Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Zustellbetten gestellt kriegten, obwohl wir nur
zwei gebraucht hätten, weil Dave ja nicht mitgekommen war, aber dass wir nur
zu zehnt waren, das durfte sie nicht wissen, schon der kleinste Anlass, wieder
in die Offensive zu gehen, wäre von dieser Frau wieder gegen mich verwendet
worden, und während ich auf diese Weise daran arbeitete, der Firma BummBumm
Records hundert Mark oder irgend so einen Pipibetrag zu sparen und zugleich der
Firma Fluxi Hotell AB klarzumachen, dass es wenigstens mit dem Late Check-out
am nächsten Tag keine Probleme geben sollte, denn das hatte ich gerade noch
rechtzeitig im Tourplan gesehen, dass da noch dieser Late Check-out war, und
die Frau rollte mit den Augen, als ich damit anfing, was ich denn denken würde,
das sei doch überhaupt kein Problem, und ich musste schon wieder mit dem Handy
drohen, nur damit sie mal in ihren Unterlagen nachschaute, ob darin auch
wirklich etwas mit Late Check-out und fünfzehn Uhr stand, damit es keine
weiteren Überraschungen gab und immer so weiter und weiter und weiter, während
hinter uns Dubi eine neue Runde Bier spendierte, hoch die Tassen, jetzt geht’s
los, wir wollen eigentlich gar nicht mehr auf die Zimmer, lasst uns doch gleich
in den Club gehen, vielen Dank, ihr kleinen Spaßkapeiken! Gut nur, dass sie mit
ihrem Geschnatter
nicht nur mich, sondern viel mehr noch die Frau zermürbten, die gab mir die
Meldezettel zum Späterausfüllen mit, sie hatte keine Lust mehr, aber so
schnell wurde sie uns nicht los, wir mussten noch die Zimmerbelegung klären,
und die Frage, wer mit wem auf welches Zimmer gehen sollte, war höchst
kompliziert, besonders, was Anja und Dubi betraf, da gab es irgndein Problem,
das ich bis heute nicht verstanden habe. Aber irgendwann war auch das erledigt
und ich war mit Schöpfi und Dubi in ein Dreierzimmer eingeteilt. Ich meldete
mich gleich freiwillig für das Zustellbett.
Die
Fluxi Hotell AB war
eine schwedische Hotelkette. Wohl deshalb stand bei den Aufzügen ein
lebensgroßer Elch aus Stoff. Dubi nahm ihn mit in den Aufzug, deshalb passten
Schöpfi und ich nicht mehr rein. Dubi und Anja winkten uns über den mannshohen
Rücken des Elchs hinweg zu, während sich die Türen des Aufzugs langsam
schlossen. Wir nahmen dann den nächsten.
31. Boot Camp
»Das
wird kein großes
Ding«, sagte Ferdi auf dem Weg zum Club. »Hauptsache, wir halten den Plan ein,
dann kann auch nichts passieren.«
Dagegen war
nichts zu sagen. Was mich beunruhigte war, dass er das nun schon zum fünften
Male sagte, die alte Unke, das hatte dann schon was von Pfeifen im dunklen
Walde. Wir gingen voraus, Ferdi und ich, und mit einem kleinen Abstand kamen
die anderen, die hatten jeder eine Plattentasche zu schleppen, nur Schöpfi
hatte eine Kiste mit Rädern untendran, die er hinter sich herziehen konnte,
und Anja hatte noch einen Instrumentenkoffer dabei, da war ihr Saxofon drin,
das sie live spielen wollte, Dubi hatte die Platten für beide zu schleppen und
ein kleines Keyboard zusätzlich um den Hals gehängt, und er keuchte noch lauter
als alle anderen und irgendwann rief Rosa: »Nun wartet doch mal, wir können
nicht so schnell!«
Ferdi und
ich blieben stehen und warteten auf sie. »Ist es noch weit?«, fragte Ferdi.
»Keine
Ahnung«, sagte ich und faltete den Stadtplan auseinander. Wir waren ins
Studentenviertel gegangen und hatten uns verlaufen, peinlich aber wahr, ich
kannte die Gegend zwar noch aus der Zeit, als ich hier mal mit Freddie
Lehmann gewesen war und seinen Bruder Frankie kennengelernt hatte, guter alter
Frankie, was der jetzt wohl machte, aber das war lange her und ich erkannte
nichts wieder, das war schon wieder so eine Altona-Kiste hier mit kleinen
Häusern und kleinen, krummgebogenen Straßen, das war Ottensen galore und wir
waren schon zweimal falsch abgebogen, das mit Freddie und Frankie Lehmann in
Bremen, wie lange war das jetzt her, fünfzehn Jahre ungefähr, nicht zu fassen,
kein Wunder, dass man sich da verlief, wer hat so ein gutes Ortsgedächtnis, ich
jedenfalls nicht, das war schlecht, aber irgendwie auch gut, da war wenigstens
keine Zeit für Frank-Lehmann-Sentimentalitäten, und während ich jetzt den
Stadtplan auseinanderfaltete und die drei kleinen Straßen suchte, an deren
Gabelung wir standen, stellten die anderen ihre Plattentaschen auf dem Gehweg
ab und schimpften auf mich ein und ich kämpfte mit der bescheuerten
Falkpatentfaltung und versuchte, mit dem Feuerzeug in der Hand die winzigen
Straßen
Weitere Kostenlose Bücher