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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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die Arme um den
Elch geschlungen.
    »Charlie,
alte Socke«, sagte Schöpfi. »Schicker Pyjama!«
    »Was macht ihr denn hier? Ich
denke, ihr seid im Club!«, sagte ich.
    »Nee«,
sagte Schöpfi, »ich hatte keinen Bock mehr. Das war da nicht gut. Außerdem war
nicht viel los. So kann man nicht Party machen. Ich hab aufgelegt und dann hab
ich gemacht, dass ich da wegkomme. Den da sollte ich mitnehmen.«
    Er zeigte
auf Dubi. Dubi zog am Elch. Der war mit einem Fahrradschloss an die Wand
gekettet.
    »Das bringt
nichts, Dubi«, sagte ich.
    Dubi
reagierte nicht, er zog weiter am Elch, aber der Elch gab nicht nach.
    »Was hat er
denn?«, sagte ich zu Schöpfi.
    »Der hat
sich voll mit dieser Frau da gestritten«, sagte Schöpfi, »wie heißt die, Anja
oder was, also die andere von den beiden, die sind voll aggro geworden und wollten
nicht mehr auftreten und dann doch wieder, aber dann war Dubi schon so
besoffen, dass er nicht mehr konnte, jedenfalls wollten die ihn nicht mehr ans
Pult lassen, jetzt muss sie ihre Flöte alleine spielen.«
    »Saxofon«,
sagte Dubi keuchend und am Elch zerrend. »Saxofon.«
    »Können Sie
Ihren Kollegen nicht irgendwie mitnehmen?«, sagte der Nachtportier. »Wir
müssen leise sein!«
    »Komm mal
mit, Dubi«, sagte ich. »Komm mal mit.« Ich nahm ihn vorsichtig am Arm. »Komm,
wir gehen nach oben.«
    »Aber bitte
leise«, sagte der Portier. »Die anderen Gäste schlafen doch alle!«
    Dubi
entwand mir seinen Arm. »Nicht anfassen!«
    »Nun komm schon, Dubi«, sagte ich.
»Nun hilf mir doch mal, Schöpfi!«
    Schöpfi
ging zu Dubi und drehte ihm einen Arm auf den Rücken.
    »Aua!«, sagte Dubi.
    »Das ist
ein Polizeigriff«, sagte Schöpfi. »Hat mir mal einer gezeigt, der war Bulle.«
    »Schöpfi, du Sau, lass mich los!«
    »Schöpfi?«, sagte der Nachtportier. »DJ Schöpfi? Der DJ Schöpfi?«
    »Ja klar!«, sagte Schöpfi.
    »Der mit Hallo Hillu?«
    »Ja klar«,
sagte Schöpfi.
    »Können Sie
mir was unterschreiben? Ich hole mal schnell einen Zettel.«
    Der
Nachtportier lief zu seinem Tresen. Schöpfi ließ Dubi los und kramte in seinen
Taschen.
    »Hat jemand
einen Stift? Ich habe keinen Stift!«
    Dubi rieb
sich den Arm und fiel fast um. Ich hielt ihn schnell an der Schulter fest.
    »Hallo
Hillu kennt echt jede Sau«, sagte Schöpfi. »Dabei ist das gar nicht mal mein
bester Track.«
    »Ich kenn
den auch«, sagte ich, »hatte bloß nicht gewusst, dass der von dir ist,
Schöpfi. Also dass du Schöpfi bist. Wieso hast du dich umbenannt?«
    »Naja, wir
haben ja irgendwie auch eine Verpflichtung der Musik gegenüber, ich meine,
faceless Techno und so weiter, müssen wir ja nicht drüber reden. War ich immer
ein Anhänger von. Es geht nicht um den Einzelnen oder so, es geht doch um die
Sache, der Einzelne ist doch nicht wichtig, das ganze Starding, ich war ja von
Anfang an dagegen, ich wollte nie, dass mein Gesicht bekannt wird«, er redete
sich jetzt warm, der alte Waldspecht, »und das mit dem Pop-Illu-Cover, das war
Raimunds Ding, ich wollte das nicht, ich hatte das gar nicht gewusst, der hatte
das eingefädelt, und ein Foto wollte ich eigentlich gar nicht machen, ich
sagte, faceless Techno, keine Stars, keine Hits, hallo Leute, habt ihr das
schon vergessen und so, faceless Techno, aber Raimund wollte unbedingt ein Foto
machen, eben so für sich, als Andenken, hatte er gesagt …«
    Der
Nachtportier kam mit Postkarten und einem Kugelschreiber von seinem Tresen
zurück.
    »Das sind
ja Postkarten von Bremen!«, sagte Schöpfi. »Und darauf soll ich
unterschreiben?«
    »Ich hab
gerade nichts anderes, Hauptsache Autogramm! Hier auch für meine Kumpels!«
    Schöpfi
unterschrieb auf einer Karte vom Bremer Rathaus und auf einer mit den Bremer
Stadtmusikanten und auf einer mit einer Luftaufnahme vom Bremer Überseehafen.
Währenddessen redete er weiter, und ich hielt immer schön Dubi fest, der wieder
zum Elch wollte, »wieso Foto, hatte ich Raimund gefragt, wieso Foto, aber wer
ist bei einem wie Raimund schon misstrauisch …« – er hielt eine Postkarte mit
einem Bild voller Pflanzen hoch, »… was ist da denn drauf?«
    »Der
Rhododendron-Park, der ist sehr schön«, sagte der Portier.
    »Naja«,
sagte Schöpfi und unterschrieb weiter, »das Foto war auch okay, aber ich meine,
mit Gesicht auf dem Pop-Illu-Cover, das ist ja wohl kaum faceless Techno, aber
das war ja noch nicht alles.«
    Er gab dem
Nachtportier die unterschriebenen Postkarten.
    »Hier,
reicht das so?«
    »Sehr
schön«, sagte der

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