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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Dave.
    Nun schauten alle zu Raimund. Raimund nahm, wie um Bedenkzeit herauszuschinden, einen langen Schluck aus seiner Bierflasche. Dann sagte er: »Wir machen das, was Ferdi sagt, weil Ferdi und ich sind die Chefs und Ferdi hat recht.«
    »Aber du hast doch …«, begann Dave.
    »Ja, aber ich hatte Unrecht«, sagte Raimund. »Wenn man Magical Mystery macht, dann kann man nicht einfach nur dahin fahren, wo eh alles easy ist.«
    »Ist es doch gar nicht!«
    »Ist es doch. Bis jetzt hat noch niemand gesagt: ›Was soll der Scheiß?‹« Raimund blickte sich triumphierend um und es war klar, dass ihm diese Erkenntnis gerade erst gekommen war. »Niemand hat bis jetzt gesagt: ›Das habe ich mir aber anders vorgestellt‹. Oder ›scheiß Tekkkno‹ oder so. Hat noch keiner gesagt. Und keiner hat mit Bierflaschen geworfen.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte Dave.
    »Das ist mir schon klar, dass du das nicht verstehst, Dave«, sagte Raimund. »Deshalb machen wir ja auch das, was Ferdi sagt, und nicht das, was du sagst!«
    Er hob seine Bierflasche und prostete Ferdi zu! Ferdi sagte, wie um abzuwiegeln: »Auf keinen Fall dürfen wir da aber zu früh auftauchen. Schrankenhusen-Borstel heißt: Schnell rein, schnell raus. Und okay, wegen Übernachtung: Ich schlage vor, wir buchen einfach das Fluxi hier in Hamburg weiter, dann müssen wir da nicht pennen. Das sollten wir noch eben klären. Und dann noch ein bisschen in Hamburg bleiben, da haben wir jetzt noch jede Menge Zeit.«
    »Und was machen wir in Hamburg?«, fragte Rosa.
    »Mal Charlie fragen«, sagte Ferdi. »Du hast doch hier gewohnt, Charlie! Was kann man machen, wenn man hier noch ein paar Stunden totschlagen will?«
    »Das ist einfach«, sagte ich. »Hafenrundfahrt!«

61. Marcel Marceau
    Natürlich hätte ich auch Hagenbeck sagen können oder auf den Turm vom Michel gehen oder Teufelsbrück oder Stadtpark oder was weiß ich für einen Scheiß, es war ganz gutes Wetter, vielleicht hätte man auch ein paar Ruderboote an der Außenalster mieten können oder es war gerade Dom in Hamburg, es war ja irgendwie immer Dom, so war es mir jedenfalls in den letzten fünf Jahren in dieser Stadt vorgekommen, aber das waren alles Sachen, die ich mit den anderen von Clean Cut 1 schon tausendmal an den sinnlosen Sonntagen bei Sonnenschein und Regen, bei Wind und Wetter, sommers wie winters gemacht hatte, das hätte mich deprimiert, den gleichen Kram mit den kleinen Rave-Strolchen noch einmal zu machen und ich dabei der Werner, der die Leute in die Ruderboote verteilt oder an den Tieren vorbeischeucht, das war eine schlimme Vorstellung, deshalb Hafenrundfahrt, denn Hafenrundfahrt war etwas, was Werner immer abgelehnt hatte, »da können wir auch gleich einen Partybus mit Schnapsbar mieten«, hatte er immer gesagt, und es reizte mich natürlich, das jetzt gleich mal auszutesten, das als eine von diesen Wernerwarnungen zu nehmen, denen man sich stellen musste, ich hatte das Hofbräuhaus und die Äppelwoi-Kneipe und sogar den München-Gig mit Holger überlebt, ohne was genommen zu haben, vom Eiscafé »La Romantica« ganz zu schweigen, da brauchte ich vor einer Hafenrundfahrt keine Angst zu haben, dachte ich, im Gegenteil, es war ein bisschen wie ein Spiel, ein Psychofernschach, das ich mit Werner spielte, obwohl, Fernschach, das klingt nach Nachdenken und Kontrolle und Intelligenz, dabei war es wohl doch eher ein Hindernisparcoursquatsch wie früher in Spiel ohne Grenzen, wo die Vollidioten auf Stelzen durch Schlamm waten und dabei wassergefüllten, aus Kanonen abgeschossenen Ballons ausweichen mussten, Karl Schmidt gegen die Drogenwelt der Normalos und der Raver, ein Sperrfeuer der alkoholischen und kokainistischen Verlockungen, so sah ich das, als ich die Hafenrundfahrt vorschlug, und ich kam mir ziemlich heldenhaft dabei vor, das war ein bisschen hochmütig und auch voreilig, das muss ich zugeben und die kleinen Sünden straft der Liebe Gott sofort, wie Klaus-Dieter, der alte Spruchweisheitenautomat, gesagt hätte, denn als wir schließlich und endlich, nach einem längeren telefonischen Hin und Her mit dem Fluxi Budget Harbor Nobistor Hamburg, in dessen Verlauf wir erreichten, dass wir unsere gerade verlassenen Zimmer für einen weiteren Tag behielten und wir also jederzeit wiederkommen konnten, als wir also nach alldem schließlich und endlich, dirigiert von einem der Anreißer auf den Landungsbrücken, den schwankenden Schwimmanleger betraten, an dem unsere Hafenrundfahrts-Barkasse

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