Magical Village 1 Zimt und Zauber
werden – und von mehr als einem Wunsch war eindeutig nicht die Rede gewesen. Dass alle glücklich sein sollten, hatte sie sich gewünscht – und was mehr könnte man noch wollen?
Nun ja, da wüsste sie durchaus etwas, aber sie war ja erwachsen. Sie würde die Enttäuschung verkraften. Und überhaupt grenzte es womöglich an Blasphemie, an Kräuterzauber zu denken, während man in einer Kirche saß. Wahrscheinlich würde gleich ein Blitz herniederfahren.
»Du siehst wirklich hübsch aus.« Jennifer war hinter Mitzi in die Bank geschlüpft. »Tut mir leid, dass ich über das grüne Kleid etwas Unhöfliches gesagt habe. Es passt ganz wunderbar zu deinem Haar und deinem Teint.«
»Danke.« Mitzi wandte sich um, duckte sich unter der Krempe von Jennifers Hut und verkniff sich ein Kichern. Jennifer trug Altgold und Dunkelrot – genau wie Lance. Die
beiden sahen aus wie die Eiskunstläufer Torvill und Dean. »Und danke für deine Hilfe heute. Du hast uns alle völlig verwandelt. Hör mal, du brauchst nicht da hinten zu sitzen. Komm hierher. Es ist reichlich Platz.«
»In die erste Reihe?«
»Du bist Lance’ Frau«, sagte Mitzi ganz ohne Sarkasmus. »Er wird auch hier sitzen, nachdem er die Braut zum Altar geführt hat. Du gehörst an seine Seite.«
»Tausend Dank!« Jennifer wechselte mit raschelnden Designerkleidern und einer betörenden Duftwolke die Bank. »Das ist wirklich unheimlich nett von dir.«
Plötzlich drehte Merle nach einer leisen Version von »Stille Nacht« die Orgel auf und griff bei Händels »Einzug der Königin von Saba« voll in die Tasten. Mitzi wandte sich mit allen anderen zum Eingang, um Doll mit Lance zum Altar schreiten zu sehen. Sie spürte die Tränen aufsteigen und schniefte.
Doll, ruhig und gefasst wie immer, sah strahlend schön aus; Lance platzte fast vor Stolz; und Lu war regelrecht atemberaubend.
Ihre Familie, dachte Mitzi, als sie neben ihr die Altarstufen erreichten, war einfach überwältigend.
Sie roch die kalte Dezemberluft an ihnen und spürte ihre Aufregung. Mit vor Liebe glühendem Blick trat Brett vor, begleitet von seinem Bruder als Trauzeuge.
Mitzi stand auf wie auch der Rest der Gemeinde. Das Kerzenlicht glitzerte in den Zirkoniasteinen von Dolls Tiara und auf den Pailletten in ihrem Haar. Pailletten? Hatte Pauline Pailletten verwendet? Bei allen? Einschließlich Lance?
Mit weit aufgerissenen Augen beugte Lu sich zu Mitzi herab. »Es schneit!«, flüsterte sie. »Es schneit tatsächlich! Siehst du – Träume können wahr werden …«
26. Kapitel
D as Faery Glen platzte fast aus allen Nähten. Nach der kirchlichen Trauung und den Fotos hatte sich der Wagenkonvoi um den Gemeindeanger und über die Hauptstraße von Hazy Hassocks geschlängelt. Der Schnee, der in großen, dicken Flocken durch die Dunkelheit wirbelte und überall liegen blieb, hatte die Fahrt ein wenig behindert. Das Dorf versank mehr und mehr unter einer weißen Daunendecke.
»Seht ihr!«, sagte Lu beglückt, als sie vor dem Pub aus Shays Wagen kletterte. »Ich hab Doll doch gesagt, dass diese Schäumenden Träume wirken! Ist das nicht herrlich?«
»Wunderbar«, pflichtete Mitzi ihr bei, als sie sich aus dem Rücksitz schälte, wo sie Seite an Seite mit Lav und Lob gesessen hatte. »Kalt, aber wirklich wunderbar …«
Das Faery Glen war bereits schneebedeckt, und die Flocken trudelten wie wild wirbelnde riesige Gänsefedern schneller und schneller an dem beleuchteten Schild vorbei.
Doll war außer sich gewesen vor Freude. Das glückliche Paar war auf der Kirchentreppe ebenso reichlich mit Schnee wie mit Konfetti beregnet worden, und die Fotos hatten im Kirchenschiff aufgenommen werden müssen.
»I’m Dreaming of a White Christmas …«, hatte jedermann gesungen, als sie vergnügt über den Weg von der Kirche zu ihren Autos getrippelt waren.
Shay, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Lav und Lob sicher im Pub gelandet waren, strahlte Mitzi und Lu vom Eingang her entgegen. »Kommt ihr beiden herein oder bleibt ihr da draußen, um einen Schneemann zu bauen?«
»Schwierige Entscheidung«, antwortete Lu verschmitzt, bevor sie auf den ungewohnt hohen Absätzen durch den Schnee stakste.
Shay umfing sie im Eingang und bedeckte ihr eiskaltes Gesicht mit Küssen.
Mitzi, mit Schneeflocken im Haar, schluckte den Kloß in der Kehle herunter und bahnte sich einen Weg zum Pub. Doll und Brett, Lulu und Shay – glücklich, gesund und verliebt. Was mehr könnte eine Frau sich wünschen?
Otto und
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