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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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dann lernen Sie die alle kennen«, sagte ich, »das ist gut, die Glühbirnen sind dahinten und die Dichtungsringe für die Wasserhähne sind alle in allen Größen in dieser Schachtel« – ich schob ihm die Box mit den Dichtungsringen hin, und dabei erinnerte ich mich daran, wie ich zusammen mit Rüdiger, der damals schon keinen Führerschein mehr gehabt hatte, zum Max Bahr in Altona gefahren war, um unter anderem diese Box zu kaufen, sie war aus Plastik und hatte viele kleine Unterteilungen, und wir hatten uns, Rüdiger und ich, darauf geeinigt, dass das die ideale Box für Dichtungsringe sei, ich hatte es jedenfalls gesagt und Rüdiger, der hier ja wohl nur noch Herr Wieczorek hieß und demnächst dann wohl in die Klapsmühle einchecken durfte, hatte genickt, er hatte schon damals nicht mehr viel gesagt, der arme Schluckspecht, eine Super-Dichtungsringbox war es jedenfalls und haltbar und sie war super bestückt, aber auch dieser Umstand wurde mir dadurch verleidet, dass Herr Niemeyer die Box jetzt strahlend und mit den Worten »Das ist ja eine praktische Sache!« entgegennahm und sie sogar noch mit dem Ärmel polierte, bevor er sie zu den anderen Werkzeugen tat und mit dem ganzen Geraffel durch die Tür verschwand.
    Aber gut, dass er weg war, denn war es kurz nach zehn und laut Raimund Schultes Ansage war ja ab zehn immer einer bei den BummBumm-Leuten im Büro, was immer das dann für ein Büro sein sollte, der BummBumm-Club hatte kein Büro gehabt, nur ein kleines Kabuff, in dem mit Geldscheinen und Koks hantiert und Dosenbier gelagert worden war, nun gut, ich würde es gleich herausfinden, dumm nur, dass ich für Ferngespräche vom Werkstattapparat Frau Schmidt zum Freischalten der Leitung und zum Notieren der Einheiten in einer Telefonliste brauchte, also rief ich Frau Schmidt an: »Frau Schmidt«, flötete ich in den Hörer, »ich muss mal ein Ferngespräch führen, könnten Sie mich mal eben dafür freischalten?«
    »Meinetwegen, Herr Schmidt, aber dann müssen Sie das heute noch bezahlen, wir sind gehalten, die Telefonlisten nicht zu lange unabgerechnet zu lassen und Sie sind ja nun wohl erstmal im Urlaub, habe ich gehört«, kam es eisig aus der Leitung zurück. Da oben hatten sie eine klare Meinung über mich, das war offensichtlich. Ich war der gesunkene Stern, Herr Niemeyer arschklar die neue Hoffnung, jetzt, wo sie Herrn Niemeyer hatten, brauchten sie mich nicht mehr so dringend, wahrscheinlich gar nicht mehr, da mussten sie ihren Hass nicht mehr im Zaum halten, so kam es mir in diesem Moment jedenfalls vor, so rauschte es durch meinen niemeyerverwirrten Kopf, und ich hatte keine Gegenstimme in petto.
    »Ich würde es an Ihrer Stelle genauso halten, Frau Schmidt«, sagte ich. »Ich kann Ihnen das nicht verdenken.«
    »Wie meinen Sie das? Das verstehe ich nicht. Was denn halten? Welche Stelle?«
    »Vielen Dank schon mal für die Mühe, dieses Telefon für Ferngespräche freizuschalten«, trieb ich das Gespräch weiter voran. »Sie sind sehr freundlich.«
    »Ist alles in Ordnung, Herr Schmidt?«
    »Auf jeden Fall, Frau Schmidt.«
    »Dann ist ja gut. Kommen Sie dann noch hoch und bezahlen?«
    »Nach jedem Telefonat, Frau Schmidt.«
    »Werden das mehrere?«
    »Das kann sein, Frau Schmidt. Es geht um meinen Urlaub, ich muss da einige Dinge regeln.«
    »Soso. Die Leitung ist jetzt frei.« Frau Schmidt legte auf.
    Ich probierte die Nummer, die Ferdi aufs Band gesprochen hatte, ich hatte sie mir am Vorabend, als das Plenum endlich vorbei gewesen war, schnell mit einem Kugelschreiber auf den Oberarm gekritzelt. Und tatsächlich, Frau Schmidt sei Dank konnte ich bis nach Berlin durchwählen und auf der anderen Seite läutete es und es ging auch wirklich jemand ran.
    »BummBumm Records, Basti.«
    »Karl Schmidt hier. Ich würde gerne mal Raimund oder Ferdi sprechen.«
    »Die sind nicht da.«
    »Wann kommen die denn?«
    In diesem Moment kam Herr Niemeyer wieder rein und deutete stumm auf die Stechbeitel, die über der Werkbank hingen. Ich trat so weit, wie es die Telefonschnur erlaubte, beiseite, um ihn da ranzulassen. Er nahm das 12- und das 16-mm-Stechbeitel von der Wand und ging damit wieder davon.
    »Keine Ahnung«, sagte Basti.
    »Wann kommen die denn immer so ins Büro?«
    »Weiß nicht, das ist unregelmäßig, das weiß ich nicht, keine Ahnung.«
    »Haben die eine Nachricht für mich hinterlassen? Für Karl Schmidt!«
    »Hm, weiß nicht, wollten sie das?«
    »Die haben mich gestern angerufen und gesagt, ich

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