Magical Village 1 Zimt und Zauber
sind, es zu unterrichten, und hier« – sie wies auf ein drittes Blatt – »stehen die Namen der Leute aus beiden Gruppen, damit ihr euch findet. Das Gleiche gilt für diejenigen, die eine Fußballmannschaft gründen wollen -«
»Ja, ja, wir haben schon verstanden«, fiel ihr der Filzhutmann ins Wort. »Teil einfach die Blätter aus, dann erledigen wir den Rest.«
Mitzi warf ihm einen dankbaren Blick zu. Vielleicht hatte es doch etwas für sich, einen herrschsüchtigen kleinen Diktator in der Gruppe zu haben.
In den geordneten Sitzreihen brach das Chaos aus, als die Blätter herumgingen. Die Leute erhoben sich von ihren Stühlen und plärrten über die Köpfe der anderen hinweg. Mit zunehmender Beklemmung musterte Mitzi das Durcheinander. Im Nachhinein betrachtet, wäre es weitaus vernünftiger gewesen, allen Namensschilder zu geben.
»Lavender setzt in der Küche schon mal Wasser auf«, rief Lobelia zur Bühne hinauf. »Wir wollen uns ohnehin für nichts einschreiben. Und wir haben unsere eigenen Sandwiches dabei, falls du das Essen vergessen hast.«
Mitzi sah auf das Alupäckchen hinab. Fischpaste. Darauf hätte sie ihr Leben verwettet.
»Käsesalat«, erklärte Lobelia. »Natürlich furchtbar kostspielig, aber Shay sagt, es sei wichtig, sich ausgewogen zu ernähren. Als Sanitäter muss er es ja wissen. Nimm dir doch mal ein Beispiel an ihm, Mitzi. Du siehst ziemlich abgespannt aus, und dein Teint ist ganz gelb. Du hast doch nicht in einsamen Stunden zur Flasche gegriffen, oder? Wahrscheinlich schrumpft deine Leber bald auf Walnussgröße zusammen. Wir kennen uns mit Alleinsein aus, Mitzi, besser als alle anderen. Jetzt, wo wir den jungen Shay haben, hat sich unser Leben allerdings komplett gewandelt. Du solltest dir auch einen besorgen.«
Einen Sanitäter als Untermieter? Keine schlechte Idee.
»Wo sind denn die Kekse?« Lavender hatte sich zu Lobelia
gesellt. »Ich habe Tee gemacht, Teller und Deckchen bereitgelegt und die Tassen aufs Tablett gestellt, doch es waren keine Kekse da.« Vorwurfsvoll sah sie Mitzi an. »Du hast doch an Kekse gedacht, oder, meine Liebe? Wir wissen, wie leicht man Kleinigkeiten vergisst, wenn das Gedächtnis nachlässt.«
»Hier -« Mitzi fasste hinter ihren Stuhl, griff sich ein paar der Tupperbehälter und gab sie herum. »Es sind nicht direkt Kekse – eher eine Art Törtchen.«
»Oooh, herrlich …«
»Ihr könnt jede eines nehmen, aber dann gebt ihr die Dose weiter, wenn ihr den Tee bringt«, sagte Mitzi. »Sie sind nicht alle nur für euch beide.«
Gott weiß, was passiert wäre, wenn die Bandings sich Granny Westwards mysteriöse Mixtur komplett einverleibt hätten.
»Warum tragt ihr eigentlich drinnen Fahrradhelme? Habt ihr auch daran gedacht, eure Fahrräder abzuschließen? Ihr wisst ja, wie die Jugendlichen hier so sind.«
»Grundgütiger«, gluckste Lavender, »wir sind doch nicht mit dem Fahrrad gekommen, Mitzi. In unserem Alter? So weit kommt’s noch! Nein, wir sind zu Fuß gegangen.«
»Warum habt ihr dann …«
»Weil Shay gesagt hat, dass sie unerlässlich sind«, erwiderte Lobelia mit bedeutungsschwangerer Miene. »Er hat gesagt, er war bei einem Katamaran, und da sei ein kleiner Junge schwer verletzt worden, weil er keinen Helm getragen hat und -«
»Sie meint eine Karambolage«, korrigierte Lavender. »Sie ist ein hoffnungsloser Fall, was Fremdwörter angeht. Aber der junge Shay hat wirklich gesagt, dass alle Fahrradhelme tragen müssen. Immer.« Sie strahlte Mitzi an. »Du musst dir auch einen besorgen, meine Liebe. Er würde dir stehen.«
»Bitte reicht die Törtchen herum«, flehte Mitzi. »Und passt auf, dass keiner mehr als eines nimmt.«
Das Gedränge, das daraufhin im Saal entstand, ähnelte dem auf einem Rockkonzert, nur ohne die Musik.
Lav und Lob, die den Aufruhr wie immer genossen, huschten durch die Menge, schenkten Tee aus und verteilten die kleinen dunkelbraunen Törtchen. Die Erfrischungen schienen besser anzukommen als die Organisation.
»Ach du lieber Heiland«, murmelte Mitzi und ließ sich auf den Stuhl sinken. »Lass dies nicht schon wieder ein typisches Hazy-Hassocks-Desaster werden. Lass sie ein einziges Mal mit sich selbst zurechtkommen.«
Sie wusste nicht genau, was sich verändert hatte und wann oder wie es geschehen war, doch es war passiert. Das Gewusel im Saal hatte nachgelassen. Der Lärm war nicht mehr ganz so ohrenbetäubend. Und die wogende Masse hatte sich wie von Zauberhand in ordentliche Grüppchen
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