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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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man wurde schon vom Hingucken nervös.
    Jetzt sagte er: »Ich würde dann auch gerne mal was essen gehen, Dr. Selge.«
    »Ja, ich bleibe solange hier«, sagte Dr. Selge. Und zu mir sagte sie, während Hartmut sich von dannen trollte: »Wir haben jetzt ein bisschen mehr Sicherheitsbewusstsein hier, das war nötig.«
    »Ja, das ist gut«, sagte ich. »Ich geh dann mal.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Karl.«
    »Das stimmt, Dr. Selge.«
    »Und?«
    »Ich bin nicht sicher, dass ich das Richtige tue, Dr. Selge. Ich bin nie sicher, dass ich das Richtige tue. Ich weiß sowas immer erst hinterher.«
    »Aha«, sagte Dr. Selge. »Das ist aber als Statement nicht ganz so bescheiden, wie Sie denken, Karl.«
    »Kann sein«, sagte ich.
    »Ihre Mutter macht sich große Sorgen. Die ist durch das Telefonat mit Herrn Maier sehr beunruhigt.«
    »Das sollte sie nicht sein«, sagte ich.
    »Wollen Sie sie nicht mal anrufen?«
    »Klar, warum nicht«, sagte ich.
    »Wollen wir das nicht gleich zusammen machen? Wir können doch eben in mein Büro gehen.«
    »Nein, ich habe dafür jetzt keine Zeit«, sagte ich. »Ich bin verabredet. Ich habe auch ein eigenes Telefon.« Ich holte den Knochen aus der Jackentasche. »Schauen Sie, das ist ein Mobiltelefon. Wenn ich also meine Mutter anrufen will, kann ich das jederzeit tun.«
    »Kann man da auch anrufen?«
    »Ja, aber dazu brauchen Sie die Nummer.«
    »Wollen Sie mir die nicht geben? Dann kann Ihre Mutter Sie anrufen.«
    »Nein, das ist nicht nötig, ich rufe sie selber an, kein Problem. Grüßen Sie sie schön von mir und sagen Sie ihr bitte, dass alles in Ordnung ist.«
    »Ihre Mutter macht sich wirklich Sorgen, Karl.«
    »Ja, ich rufe sie an.«
    »Geben Sie mir doch die Nummer!«
    »Keine Zeit, Dr. Selge, die ist auch lang und ich weiß sie nicht auswendig. Da gibt es auch eine spezielle Vorwahl.«
    »Ich würde mir die aufschreiben.«
    »Fragen Sie einfach Herrn Maier«, sagte ich, wohl wissend, wie sehr sich die beiden hassten. Aber wenn Werner schon von sich aus die ungeliebten Hilfstruppen in Stellung brachte, dann sollte er sich auch ruhig von ihnen belästigen lassen, fand ich.
    »Na gut. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    »Nein, alles gut, Dr. Selge.«
    Als ich ins Auto einstieg, gab es ein großes Hallo. Nur Holger saß apathisch herum und starrte aus dem Fenster ins Othmarschener Nichts.
    »Und jetzt?«, sagte ich zu Raimund, der vorne saß. »Schrankenhusen-Borstel?«
    »Nein, zu früh«, sagte Raimund. »Ich hab Angst vor Schrankenhusen-Borstel. Ferdi will auch vorher noch mit allen Fisch essen gehen. In Hamburg. Außerdem müssen wir Holger ein Bier besorgen, der ist so traurig wegen dem Schwein.«
    »Wo will Ferdi denn Fisch essen gehen?«
    »Keine Ahnung, er liegt oben und schaut gerade im Gault Millau nach. Irgendwas mit mindestens fünfzehn Kochmützen, sagt er.« Raimund stand auf, kletterte nach hinten, steckte den Kopf ins Komabrett und redete mit Ferdi. Dann kam er wieder nach vorne. »Bavaria Blick«, sagte er. »Bernhard-Noocht-Straße.«
    »Ich ruf die mal an«, sagte ich. »Tisch für zehn Leute?«
    »Zwölf«, sagte Raimund. »Mach zwölf. Dave und Hans kommen auch noch.«

60. Rotbarsch-Konferenz in Friedas Fischbratküche
    Vom Bavaria Blick mussten wir erfahren, dass es erst um 18 Uhr öffnete, deshalb wichen wir nach einigem Herumfragen und weil Ferdi »jetzt auch keinen Bock mehr auf die Gault-Millau-Scheiße« hatte, in ein Restaurant namens »Friedas Fischbratküche« aus, wo sich alle bei Backfisch, Pommes und Bier wieder in Form brachten bis an den Punkt, wo sie vor jedem Schluck mit den Bierflaschen über den Tisch hinweg anstießen und sich gegenseitig Unsinn in die Ohren schrien, aber es war kein relaxtes Schreien, es war eine Spannung darin, die sich parallel zur guten Laune immer weiter aufbaute, das hatte was Hysterisches, es war Angst im Spiel, Schrankenhusen-Borstel war ihnen offensichtlich nicht geheuer, »Gummistiefel, ich sage nur Gummistiefel«, rief Hans, der Künstler, der mit Dave dazugestoßen war, immer wieder, während er mit einem Kugelschreiber kleine Bilder auf die Papiertischdecke malte, die Tischdecke jeweils drumherum abriss, die Fetzen signierte und reihum verschenkte, auch ich bekam einen, es war ein kleiner Hund drauf, und Raimund, der das Zentrum der ganzen Schrankenhusen-Borstel-Paranoia war, die sich immer mehr in die backfisch- und bierbedingte Euphorie mischte und die das ganze Geschehen für einen

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