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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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wie
einfach das ist und wie toll aber auch, wie banal und wie unerreichbar gut, und
man wusste, dass man bei sowas Tollem dabei sein wollte und mir wurde ein
bisschen wehmütig zumute, als ich zusah, wie Ferdi sich zum Faxgerät
durchkämpfte, einem Mädchen, das dort mit Zetteln stand, diese aus den Händen
riss, damit zum Kopierer, der gleich in der Nähe stand, ging und sie
drauflegte, sich Kopien von den Zetteln machte und dann die Originale dem
Nächstbesten, der neben ihm stand, in die Hände drückte und mit den Kopien zu
mir zurückkam und mit mir und den Kopien, die er in der Hand über den Kopf
hielt wie eine Trophäe beim Indianerspiel, zu seinem Schreibtisch zurückging, dabeisein
ohne drinsein, das war meine erste Schlumheimer-Installation gewesen, und
sie hatte genau die Energie versprüht, die auch hier den ganzen Raum erfüllte, dabeisein ohne drinsein war ein Versprechen gewesen, das ganze Leben
betreffend, keine Ahnung, wie Schlumheimer das gemacht hatte, dass von einem
Haufen aufeinandergeschichteter Stühle und Tische so eine Energie ausging,
bloß Stühle und Tische, um die herum er im Abstand von
etwa zwei Metern mit Pylonen und rotweißem Flatterband eine Absperrung gezogen
hatte wie um sicherzustellen, dass man sich nicht daran verbrannte, eine Absperrung,
von der man nicht wirklich wissen konnte, ob sie zur Installation dazugehörte
oder einfach nur eine Absperrung war wie im Museum, schließlich stand das Ding
in der Zone, ich hatte ihn dazu mal befragt, das war heikel gewesen, er redete
mit uns Kleinen ja nicht und wir trauten uns auch kaum, ihn anzusprechen, davon
kam nur Ärger, entweder war er besoffen und kindisch oder verkatert und
überheblich, jedenfalls hatte ich ihn mal in einem übermütigen Moment gefragt,
ob das Absperrding nun fest dazugehörte oder nur für die Zone gemacht war, um
die ganzen Penner da fernzuhalten, und er hatte gelacht und mich angeguckt,
als ob ich bescheuert wäre, dabei hatte ich die Frage eigentlich ziemlich gut
gefunden, man muss doch über sowas mal reden können, hatte ich gedacht,
jedenfalls hatte Schlumheimer gelacht und mich angeguckt wie einen Deppen, und
dann war er wortlos weitergegangen, der blöde Wichser, und später hatte er das
Ding in Essen noch einmal ausgestellt, und ich hatte mir den Katalog besorgt,
und siehe, die Absperrung war noch dabei, das hätte er doch sagen können, dass
die fest dazugehörte, der Arsch.
    Ferdi saß mittlerweile wieder hinter
seinem Schreibtisch und am Nebentisch saß immer noch Dave und im Hintergrund
wurde ein Kühlschrank aufgemacht, da holten die Leute Sektflaschen raus und
gossen sich Papierbecher mit dem schaumigen Kram voll und stießen damit an und
jemand drehte auch endlich mal die Bummbumm-Musik, die schon die ganze Zeit
gelaufen war, lauter, und ich musste rufen, als ich fragte: »Wie sieht’s aus,
Ferdi?«
    »Wir sind
auf zwei, fünf, sechs, neun, fünfzehn und achtundzwanzig«, rief Ferdi.
»Maischa, die alte Pottsau, ist immer noch der auf Eins, ich hasse das! Aber
rate mal, wer auf der Fünfzehn ist?«
    »Woher soll
ich das wissen?«
    »Hosti
Bros!« Er lachte. »Holger und Basti. Mit Hosti Brosti!«
    Im
Hintergrund nahm
die Party Fahrt auf, analog zum Lauterwerden der Musik drehten auch die
Gespräche auf, das ganze Haus bebte vom Bummbumm und es war auch nicht mehr so
loungiges Zeug, das da gespielt wurde, irgendjemand hatte was anderes
aufgelegt und noch lauter gemacht und die kleinen Spaßvögel zwitscherten lustig
umeinander und ich hatte sie plötzlich, während ich sie betrachtete, ziemlich
lieb, weiß auch nicht, wo das plötzlich herkam, ich kannte sie ja gar nicht.
    Ferdi
blätterte derweil in seinen Zetteln herum.
    »Aber keine
Alben«, rief er. »Einfach keine Alben. Die Leute von Magnetic können Alben, und
die anderen auch alle, aber wir haben immer nur Singles und Compilations.« Ich
beobachtete weiter die Party. Manche Leute umarmten sich, und sie stießen immer
noch lautlos mit ihren Papierbechern an, einen sah ich, der dabei »bing« sagte,
nicht dass ich es hörte, aber man sah es an seinem Mund, jedesmal, wenn er mit
seinem Pappbecher mit irgendwem anstieß, dann sagte er »bing«, es war Holger
von Hosti Bros. Er stieß mit den Leuten an und sagte »bing«. Irgendwie
erinnerte mich das an den jungen Karl Schmidt, der hätte es genauso gemacht.
Holger bingte sich durch die Leute, und dann fiel mir auf, dass er dabei immer
zu uns rüberguckte, und ich schaute schnell weg, das

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