Magical Village 1 Zimt und Zauber
Versuch wert.
Während sie Flo zusah, wie sie mannhaft den kleinen braunen Kuchen verdrückte, beschwor Mitzi sie innerlich, nett zu Lance zu sein. Nur ein klein wenig freundlich. Nicht ganz so giftig. Irgendetwas in der Art.
»So«, fragte Lance beflissen, als Flo fertig gekaut hatte, »das war doch gar nicht so übel, oder?«
Flo schluckte und sah reichlich verdutzt drein, ehe sich ein seliges Lächeln über ihr kantiges Gesicht breitete. Ihre Augen strahlten, und ihre Lippen zuckten verschmitzt. »Wirklich gar nicht übel. Eigentlich sogar ziemlich lecker. Kann ich noch eines haben?«
»Aber sicher.« Lance streifte die Topfhandschuhe über und hielt ihr das Backblech hin.
»Danke.« Flo zwinkerte und versetzte ihm einen koketten Klaps auf den Arm. »Wunderbar zubereitet und perfekt serviert. Noch dazu von einem so gutaussehenden Kellner.«
Mein Gott! Mitzi klammerte sich am Tisch fest. Flo flirtete mit ihm!
»Äh -« Mitzi riss Lance das Backblech aus den Händen. »Ich glaube, das genügt – sonst reichen sie nicht für heute Nachmittag.«
Flo packte Lance’ Hand und klimperte ihm mit ihren spärlichen Wimpern zu. »Ach, komm schon, Lancie – nur noch eines. Sei nicht so gemein.«
Lance warf Mitzi einen entsetzten Blick zu, worauf diese kaum wahrnehmbar den Kopf schüttelte. Noch mehr Überredungstörtchen, und Flo würde zum männermordenden Vamp mutieren – es war nicht auszudenken.
»Tut mir leid«, sagte sie ungerührt, »die kommen jetzt in die Dose. Lance …«
Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung kippte Lance die restlichen Törtchen in die Dose.
»Was ist denn hier los?«, zischte er Mitzi zu. »Was in aller Welt hast du mit ihr gemacht?«
»Gar nichts …«, murmelte Mitzi erschüttert. »Das waren die Törtchen … Tarnia Snepps, ich komme!«
8. Kapitel
Überredungstörtchen
Eine Tasse Vollkornmehl
Ein halbes Dutzend große Eier
Ein Stück beste Butter
Gehackte Nelkenblütenblätter
Eine Prise getrockneter Enzian
Eine gute Handvoll gehackter Ingwer
Schwarze Trauben, geschält und gewürfelt
Eine großzügiges Maß brauner Zucker
Drei Esslöffel schwarzer Rübensirup
Eier, Mehl und Butter in einer großen Schüssel zu einem geschmeidigen Teig verrühren.
Nelkenblüten, Enzian und Ingwer hinzufügen.
Erneut durchrühren.
Zucker und Rübensirup einarbeiten.
Trauben dazugeben.
Mischung in kleine Muffinförmchen geben und bei starker Hitze backen, bis sie aufgegangen und dunkelbraun geworden sind. Aus den Förmchen nehmen und einzeln auf einem Gitter abkühlen lassen.
Beachte: Um die Überzeugungskraft zur vollen Entfaltung zu bringen, muss die Bäckerin der Plätzchen (und niemand sonst) denjenigen, der sie isst, im Stillen beschwören, sich ihrem Willen zu beugen. Es handelt sich hier um einen starken Kräuterzauber, der nur mit den besten Absichten angewandt werden darf.
Es war ein Tollhaus. Alle redeten wild durcheinander. Mitzi stand auf der Bühne hinter einem wackeligen Holztisch, dessen zahlreiche Einkerbungen nicht nur verkündeten, dass Dave Kirsty »4ever« liebte, sondern auch eine schlimme Zote über den Pfarrer umfassten, und äugte mit wachsender Nervosität in den Zuschauerraum des Gemeindesaals von Hazy Hassocks hinab.
Aufgrund der dunkelgrauen Wolken und des heulenden Sturmwinds draußen sowie der spärlich verteilten 40-Watt-Birnen war es drinnen stockfinster. Die Halle war randvoll mit Leuten, von denen vermutlich die Hälfte nur gekommen war, um sich ein bisschen aufzuwärmen und eine Tasse Tee zu trinken, aber immerhin.
Die Überredungstörtchen standen in mehrere Tupperdosen verpackt hinter Mitzis Stuhl. Sie wusste nicht, ob sie sich auf ihre Wirkung verlassen konnte. Die Ereignisse nach dem Wünsch-dir-was-Auflaufließen sich leicht erklären, aber Flos wundersamer Geisteswandel gegenüber Lance? Gab es dafür irgendeine rationale Erklärung? Mitzi atmete aus. Als sie gegangen war, hatten sie Nase an Nase über den Küchentisch gebeugt dagesessen und gekichert wie Schulkinder.
Womöglich waren Granny Westwards Kräutermischungen weitaus wirksamer, als sie sich je hätten träumen lassen. Und vielleicht sollte sie das Rezeptbuch lieber wieder auf den
Dachboden verbannen, wo es hingehörte. Vielleicht sollte sie – ach, darüber würde sie später nachdenken. Jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun.
»Entschuldigung!« Mitzi räusperte sich nervös. »Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten?«
Niemand nahm auch nur die geringste Notiz
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