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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Arsch zwischen die Omas kippen und dabei dachte ich, dass Sport jetzt wahrscheinlich wirklich eine Lösung sein könnte, eine Sehnsucht nach Bewegung überkam mich, ein Drang, das dunkle Gefühl irgendwie durch Bewegung aus den Knochen zu schütteln, was mich gleich mal an St. Magnus und den dortigen Sportfanatismus erinnerte, Werner war ja kein Idiot, Werner kannte seine Pappenheimer, Werner wusste, wo einer wie ich hinmusste, wenn er Urlaub hatte, und ich sah zu, dass ich zahlte und die Beine vom Stuhl löste und aufstand und mitsamt Heft und Quittungen und Buchführung rauskam aus der Schwarzwälderkirschtortenhölle.
    Nachdem ich das Omacafé verlassen hatte, ging es wieder einigermaßen, das dachte ich jedenfalls zuerst, es war halb zwei, und es regnete und ein anständiger Wind pfiff um die Ecke, als ich Richtung Auto ging, aber falsch, wie ich nach einiger Zeit merkte, ich hatte die Richtung völlig verpeilt und war einfach durch den Regen und gegen den Wind die große Straße entlanggegangen, auf der die Straßenbahn fuhr, ich hatte sie wohl mit einer ähnlichen Straße in Bielefeld verwechselt und darüber vergessen, dass ich zum Auto wollte, so erklärte ich mir das, ich hatte jedenfalls ganz klar ein Bielefeldgefühl zu dieser Straße und hatte irgendwohin gewollt, wusste aber, als ich merkte, dass ich auf dem falschen Dampfer war, nicht mehr, wo das gewesen sein sollte, die Lage war kritisch, ganz klar eine kritische Lage, so hatte Astrid das mal genannt, als sie beim Plenum davon erzählt hatte, wie sie völlig mechanisch und ohne nachzudenken, einfach nur aus einem Gewohnheitsflash heraus Heroin am Bahnhof Altona gekauft hatte, kritische Lage, sowas hatte ich jetzt auch, als ich auf der großen Straßenbahnstraße stand und nicht mehr genau wusste, wo das Auto war und also schon mit dem Gedanken spielte, zurück zum Omacafé zu gehen und von dort aus noch einmal neu anzufangen, und dann merkte ich, dass ich am ganzen Körper zu zittern begonnen hatte, die Sache wurde also schlimmer und irgendwas musste ich tun, einfach nur weiter durch dieses Studentenviertel, das hier, wo ich jetzt stand, gar nicht mehr nach Studentenviertel aussah, wie weit war ich eigentlich gelaufen, ich war bei einer Art Park oder was, Grünanlagen, was weiß ich, da führte jetzt die Straßenbahnstraße durch, wenn das überhaupt noch die gleiche Straßenbahnstraße war, also jedenfalls einfach diese Straße weiter hinunterzulaufen kam nicht infrage, das war prekär, wenn nicht gar kritisch im astridschen Sinne und außerdem wurde der Regen stärker, wenn ich jetzt völlig durchnässt wurde, wo sollte ich dann meine Klamotten wechseln, vor Anja, Dubi und Schöpfi in Zimmer 163 oder vor der pyjamabekleideten Rosa in Zimmer 148, das Wasser kam vom Himmel runter, als ob einer den Hahn aufgedreht hatte, und ich stellte mich beim nächstbesten Haus unter, einem klassizistischen, weißen Gebäude mit säulengetragenem Vordach, dort stand ich und schaute auf die ungeheuren Wassermengen, die da von oben heruntergerauscht kamen und den Blick auf die andere Straßenseite verwischten, durch den Regen sah alles auf der anderen Straßenseite aus wie in einem Bild von Achim Klumm, den ich ja nie besonders gemocht hatte, wie mir einfiel, als ich mir das so ansah, bei Klumm war ich immer voll dagegen gewesen, aber jetzt, als ich so über die Straße sah, wusste ich nicht mehr genau, warum.
    Das Dach, unter dem ich stand, gehörte zur Bremer Kunsthalle, wie ich erst bemerkte, als ich wieder einigermaßen bei Sinnen war. Es war viertel vor zwei, und um vier war Abfahrt nach Köln, und der Regen hörte nicht auf. Also tat ich etwas, was ich in den letzten Jahren absichtlich vermieden hatte, obwohl Werner mich immer wieder dazu ermuntert hatte, nämlich in ein Museum zu gehen oder jedenfalls in eine Ausstellung oder so, dazu hatte Werner mich immer überreden wollen, so sehr, dass er das immer gleich als Ausflug für alle festgelegt hatte, so Altonaer Museum statt Hagenbeck oder was, das war sein Anliegen gewesen, mich da irgendwie hinzukriegen, das hatte er dauernd versucht, so wie er mich auch immer zum Basteln hatte ermuntern wollen, was genauso ausgeschlossen gewesen war, man kann nicht als Künstler aufhören und dann mit dem Basteln anfangen, so hatte ich das immer gesehen und man kann nicht als Künstler aufhören und damit abschließen und ein für alle Mal das ganze Kunstding aufgeben und dann lustig in die Hamburger Kunsthalle oder das

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