier
wieder abkackt, jedenfalls zweitausend Mark auf die Kralle, kein Ding.«
    »Wie jetzt,
wieso zweitausend Mark?«
    »Für den
Job. Dauert zehn Tage oder so, hab ich noch nicht zusammengerechnet.«
    »Was für
ein Job?«
    »Wir
brauchen einen, der sich um alles kümmert, der uns fährt und auf das Geld
aufpasst und auf uns auch und dass wir weiterkommen und was weiß ich alles.«
    »Und wieso
ich?«
    »Das war
Ferdis Idee, weil du nichts nehmen darfst. Ich hab ihm erzählt, dass du nichts
nehmen darfst. Oder war es doch meine Idee? Weiß ich nicht mehr. Du darfst doch
nichts nehmen, das hab ich doch richtig verstanden, oder?«
    »Ja, also
nein, darf ich nicht.«
    »Jedenfalls
hatten wir dann die Idee, dass wenn du nichts nehmen darfst, dann bist du doch
der ideale Mann dafür. Ich meine, wir können uns ja unmöglich von irgendeinem
Verstrahlten durch die Gegend fahren lassen! Da kann ich ja gleich … – was
weiß ich, da kann ich ja gleich selber fahren oder so, ich meine, von unseren
Leuten kann man da keinem trauen, die erzählen alles mögliche und dann
treffen sie sich auf dem Klo oder kaufen sich irgendeinen Scheiß an der Ecke
oder kriegen was geschenkt oder saufen, weil’s was umsonst gibt, vor allem die
Hostis, wenn die was umsonst kriegen, und irgendwas gibt’s ja immer umsonst,
ich geb dir mal Ferdi … – Ferdi, nimm du mal den Knochen, ich kann nicht
mehr, du musst Charlie jetzt mal überzeugen, echt mal«, schrie er durch die
Gegend, wahrscheinlich in das Restaurant hinein, aus dem heraus er gerade an
die frische Funkluft getreten war, »warte«, sagte er zu mir, »bleib dran,
Charlie, Ferdi steht schon auf, gleich ist er da, ich hab auch Hunger
irgendwie, Ferdi kann das alles viel besser erklären, jedenfalls zwei Mille
auf die Kralle, wenn du willst, auch die Hälfte im Voraus, ich vertrau dir,
Ferdi, hier!«
    »Charlie?«
    »Hallo
Ferdi.«
    »Charlie,
du musst uns helfen. Das mit den zwei Mille ist wahr. Kannst du nicht Montag
nach Berlin kommen und dann ab Dienstag bei uns

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