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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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ein Gespräch mit dem Zoohändler angefangen und ihn über die Möglichkeiten ausgefragt, für den toten Lolek einen gleichaltrigen Ersatz aufzutreiben, und dabei hatten sie immer auf mich geschielt, ob ich auch zufrieden war. Ich fühlte mich wie ein Scheidungskind zu Weihnachten.
    »Was seid ihr denn für Typen?«, sagte Gudrun. Und zu mir: »Sind das deine Leibwächter oder sind das so Sektenheinis, die dich bewachen?«
    »Das sind Raimund und Ferdi«, sagte ich. »Raimund und Ferdi, das ist Gudrun.«
    Raimund und Ferdi hoben die Hände und grüßten.
    »Hallo!«, sagten sie.
    »Hallo auch euch«, sagte Gudrun.
    »Du bist also Gudrun, ja super, wir haben schon viel von dir gehört«, sagte Raimund.
    »Ich nicht«, sagte Ferdi.
    »Wohl. Aber nur Gutes«, sagte Raimund.
    »Ich würde euch ja einen Kaffee anbieten und mich mit euch unterhalten«, sagte Gudrun, »aber ich hab’s eilig.«
    »Bist du eine von den Drogies oder bist du eine von den Betreuerinnen?«, sagte Ferdi. »Ich frage aus einem bestimmten Grund!«
    »Eine von den Betreuerinnen.«
    »Ich hab da nämlich eine Frage«, sagte Ferdi und hob einen Zeigefinger wie ein Schüler. »Wenn ihr mal so schlechte Laune in der Truppe habt, was macht ihr dann? Ich meine so an Sonntagen oder so? Wo kann man denn hier mal was unternehmen? Wir waren jetzt schon Fisch essen und Hafenrundfahrt, aber wir brauchen für heute auch nochmal irgendwas, was alle zusammenschweißt, du weißt schon!«
    »Was ist das für eine komische Sekte?«, sagte Gudrun zu mir. »Sind das die Adventisten der guten Laune?«
    Ich musste lachen. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Gudrun auch für Witze gut war.
    »Das sind die Chefs von BummBumm Records«, sagte ich. »Wir machen gerade eine Magical Mystery Tour!«
    »War die nicht von den Beatles?«, sagte Gudrun. Sie nahm eine Jacke von der Garderobe, zog die Tür zu und schloss ab. »Naja, ich bin jedenfalls froh, wenn Werner wieder da ist. Hättest du die ganze Nummer nicht abziehen können, wenn ich wieder weg bin? Werner ruft dauernd an und ist total gestresst. Die ganze schöne Supervision war umsonst, wenn du mich fragst, und vom Urlaub hat er auch nichts. Das ist deine Schuld, Karl Schmidt. Deine ganz alleine. Kannst du nicht mal mit ihm reden?«
    »Wie denn?«, sagte ich. »Er ruft ja nicht mehr an!«
    »Was ja wohl kein Wunder ist!«
    »Kann ich mal Lolek haben?«, sagte Raimund und streckte die Hände aus. Ich gab ihm den Schuhkarton.
    »Wo wollt ihr denn jetzt hin?«, sagte Gudrun. »Wie lange geht denn euer Magical-Mystery-Quatsch noch?«
    »Heute Abend legen wir in Hamburg auf, und dann fahren wir noch auf die Springtime«, sagte Raimund.
    »Soso. Und was ist das?«
    »Springtime! Der große Rave! Essen! In Essen! In der Ruhr-Emscher-Halle. Der Rave. Die Springtime!«
    »Wir bringen Charlie heil wieder zurück«, sagte Ferdi. »Keine Angst. Wir passen auf ihn auf.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof«, sagte Gudrun, »und das kann auch ruhig so bleiben. Du wirst schon wissen, was du tust, Karl. Nur Werner tut mir leid. Werner hat das nicht verdient!«
    »Ich rede mit ihm«, sagte ich.
    »Versprochen?«
    »Ja!«
    »Okay!« Gudrun strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die der Wind aus ihrer Pferdeschwanzfrisur gelöst hatte. Es wehte in Hamburg, dass die Hosenbeine knatterten. Bolek scharrte in seiner Schachtel mit den Füßen.
    »Ich hatte noch die Frage«, sagte Ferdi.
    »Welche Frage?«
    »Was man noch so machen kann, wenn man den Tag rumbringen will. Und wenn man schon Fisch essen war und eine Hafenrundfahrt gemacht hat.«
    »Hafenrundfahrt und Fisch essen?«, sagte Gudrun. »Das ist doch gut. Macht das doch einfach noch einmal! Ihr seid doch so Tekkno-Typen, ihr macht doch sowieso immer dasselbe, da könnt ihr auch nochmal auf die Barkasse gehen. Und Fisch essen ist gesund!«
    »Techno bitte«, sagte Raimund. »Wir sagen Techno, nicht Tekkno.«
    »Ich dachte, das heißt immer Tekkno«, sagte Gudrun. »Mit drei k oder so.«
    »Bei anderen vielleicht, aber bei uns nicht! Wir sagen immer Techno!«, sagte Ferdi.
    »Dann sage ich ab jetzt auch immer Techno«, sagte Gudrun. »Ihr seid ja lustige Vögel.«
    »Ja, und da musst du uns erst mal sehen, wenn wir in Form sind«, sagte Raimund. »Heute ist ja eher so die Luft raus!«
    »Lieber nicht«, sagte Gudrun.
    »Gute Idee, das mit der Hafenrundfahrt«, sagte Ferdi. »Einfach noch einmal dasselbe machen. Das ist genau das, worauf man nicht kommt, was aber total logisch ist: Einfach

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