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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Handy, der Depp! Und das erste, was er gesagt hat, war: Du willst sicher Dave sprechen. Da war natürlich alles klar! Und Ferdi schmeißt ihn gleich am Telefon noch raus. Kann man nichts machen. Ich kann ihm bei sowas nicht in den Rücken fallen. Aber das ist doch Altersstarrsinn! Wegen Schrankenhusen-Borstel!«
    »Und Hans?«
    »Hans kann er ja nicht feuern. Außerdem macht der uns die Lounge. Der hängt da die Lappen auf. Wir sind die einzige Lounge, wo einer Kunst aufhängt. Das ist doch Ferdis großes Ding, Hans ist doch voll sein Liebling!« Raimund schwieg und dachte nach. »Jedenfalls ist Dave jetzt weg. Und wir brauchen einen, der Daves Arbeit macht.«
    »Wieso Daves Arbeit, was soll das denn für Arbeit sein?«
    »Bis jetzt war das nicht so wichtig, aber bei der Springtime, da sollte Dave sich um die ganze Gastro kümmern.«
    »Welche Gastro?«
    »Du kennst die Springtime überhaupt nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Mann, Charlie, das ist in der Ruhr-Emscher-Halle. Weißt du eigentlich, wie groß die ist? Die ist riesig. Da kommen über zwanzigtausend Leute. Das macht Magnetic, die haben sich das ausgedacht.«
    »Ja gut, aber dann muss Dave doch wohl nicht für alle die Gastro machen!«
    »Nein. Aber alle coolen Labels, jedenfalls die, die Geld haben, haben doch da ihre Lounges. Wir auch. Die kann man mieten. Das sind so ‘ne Art Kneipen, so Logen, die sehen innen aus wie Prollkneipen, aber du kannst durch so Fenster in die Halle gucken und die auch aufmachen. Und wir sagen natürlich nicht Loge, wir sagen Lounge!«
    Er machte eine kurze Pause und sah mich erwartungsvoll an, also sagte ich: »Okay.«
    »Und dann mit Bier und so«, fuhr Raimund fort. »Und alle müssen mithelfen, Bierzapfen und so, vor allem die Praktikanten, ist ja klar, Bier umsonst für alle, die reinkommen, also nur die coolen Leute, die von den anderen Labels und so, das ist dann sowas wie eine Mega-Backstage, da sind alle, die da auflegen und die Label-Leute und was weiß ich wer noch. Und einer muss sich da um alles kümmern, bei uns in der BummBumm-Lounge jetzt, also alle müssen mithelfen, aber einer muss sich kümmern, dass genug Bier da ist und dass neues Bier geliefert wird und dass keiner Scheiß baut und was weiß ich nicht alles, und einer muss doch auf die kleinen Mauken achten, sonst laufen die doch total aus dem Ruder!«
    »Und das sollte Dave machen?«
    »Ja klar, der ist doch so ein Spießer! Der hätte das dann schon irgendwie hingekriegt, der ist ja sogar auf Drogen noch voll der Klarsichthüllenfreak, weißt du doch.«
    »Und jetzt sucht ihr einen neuen Klarsichthüllenfreak?«
    »Ach was, du bist doch kein Klarsichthüllenfreak, Charlie. Aber du bist Charlie, ich meine, wenn einer sowas drauf hat, dann ja wohl du. Und nüchtern bist du auch noch. Du bist da genau der richtige Mann für, Charlie. Viel besser als Dave. Guck dir die an!«
    Draußen kamen die anderen im Gänsemarsch durch die Gartenpforte, und ganz vorne war Holger, der trug eine Happy-Meal-Schachtel von McDonald’s und kämpfte sich damit gegen den Wind zum Auto.
    »Guck dir die an! Haben die sich da einen Cheeseburger geholt oder was?« Raimund lachte.
    Holger ging ans Heck des Autos, wo Bolek in seinem Käfig wohnte. Er öffnete die Hecktür.
    »He Leute«, rief er zu uns herein. »Wir haben eins gekriegt. Und wir haben auch schon einen Namen dafür.«
    »Na super«, sagte Raimund.
    »Springtime«, rief Holger, während alle anderen sich hinter ihm drängelten, um Zeuge der großen Meerschweinchen-Begegnung zu werden. »Es heißt Springtime.«
    »Siehst du«, sagte Raimund. »Da hast du’s: Sie nennen es Springtime, die undankbaren Mauken. Als ob sie bei Magnetic auf dem Label wären!«
    »Wie hätten sie es denn nennen sollen?«, sagte ich.
    »Kratzbombe natürlich! Oder BummBumm.« Raimund dachte kurz nach. »Oder wenigstens Magical Mystery!«

TEIL 4
    4. Teil
Springtime

67. Es geht los
    Als wir am nächsten Tag die A 1 Richtung Ruhrgebiet und Essen und Springtime hinunterbretterten, nieselte es und zugleich war es warm und stickig und Ferdi saß neben mir und rauchte einen Joint nach dem anderen, der alte Wirkungskiffer, die anderen dösten in seltsam verrenkten Posen auf den Sitzbänken oder lagen im Komabrett und schnarchten und Ferdi sagte irgendwann aus dem Nichts heraus: »Sie haben es nicht verstanden und daran wird es kaputtgehen. Hast du mal Canetti gelesen, Charlie?«
    »Nicht Canetti, Ferdi, nicht schon wieder Canetti, das hatten wir doch

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