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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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du
willst. Ich tu dir nichts.«
    »Klar.«
    »Sieht so
aus, als würden wir dauernd zusammenwohnen.«
    »Ja.«
    Ich ging
wieder hinunter zum Frühstücksraum. Auf dem Weg kam
mir Schöpfi entgegen. Er hob eine Hand zum Gruß
wie ein Indianer im Film und zwinkerte mir dabei zu.
    »Hähä, ihr
beide … Ich hab nichts gesehen.«
    »Schon gut,
Schöpfi!«
    Im
Frühstücksraum waren alle weg bis auf Sigi. Ich goss mir
noch einen Kaffee ein.
    »Mensch,
Charlie, altes Pferd!«
    »Mensch,
Sigi! Wo schläfst du eigentlich?«
    »Das willst
du wohl wissen?«
    »Nein, ja,
aber nicht so, wie du denkst, Sigi.«
    »Soso, wie denke ich denn?«
    »Alles
klar, Sigi. Wir fahren um sechzehn Uhr los.«
    »Brauchst gar nicht einen auf
superschlau machen, Charlie. Ich durchschau dich schon lange.«
    Ich trank
schnell meinen Kaffee aus und stand auf.
    »Bis später, Sigi.«
    »Ich
durchschau dich schon lange, Karl Schmidt!«
    Ich ging
aus dem Fluxi raus
und fuhr mit dem Auto weg. Am Abend zuvor war mir am Autobahnzubringer eine
Tankstelle aufgefallen, die hatte ich mir gemerkt, zu der wollte ich jetzt hin.
Denn das war eine der Regeln, die ich von Rüdiger, dem Hausmeisterholiker von
Othmarschen, gelernt hatte: Nie fragen, außer an Tankstellen. An den
Tankstellen wissen sie alles, daran hatte er fest geglaubt, und als wir einmal
nach Maschen in ein Gewerbegebiet mussten wegen irgendeinem Scheiß für den
Tierpark und wir uns prompt verfahren hatten, hatte er mit mir um zehn Mark
gewettet, dass sie uns an der nächsten Tankstelle weiterhelfen würden, und er
hatte gewonnen.
    Die
Tankstelle am Autobahnzubringer war dann weiter weg, als ich in Erinnerung
hatte, ich war schon fast wieder draußen aus der Stadt, als sie endlich kam,
und neben ihr war ein McDonald’s. Dort trank ich erst einmal einen Kaffee, um
das richtige Arbeitstags- und Rüdigergefühl aufkommen zu lassen, dann tankte
ich an der Tankstelle den Wagen voll, checkte den Reifendruck und das Öl,
füllte Wasser für die Scheibenwischanlage nach, und als ich mit alldem fertig
war, war es 10.30 Uhr.
    Ich fragte
den Tankwart nach dem nächsten Zoogeschäft und er verwies mich auf ein nahe
gelegenes Einkaufszentrum, und dort unterhielt ich mich erst einmal lange mit
der Verkäuferin über Meerschweinchen, bevor ich für Lolek und Bolek einen
großen, doppelstöckigen Käfig kaufte, nicht ohne zwischendurch in einem Werkzeuggeschäft
einen Zollstock gekauft und damit ausgemessen zu haben, ob der auch hinten ins
Auto reinpassen würde. Der Käfig hatte eine Rampe, auf der die beiden rauf und
runter laufen konnten, das war auch gut für die Abnutzung ihrer Krallen, die
Rampe hatte dafür extra einen besonders rauen, sandpapierhaften Belag, wie die
Frau mir erklärte. Außerdem kaufte ich Streu, Heu, Nippelflaschen, zwei
Heuraufen, zwei Futternäpfe, Trockenfutter und eine Abdeckung, unter der die
paranoiden Nagerfreaks verschwinden und sich sicher fühlen konnten. Ich ging
mit dem ganzen Geraffel zum Auto und baute im hinteren Teil des Wagens, hinter
der letzten Sitzreihe, wo bisher die Koffer gewesen waren, unter den misstrauischen
Blicken vorbeilaufender Rentner ein Meerschweinchenparadies auf, bedeckte den
Boden mit Streu, füllte Heu in die Raufen und Trockenfutter in die Näpfe und
setzte Lolek und Bolek in ihr neues Heim. Dann ging ich zurück in das
Einkaufszentrum und in einen Supermarkt, wo ich eine Flasche stilles
Mineralwasser kaufte, außerdem Karotten, Stangensellerie, Fenchel, Chicorée
und Römersalat. Damit ging ich zurück zum Parkplatz. Ich befüllte die
Nippelflaschen mit dem Wasser und warf einiges von dem Salatzeug in die obere
Etage vom Schweinchenschloss. Dann ging ich zurück zum Zoogeschäft und kaufte
eine Schaufel und einen Eimer für später, wenn ich den Käfig würde saubermachen
müssen. Außerdem drehte mir die Frau noch einen kleinen Noppenball, einen
Nagestein, einen Beutel getrockneten Löwenzahn und zwei
Meerschweinchenleinengeschirre mit Leinen an, die, wie sie sagte, garantiert nichts
mit Tierquälerei zu tun hätten.
Das brachte ich alles ins Auto, bevor ich noch einmal zum Supermarkt ging und
einen Beutel Dreißig-Liter-Mülltüten holte, die würde ich ja auch noch brauchen.
Als ich damit zurück am Auto war, war es 11.30 Uhr und immer noch viereinhalb
Stunden bis zur Abfahrt nach Köln, da musste man jetzt durch oder, wie Rüdiger
in seinen letzten guten Tagen immer so gern gesagt hatte: Hauptsache nicht mit
den Händen in den Hosentaschen

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