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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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weitervergeben werden kann, wenn
Sie nicht auftauchen … – … und außerdem war Spacki an dem Tag als Erster
an der Reihe und dann … – … jedenfalls gilt das nur bis zwanzig Uhr und Sie
hatten fünf Doppelzimmer und ein Einzel … – … auf jeden Fall kam einer, den
Spacki kannte, schnell vorbei, aber der hatte … – … das heißt ja nicht,
dass wir das Zimmer nicht trotzdem weitervergeben können, so ist das
jedenfalls … – … das falsch verstanden und hatte stattdessen Speed dabei,
aber so hartes Zeug …«, und dann wurde es noch schlimmer, weil Schöpfi noch
lauter wurde und die Frau noch leiser, sodass alles, was die beiden zu sagen
hatten, zu einem einzigen Quatschbrei verschmolz, jedenfalls da, wo ich stand,
oder jedenfalls für mich, weil ich mich nicht richtig auf einen von beiden
konzentrieren konnte, »… und Mark von Grace The Groove war schon eingepennt,
dann lag der da in der Backstage, die war hinterm Pult, da war so eine kleine Backstage,
Sie müssen das verstehen, da ist gerade eine Messe und wir hatten gedacht,
wenn Sie nicht mehr kommen, dann können wir die ja auch notfalls, weil da ja,
jedenfalls lag der so da und der Typ hatte das Speed gebracht und Mark war ja
gleich dran, das betrifft aber nicht alle Ihre Buchungen, also das betrifft
eigentlich nur, und da waren so Strohhalme, die hatten da ein bisschen Catering
und da waren so Strohhalme und Mark lag so da und schnarchte und wir hatten das
Speed und die Strohhalme, das ist ja nur das Einzelzimmer und ein Doppelzimmer,
die sind allerdings weg, die haben wir anderweitig vergeben, aber vier
Doppelzimmer sind noch, und dann hat Spacki mit dem Strohhalm ein bisschen
Speed bei Mark in die Nase geblasen …« – Hinter mir war ein allgemeines
ungläubiges Aufstöhnen zu hören, durchsetzt mit
Ohs und Ahs und einem »Das kann doch nicht wahr sein!« und das war eine so
einhellige Empörung da hinten auf den Schalensitzen, dass auch die dumme Frau
mit ihrer bekloppten Litanei aufhörte und die Magical-Mystery-Posse anstarrte,
während Schöpfi einfach nicht zu stoppen war, der alte Waldspecht, »… also
jedenfalls in die Nase geblasen, wie immer man das jetzt findet, ich meine, ich
denke mir das ja nicht aus, jedenfalls Mark so hoch und dann …«
    »Können wir
mal kurz Ruhe haben?!«, rief ich in den Raum und weil das Fluxi-Hotel von
schalldämmenden Materialien nichts hielt, war auf dieser rhetorischen Frage
ziemlich viel Hall drauf, wie damals, wenn Raimund bei Glitterschnitter mit dem
Reverb-Knopf spielte, er hatte ja immer darauf bestanden, die Bassdrum und nur
die Bassdrum über einen Gitarrenamp laufen zu lassen. »Das hält ja kein
Schwein aus!«
    »Danke«,
sagte die Frau vom Fluxi.
    »Von Ihnen
auch«, sagte ich, »von Ihnen auch mal kurz Ruhe, jetzt sage ich mal was: Wir
haben hier einen Deal mit dem Fluxi und wenn Sie uns verarschen wollen, dann
werde ich aber verdammt sauer, wir haben Late Check-in und von zwanzig Uhr
steht hier nichts, und das ist eine feste Buchung« – ich hatte keine Ahnung, was
feste Buchung wirklich bedeutete, das war wahrscheinlich auch nur irgend so
ein Dave-Scheiß, aber was soll’s, dachte ich, jetzt ist mal ein bisschen Zeit
zum Improvisieren, so wie damals bei Glitterschnitter – »und feste Buchung
heißt, dass Sie uns das Geld trotzdem abgeknöpft hätten, hier steht ja auch die
Kreditkartennummer, sehe ich gerade, Sie wollten also die Zimmer doppelt
abkassieren, so sieht’s aus, und jetzt will ich hier nichts mehr hören, jetzt
wollen wir die Zimmer, sonst ruf ich die Buchungszent rale von Fluxi an und
frag die mal, wie die das finden, dass Sie hier solche Nebengeschäfte machen.«
    »Das sind
keine Nebengeschäfte!«
    »Das sind wohl Nebengeschäfte!«
    »Das sind
keine Nebengeschäfte!«
    »Das sind
wohl Nebengeschäfte!«
    »Das sind
keine Nebengeschäfte, was denken Sie denn?!«
    Die Frau
war kurz vorm Weinen und tat mir schon wieder ein bisschen leid, ein Gefühl,
das ich in diesem Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte, aber so ist das mit
den Gefühlen, wenn man welche hat, sind es meist die falschen, jedenfalls
standen wir eine Weile so da und sie kämpfte mit den Tränen und hinter mir waren
alle ganz still, also musste ich ja wohl irgendwas tun, also sagte ich:
    »Schon gut,
dann eben keine Nebengeschäfte.«
    Da
schluckte die Frau ihre Tränen herunter und hatte gleich wieder Oberwasser, was
immer das für Tränen gewesen waren, sie hatten nicht ganz die

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