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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Schüler zwischen sechs und zehn Jahren, wenn sie hier ihre hundert Tage Behandlung bekamen, hinterher schulisch gesehen nicht noch weiter zurückhängen sollten als ohnehin schon, und das war nichts für mich, dieser Lehrer- und Erzieheranblick am frühen Morgen und dann eventuell auch noch Ärzte und Therapeuten, nein danke, danke, danke, aber auch danke, Mutter, für diesen schönen Job, denn meine Mutter hatte ihn mir besorgt, Werner war dagegen gewesen, schon wegen Alkoholikerchefhausmeister Rüdiger, aber meine Mutter war ein hohes Tier beim Senator für Soziales, und da hatte Werner nichts zu melden, da musste er als Schweinchen im Garten des sozialen Epikurs mal kurz ruhig sein und meine Mutter machen lassen, denn meine Mutter war befreundet mit Dr. Selge, und die war Psychiaterin und Chefin vom Kinderkurheim Elbauen, und so kam eins zum anderen und ich hierher, wo ich nun den Eingang hintenrum direkt in die Werkstatt nahm, das machte ich immer so, das war okay und allgemein anerkannt, ich hatte mir dafür einen eigenen Schlüssel besorgt und war schon so lange hier, dass auch Dr. Selge mich nicht mehr jeden Morgen sehen und von mir wissen wollte, ob ich den Weg mit der S-Bahn ganz alleine und ohne Ab- und Umwege und ohne Schweißausbrüche bewältigt hatte.
    Ich mischte gerade den Babybrei für die beiden kleinen, böse aussehenden Affen, von denen niemand mehr wusste, welche Sorte sie waren, Namen hatten sie wohl, sie hießen Jimmy und Johnny, aber ihre Sorte war unbekannt, der alte Tierpfleger, Herr Munte, hatte das Wissen darum mit ins Grab genommen und sonst interessierte es keinen, Hauptsache einer gab ihnen das Futter und das war ich, sie bekamen immer Babybrei mit Bananenstücken drin und ab und zu Mehlwürmer, und manchmal tat ich ihnen die Mehlwürmer auch in den Babybrei, da fuhren sie drauf ab, die kleinen Leckermäuler, es war immer niedlich anzusehen, wie sie die Mehlwürmer da rauspulten, ich mischte also gerade den Babybrei für die beiden kleinen Primatenfreaks, als ich hinter den Säcken mit Heu und Streu und Futterkram, die in der Zooküche die Hälfte vom Platz einnahmen, ein Geräusch hörte, und ich hatte schon Angst, dass das vielleicht Ratten waren, als im selben Augenblick die Tür aufging und Hartmut, einer der Erzieher, reinschaute.
    »Hast du einen von unseren Jungs gesehen?«
    »Nein.«
    »So ein kleiner …« Er zeigte, wie klein. »Ist schon angezogen. Ist weg. Die Penner vom Nachtdienst, die merken auch gar nichts!«
    »Okay, wenn ich ihn sehe, was soll ich machen?«
    »Ihn festhalten und eben anrufen. Nicht, dass der ausbüxt.«
    Und dann war Hartmut wieder draußen.
    »Du kannst rauskommen«, sagte ich zu den Säcken.
    Es raschelte wieder, aber niemand kam raus. Vielleicht waren es doch Ratten. Ich nahm eine Schaufel, die in der Ecke stand, und hielt sie in der rechten Hand bereit, während ich mit links die Säcke umschichtete.
    »Ihr scheiß Ratten, ich hau euch tot!«, rief ich.
    Ratten im Zoo waren der größte anzunehmende Unfall, die Kaninchen würden sich einscheißen oder getötet werden und die Affen würden ausflippen und Seuchen würden über den Zoo kommen und das ganze Futter würde angefressen, der alte Tierpfleger, Herr Munte, hatte da immer so Horrorgeschichten erzählt, von Rüdiger, dem Hausmeister, ganz zu schweigen, der hatte ihm nicht nur eifrig zugestimmt, Rüdiger hatte immer noch einen draufgesetzt; wenn bei Herrn Munte alle Kaninchen tot gewesen waren, dann waren es bei Rüdiger immer gleich die Kaninchen und die Schildkröten auch noch, und wenn bei Herrn Munte Seuchen über die Tiere kamen, dann brach bei Rüdiger auch noch gleich die Pest unter den Menschen aus, Rüdiger war ganz besessen von Ratten, der alte Wirkungstrinker, bloß keine Ratten, bloß keine Ratten, vielleicht war es auch das drohende Delirium tremens, das ihm Angst machte, bloß keine Ratten, bloß keine Ratten, ich hatte irgendwann nach dem Tod von Herrn Munte die Frühstückspause mit Rüdiger verweigert, weil ich es nicht mehr hören konnte, er hörte ja nicht etwa auf damit, als Herr Munte tot war und nicht mehr mitmachen konnte, im Gegenteil, er übernahm Herrn Muntes Part in dem ganzen Rattengequatsche gleich noch mit, das hatte sich irgendwann ins Groteske gesteigert, aber das war nun alles Geschichte, weil Rüdiger seine Schlüsselgewalt mittlerweile von zuhause ausübte und mich ansonsten die ganze Arbeit machen ließ, was mir verdammt recht war.
    »Ihr scheiß Ratten, ich

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