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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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nicht lieber in Freaki-Hotels umbenennen sollten.
    »Die von
der Tagschicht oder Wechselschicht sind nicht so wie wir von der Nachtschicht,
wir machen ja immer nur Nachtschicht«, sagte der Mann.
    »Wer ist
wir?«, sagte ich. »Sind Sie viele?«
    »Nur zwei,
ich und mein Kollege«, sagte er, »aber der ist heute nicht da, wir wechseln uns
immer ab, also wenn ich da bin, ist er natürlich nicht da und
umgekehrt, ist ja logisch.«
    »Auf jeden
Fall«, sagte ich.
    »Jedenfalls«,
sagte er und hauchte auf eine kleine Spiegelfläche an einer Säule, die seinen
Tresen begrenzte, dann wischte er sie ab und betrachtete sich oder sein Werk,
wer wusste das schon, »jedenfalls sind die ganz schön aus dem Häuschen wegen
dem Elch, und wenn ich den Elch hätte, dann würde ich den mal wieder
freilassen.«
    »Elche sind
keine Tiere, die man dauerhaft in Gefangenschaft halten kann, ebensowenig wie
Hirsche, glaube ich«, sagte ich. »Der Elch ist ein freiheitsliebender Geselle.«
    »Genau!«
    »Das ist
auch der Unterschied zwischen Kaninchen und Hasen«, fuhr ich fort. »Hasen kann
man, so wie Elche, nicht im Käfig halten, Kaninchen aber schon.«
    »Da habe
ich so noch nie drüber nachgedacht«, sagte der Mann und schaute weiter in
seinen Spiegel.
    »Meerschweinchen
genauso«, sagte ich.
    »Jetzt
Käfig ja oder Käfig nein?«
    »Käfig ja,
darum sind sie ja so beliebt.«
    »Auf jeden
Fall«, sagte Prinz Eisenherz, der noch immer in den kleinen Spiegel schaute.
Ich konnte sehen, dass es ihn in den Fingern juckte, sich einen Pickel auszudrücken.
Stattdessen drehte er sich aber zu mir um und schaute mich an.
    »Aber Elch
Käfig nein!«, sagte er.
    Dazu
zwinkerte er verschwörerisch mit den Augen.
    Ich ging
nach oben und ins
Zimmer. Das war mit seinen zwei Betten, dem Zustellbett und dem Elch gut gefüllt.
Den Elch hatte Dubi im Badezimmer versteckt, als der Mann mit dem Zustellbett
geklopft hatte, hochkant, weil er anders nicht hineingepasst hätte in die
kleine Nasszelle. Nun stand er zwischen Zustellbett und Fenster und schaute
mich an. Ich zog meine Jacke aus, klappte das Zustellbett zusammen, legte es
auf eins der anderen Betten, zog den Elch zur Tür, öffnete sie und schaute hinaus.
Es war niemand zu sehen. Ich zog den Elch, den man nicht tragen konnte, so
schwer und sperrig war er, hinter mir her zum Lift, stellte ihn hochkant hinein
und fuhr mit ihm hinunter ins Erdgeschoss. Als dort die Lifttüren aufgingen,
stand der picklige Prinz Eisenherz davor.
    »Schauen
Sie«, sagte ich, »der Elch war im Lift.«
    »So ein
Schlingel«, sagte der Mann.
    Ich stellte
den Elch auf die Füße und zog ihn aus dem Lift heraus. »Wo hat er denn
gestanden?«, fragte ich.
    »Hier auf der rechten Seite.«
    Ich stellte
ihn dort ab. »Ein schönes Tier.«
    »Und
arschteuer«, sagte der Mann und streichelte dem Elch über den Rücken.
    »Ich gehe
dann mal auf mein Zimmer«, sagte ich.
    »Gute Nacht«, sagte der Mann.
    Auf dem Weg
nach oben merkte ich, dass ich gute Laune hatte. Vielen Dank, Elch, vielen
Dank, Prinz Eisenherz!
    Aber auch:
Vielen Dank, Dubi!

34. Faceless Techno
    Als der
Anruf kam, war ich
noch ziemlich müde.
    »Sie müssen
mal kommen«, sagte der Nachtportier. »Es gibt hier ein Problem mit Ihren
Zimmergenossen.«
    Ich hatte
zum Glück einen Pyjama an. Das war eine der Sachen, die man in Clean Cut 1
lernte: mit Pyjama ist besser als ohne Pyjama. Wenn nachts irgendwas war,
einer Krawall machte wegen eines Wutanfalls oder schlechten Träumen, oder wenn
man sich morgens auf dem Weg ins Bad begegnete, dann war es gut, einen Pyjama
zu tragen, »Wohngemeinschaft heißt Pyjama«, sagte Werner immer, er schenkte uns
die Pyjamas jedes Jahr zu Weihnachten, dem einen Flanell, dem anderen Viskose,
dem einen kariert, dem anderen gestreift, nie bekamen zwei Leute denselben
Pyjama, darauf achtete Werner, »Pyjamas kann man gar nicht genug haben«, sagte
er, »das ist das wichtigste Kleidungsstück überhaupt«, auf diese Weise wurde
in Clean Cut 1 jedes Zusammentreffen um die Schlafenszeit herum zu einer
bunten Pyjamaparty und wir mussten uns nie gegenseitig in Unterhose oder
T-Shirt oder gar nackt sehen.
    Ich nahm also die Plastikkarte mit den
Löchern drin, die sie einem im Fluxi als Schlüssel gaben, steckte sie in die Brusttasche
meines Pyjamas und ging hinaus in die Welt. Als sich im Erdgeschoss die
Fahrstuhltür öffnete, standen dort auch schon Schöpfi und Dubi und der Elch
und der Nachtportier mit dem komischen Haarschnitt. Dubi hatte

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