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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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fragen«, sagte ich, »wo soll ich da in Köln eigentlich
schlafen?«
    »Das klären
wir schon noch, aber jedenfalls ist das anstrengend, das geht nur, wenn wir
morgen früh um acht alle da weggehen. Aber wie sieht das denn aus? Und wenn
dann auch noch irgendwelche Journalisten dabei sind, dann steht die ganze
Magical-Mystery-Sache gleich von Anfang an mit dem falschen Fuß auf, verstehst
du?«
    »Ja, das
ist dann peinlich für euch!«
    »Für uns,
Charlie!«
    »Okay,
peinlich für uns.«
    »Genau,
deshalb brauchen wir einen, der den Arsch macht! Einen, der uns da koste was es
wolle und zur Not auch gegen unseren Willen rausholt, so ledernackenmäßig,
verstehst du?«
    »Ich soll
den Arsch machen und euren guten Raverruf retten, indem ich euch da morgen früh
gewaltsam raushole?«
    »Ja, so
könnte man das sagen, wenn man es gerne direkt ausdrückt, Charlie.«
    »Und was
sagen die anderen dazu? Hast du ihnen gesagt, dass ich das auf deinen Wunsch
mache?«
    »Ja klar
habe ich denen das gesagt, aber ich weiß nicht, ob die das kapiert haben, ist
ja auch egal, die kommen doch gegen dich sowieso nicht an, Charlie. Nicht mal
alle zusammen.«
    »Willst du
da eine Discoschlägerei, so gummistiefelmäßig, oder was?«
    »Nein,
sowas doch nicht. Okay, ich sag denen das noch mal.«
    »Ich habe
keine Lust, da jetzt schon voll der Arsch zu sein, Ferdi, ehrlich mal!«
    »Hört mal
alle zu!« Ferdi hob sein Gyrosbrötchen und im Imbiss wurden alle still, auch
die, die nicht zu uns gehörten, das waren außer dem Gyrosmann noch zwei Junkies,
die am Tresen standen und ihr Kleingeld sortierten.
    »Hört mal
alle zu: Morgen früh um acht ist das hier zu Ende, sonst schaffen wir Köln
nicht, und Köln ist wichtiger als Hamburg …«
    »Bremen!«, warf ich ein.
    »Bremen,
ist ja egal, jedenfalls um acht Uhr muss Schluss sein und da müssen sich dann
im Fluxi alle hinlegen und schlafen, damit wir rechtzeitig nach Köln kommen,
und Charlie hier macht das klar, dass sich da auch alle dran halten und das ist
voll auf meinen Wunsch, also er ist nicht der Arsch, wenn er sich morgen euch
gegenüber wie ein Arsch benimmt.«
    »Versteh ich nicht«, sagte Raimund.
    »Siehst du«, sagte Ferdi zu mir. »Das meine ich. Und Raimund ist mein Partner und einer der Chefs oder was weiß ich.«
    »Wir sollen
morgen früh um acht alle mitkommen«, rief Schöpfi, »ist doch ganz einfach!«
    »Schöpfi,
mon amour!«, rief Ferdi. »Schöpfi, bei dir hat sich alles gelohnt, ehrlich mal,
jede Minute, die ich dir gewidmet habe, hat sich gelohnt!«
    Schöpfi lächelte
geschmeichelt und hob eine Hand und winkte in die Runde.
    »Ach so,
das«, sagte Raimund. »Da hatten wir doch schon neulich drüber gesprochen, das
ist doch klar. Da hätte ich übrigens noch eine Idee, jetzt wo wir Charlie dabei
haben: Wenn er morgen früh kommt, dann könnten wir uns doch alle ein bisschen
widersetzen, dass das so extrahart
rüberkommt, so Magical Mystery, aber als Boot Camp, ich hab da neulich sowas
mal im Fernsehen gesehen, so mit ja Sir, jawohl Sir und so.«
    »Nein«,
sagte Ferdi, »kein Boot Camp, das ist doch krank, Raimund, jedenfalls wollte
ich nur sagen, dass wir um acht alle mitgehen, echt mal.«
    »Aber kommt
das nicht ein bisschen spießig rüber?«, warf Rosa ein. »Ich meine, erst Magical
Mystery und high sein frei sein und dann gehen alle um acht nach Hause?«
    »Und wenn
einer früher ins Hotel will?«, rief Basti. »Ist das hier so Mitmachfaschismus?
Müssen wir immer zusammenbleiben oder was?«
    »Das ist ja
gerade der Widerspruch«, sagte Ferdi, »das ist ja gerade das Experiment, da
sind ja schon die Beatles dran gescheitert, dass die so Freaks sein und
gleichzeitig eine Tournee machen wollten, versteht ihr? Tournee ist eben so
Gruppenscheiß und Mitmachfaschismus und alle gleichzeitig aufs Klo und was weiß
ich was, aber beim Hippiefreak regiert die Liebe und die Freiheit, und das ist
das Spannungsfeld, und Charlie kriegt das schon irgendwie hin. Und wenn einer
vorher ins Hotel will, dann kann man das sowieso nicht ändern.«
    Ich ging
zum Tresen und ließ mir eine Cola geben. Ich öffnete die Colabüchse und nahm
einen langen Schluck. Die anderen schauten mich erwartungsvoll an. Das war
irgendwie rührend, wie sie da so standen, mit ihren Plattentaschen und
Gyrosbrötchen.
    »Wie
sieht’s aus, Charlie?«, sagte Ferdi.
    »Kein
Ding«, sagte ich. »Wer morgen früh um acht nicht mitkommt, kriegt den Arsch
versohlt!«
    Da freuten
sie sich, die kleinen

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