Magical Village 1 Zimt und Zauber
gesehen.«
Mitzi spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. »Ich weiß. Bitte sag nichts. Ich hab furchtbar ausgesehen. Ganz schrecklich …«
»Du hast göttlich ausgesehen.« Joel nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Dann nahm er ihre Hände in die seinen, und seine Finger liebkosten die ihren. »Du hast wunderbar ausgesehen. Sexy, hübsch, glücklich, einfach rundherum wundervoll.«
»Aber du bist gegangen.«
»Natürlich bin ich gegangen. Es war zu schmerzlich für mich, weil mit uns beiden ja Schluss war. Es war eine verfluchte Qual für mich, dich zu sehen, dich zu beobachten, dich zu lieben, dich zu begehren – und zu wissen … zu glauben – dass du mich nicht willst. Ich bin schließlich Zahnarzt. Wenn ich Qualen leiden will, mache ich mir selbst eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung.«
Mitzi seufzte. »Ich war so doof.«
»Alter schützt vor Torheit nicht – autsch! – ach …«
Joels Blick begegnete ihrem, und das Begehren war gegenseitig. Er küsste sie. Mitzi schmolz dahin vor Wonne und Sehnsucht und Liebe und erwiderte seinen Kuss.
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.«
»Er lachte. Besonders originell sind wir ja nicht.«
»Ich pfeif auf Originalität«, kicherte Mitzi. »Ich mag es ganz traditionell.«
Als sie merkte, dass Doll und Lulu sowohl Joels Ankunft im Pub als auch den Kuss beobachtet hatten und sich nun hocherfreut in die Seiten knufften und durch den ganzen Raum lachten, winkte Mitzi ihnen zu. Sie winkten zurück.
»Muss ich auch winken?« Joel zog sie noch näher zu sich.
»Nein. Küss mich einfach.«
Das tat er, und Mitzi seufzte vor überbordendem Glück. Es war, ganz ohne Zweifel, der glücklichste Tag in ihrem Leben … sie hatte genau das bekommen, was sie sich gewünscht hatte … Gott segne Granny Westward.
Plötzlich brach die Musik ab. Die Tänzer tanzten weiter.
»Ladies und Gentlemen!«, bellte Otto ins Mikrofon. »Nur eine kurze Meldung. Die Polizei hat angerufen. Die Straßen sind nicht mehr passierbar. Es gibt hohe Schneeverwehungen, und es werden noch weitere Schneefälle erwartet. Die gute Nachricht ist, dass wir nun eindeutig weiße Weihnachten kriegen. Die schlechte Nachricht ist, dass ihr leider alle hier übernachten müsst.«
Ohrenbetäubendes Jubeln, Jauchzen und Geschrei.
Boris übernahm das Mikrofon. »Wir lassen das Feuer an und legen Kissen und Decken bereit, wenn ihr schlafen gehen wollt. Es gibt noch jede Menge zu essen und zu trinken – und ich hoffe, ihr seid ausnahmslos gute Freunde, denn ihr werdet allesamt die Nacht miteinander verbringen!«
Die Freudenrufe waren jetzt noch lauter.
Joel strahlte Mitzi an. »Das ist reine Zauberei. Seit ich dir begegnet bin, war alles reine Magie. Du hast mich verzaubert.«
»Ich, Herr Richter?« Mitzi schmunzelte beglückt. »Ich bin völlig unschuldig.«
»Aber wenn wir die ganze Nacht über hierbleiben, was wird dann aus Richard und Judy? Soll ich versuchen, durch die Schneewehen zu ihnen durchzukommen?«
Mitzi hätte ihn totküssen können. »Es wird ihnen gut gehen – mehr als gut. Wir alle haben ihnen Futter hingestellt, bevor wir zur Kirche aufgebrochen sind. Und die Heizung
ist auch an. Wahrscheinlich haben sie es heute Nacht weitaus gemütlicher als wir hier. Aber danke, dass du an sie gedacht hast.«
»Ich habe sie eigentlich – äh – ziemlich ins Herz geschlossen. Und ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
»Ich mache mir keine Sorgen – über gar nichts. Also, wo waren wir stehen geblieben?«
»Hier ungefähr, glaube ich …« Joel küsste sie. »Und – ähm – die erste gemeinsame Nacht mit dir hatte ich mir eigentlich ein bisschen anders vorgestellt.«
»Ich mir auch«, sagte Mitzi leise. »Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Außerdem werden wir ja noch reichlich Zeit haben, es auf die richtige Art und Weise nachzuholen, oder?«
»Werden wir.« Joel nickte. »Jede Menge Zeit. Genau genommen alle Zeit der Welt. Vielleicht sogar für immer und ewig.«
»Solange wir leben?« Mitzi kuschelte sich an ihn. »Das klingt ja ganz wie das Ende eines richtigen Märchens …«
Boris drehte die Musik wieder an. Es war einen Moment lang still, und dann erklang im Faery Glen die eindringliche Melodie des Songs »Witchcraft«.
Epilog
M itzi öffnete die Augen und räkelte sich genüsslich in dem herrlich kuscheligen Durcheinander aus zerwühlten weißen Laken, zwei Decken und einem Plumeau. In einem flüchtigen Augenblick des
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