Magical Village 1 Zimt und Zauber
verrühr die Grundzutaten zu einem lockeren Teig« – Lance griff nach seinem Autoschlüssel -, »dann fahre ich schnell zu Herbie’s Healthfoods und versuche, alles andere aufzutreiben. Ich beeile mich.«
Und das tat er. Auch diesmal waren die Zutaten nicht exakt die richtigen, aber doch beinahe. Sie lauschten der Musik aus dem Radio und arbeiteten – unterstützt von vielen Tassen Kaffee – fröhlich Seite an Seite am Tisch, wie sie es in all den Jahren ihrer Ehe nie getan hatten. Richard und Judy saßen oben auf dem Warmwasserboiler und verfolgten das Geschehen überaus misstrauisch.
»Du glaubst doch nicht wirklich an das alles, oder?«, fragte Lance, als das erste Blech Törtchen im Ofen war und die Küche aussah wie nach der Explosion einer Bäckerei. »Dass diese seltsame Kräutermischung tatsächlich – nun ja – etwas bewirkt ?«
»Nein«, sagte Mitzi und wischte sich mit einer mehligen Hand über die geröteten Wangen. »Eigentlich nicht. Ich glaube
nicht mehr an Zauberei als du, aber ich glaube, dass die ungewöhnliche Kombination von Zutaten vielleicht doch eine chemische Wirkung aufs Gehirn hat. Oder zumindest hatte sie die auf eine weitaus unschuldigere Generation als die unsere. Wie heutzutage große Mengen Alkohol oder Cannabis.«
»Mag sein – aber andererseits«, brummte Lance, während er mit den Zähnen das letzte Päckchen Kekse aufriss, »spielst du womöglich mit schwarzer Magie, ohne es zu wissen. Manche Zutaten in diesen Rezepten kommen mir ziemlich suspekt vor – außerdem hat mir Lu erzählt, was nach dem Wünsch-dir-was-Auflauf passiert ist.«
Mitzi runzelte die Stirn. Hoffentlich hatte Lulu Lance nicht zu viel erzählt – vor allem nicht, was sie selbst sich gewünscht hatte. »Alles reiner Zufall. Wahrscheinlich kriegt Tarnia von den Überredungstörtchen einfach nur heftiges Sodbrennen.«
»Dann waren sie wenigstens nicht umsonst«, lachte Lance. »Gut – sind wir bereit für die nächste Fuhre?«
Sie zogen gerade das erste Backblech aus dem Ofen, als Flo zur Hintertür hereingeschneit kam.
»Tut mir leid, dass ich zu spät komme, Mitzi, aber ich musste Clyde mit seinen Glasballons helfen. Er hat achtzig Liter Zucchini-Hagebutte am Gären, und wir wären von dem verflixten Zeug überschwemmt worden, wenn ich nicht eingegriffen und ihm geholfen hätte, und – na so was!« Sie musterte die häusliche Szenerie um den Küchentisch. »Was will der denn hier? Du bist doch nicht so dumm gewesen und hast ihn wieder aufgenommen, oder?«
Lance schloss die Ofentür vor der zweiten Fuhre und verzog das Gesicht. »Ja, ich mag dich auch, Flo. Schaff dir Platz und setz dich.«
Lachend pustete Mitzi das Mehl vom Wasserkessel und
holte einen dritten Becher. »Du darfst das erste von unseren Plätzchen probieren – nachdem Lance sämtliche Kekse verputzt hat.«
Flo sah immer noch verständnislos drein. »Aber du backst doch sonst nie, Mitzi. Und schon gar nicht mit ihm. Außerdem – »sie musterte die dampfenden Häufchen auf dem Backblech – »sind das keine Plätzchen, sondern zu dunkel geratene kleine Kuchen.«
Stimmt, dachte Mitzi, sie sahen eher aus wie kleine, glänzende braune Kuchen. Sie hatte sich eher goldgelbe, lockere Häufchen vorgestellt. Trotzdem sahen sie recht appetitlich aus und rochen – nun ja – akzeptabel. Doch auf keinen Fall würde sie Flo verraten, dass sie Zauberkräfte besitzen sollten. Zum Glück war Granny Westwards Kochbuch unter dem ganzen Krimskrams auf dem Tisch gut verborgen.
»Die sind für heute Nachmittag – meine erste Versammlung im Gemeindesaal«, erklärte sie geistesgegenwärtig und reichte Flo einen Becher Kaffee. »Du weißt doch, wie knauserig sie dort immer mit Erfrischungen sind. Und Lance war gerade da und hat mit angepackt.«
»Hmmm …« Flo war immer noch skeptisch, streckte aber tapfer die Hand zum Backblech aus.
Mitzi und Lance wechselten Blicke.
Flo biss einmal ab, stieß einen kleinen Schrei aus und wedelte sich hektisch vor dem Mund herum. »H-h-heiß! Furchtbar heiß!«
Mitzi verdrehte die Augen und hielt die Luft an. Ob die Überredungstörtchen tatsächlich wirkten oder nicht, war zweitrangig. Sie hätte sich schon gefreut, wenn sie schlicht und einfach genießbar waren. Außerdem konnte es nicht schaden, ein bisschen zu experimentieren. Da Flo von all
ihren Freundinnen Lance’ Untreue am schärfsten verurteilt und ihm die letzten zehn Jahre konsequent die kalte Schulter gezeigt hatte, war es immerhin einen
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