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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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haben sollte, einen wirklichen Jungen in Worpswede, dann war der mittlerweile tot, aber der hier nicht, der blieb da und schaute auf den Apfel, und ich spürte, dass ich labil wurde und kurz vorm Heulen war. Ich riss mich gerade noch rechtzeitig zusammen und stand auf und ging.
    Als ich draußen war, hatte es aufgehört zu regnen und es war viertel nach drei. Zeit für eine Rückkehr ins Fluxi. Zeit für die Fahrt nach Köln.

37. Nazischeiße
    »Vielleicht sollten wir zu den Externsteinen fahren«, sagte Schöpfi, als wir an Osnabrück vorbeikamen. Er schaute dabei oben aus dem Dachraum, für den Raimund irgendwo hinter Oldenburg den Namen »Komabrett« gefunden hatte, während er die Koffer und Taschen, die wir in Bremen oben in eben dieses Komabrett hineingestopft hatten, weil Lolek und Bolek mit ihrem neuen Riesenkäfig den Kofferraum jetzt ganz für sich brauchten, alle wieder herausgeräumt hatte, weil er »auch mal aufs Komabrett« wolle, »und nicht immer nur Schöpfi«, wie er hinzugefügt hatte, Schöpfi war schon vor Erreichen der Autobahn in Bremen dort oben verschwunden und jetzt, anderthalb Stunden später, auf der Höhe von Osnabrück, war Schöpfi wach und schaute aus dem Komabrett heraus in meinen Nacken, ich konnte sein Gesicht groß und rosig im Rückspiegel sehen.
    »Hat Raimund gerade gesagt! Externsteine! Die sollen ja das deutsche Stonehenge sein. Raimund meint, so magicalmysterymäßig würde das voll reinhauen, kleine Exkursion zu den Externsteinen.«
    Rosa saß zusammen mit Sigi, die an ihrer Schulter schlief, neben mir.
    »Das ist Nazischeiße«, sagte sie.
    »Ach so«, sagte Schöpfi. Und ins Innere des Komabretts hinein wiederholte er: »Das ist Nazischeiße, Raimund.«
    »Dann lieber nicht«, sagte Raimund.

38. Der kleine Samstag
    Als wir in Köln am Club hielten, war es zehn Uhr abends und ich war sehr müde. Im Club war schon ordentlich was los, weil, wie der Typ sagte, der uns alle begrüßte und Sigi und Raimund und Schöpfi sogar umarmte und uns in den Club und im Club durch die Leute hindurch im Gänsemarsch in eine Art Büro führte, »Mittwoch bei uns in Köln der kleine Samstag« sei und darum »auch die Leute, die morgen früh rausmüssen, jetzt schon mal Party« machen wollten, weshalb er uns schon sehnsüchtig erwartet habe, die große BummBummKratzbombenspezialnacht, als die er uns angekündigt hatte, sei ein großer Hit, da sei er selber überrascht, wie er sagte, alle wollten Kratzbombe und BummBumm, das mache ihn selber ganz froh und auch stolz und ob nicht irgendwer gleich mal auflegen könne, bald müssten wahrscheinlich viele nach Hause, weil die richtigen Raver zwar sicher später noch kämen, aber der Mittwoch eben auch der kleine Samstag sei und viele deshalb zwar abends ausgingen, nur eben nur so bis elf oder zwölf, und wenigstens Odo und Rama Noise, also Anja und Dubi, auf die er sich schon die ganze Zeit gefreut habe, wegen dem Hit mit der Flöte, ob die dann nicht wenigstens eben gleich mal spielen könnten, also wenigstens den Hit mit der Flöte, das sei sicher auch für den Merch-Umsatz gut, und die Merch-Leute von uns seien auch schon hier, sagte er, die seien schon vor einer Stunde gekommen und würden sich nur noch eben in der DJ-Wohnung frischmachen, ihr Merchandising hätten sie hiergelassen, hier im Büro, da hinten stehe es, und der Typ zeigte auf einen großen Haufen Kartons, die in einer Ecke des Büros aufgestapelt waren, ein Exemplar von »Ballon, Ballon – der Hit mit der Flöte« habe er sich gleich mal schenken lassen, das sei ja wohl der Hammer, und zehn Exemplare von den Magical-Mystery-Shirts habe er sich auch schon reserviert, obwohl er ein Shirt mit »BummBummKratzbombenspezialnacht Köln« noch besser gefunden hätte, und dann könne ja auch Schöpfi gleich danach mal auflegen, auf den warteten ja auch alle und Anja rief irgendwann: »Moment mal!«, um den Redefluss des Typen vom Club, der Alex hieß, zu stoppen, denn sie war mittlerweile an die Kartons gegangen und hatte sie durchwühlt und stand nun mit einer CD-Maxi in der Hand uns allen, die wir, noch eingeschüchtert von Alex’ Redeschwall, schweigend mit unseren Plattentaschen und -koffern herumstanden, gegenüber und hatte ein zornesrotes Gesicht, »Moment mal! Jetzt reicht’s, Raimund Schulte!«
    »Wieso denn immer ich?«
    »Wieso habt ihr das mit ›Der Hit mit der Flöte‹ bestickert? Ich meine, wie blöd kann man eigentlich sein??!« Anja hielt ihren Saxofonkoffer hoch.

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