Magie der Leidenschaft
und Herren; einige warteten auf eine Audienz bei ihm, andere waren gekommen, um Klatsch aufzuschnappen oder einen neuen Liebhaber zu suchen. Es widerte ihn an, dass sich seine geliebte Burg in einen Nährboden für Intrigen verwandelt hatte. Aber so war es. Nach Pipards und Le Petits Ernennung und dem Verlust seines Amtes als Justitiar suchte DeCourcy nach anderen Mitteln, um König Richard an der Macht zu halten. Die zehn Kantrys in Connacht waren eher ein Tribut an sein hohes
Alter als an seine Macht, aber das Bündnis mit Covderg gab ihm Rückhalt, bis Richard von den Kreuzzügen zurückkehrte und dem Treiben seines jüngeren Bruders ein Ende setzte. Prinz John regierte Irland, ja, doch wenn Richard erfuhr, was hier vorging, würde sich die Situation ändern.
Der Wind stieß an die Schneewehen, und DeCourcy lächelte in sich hinein. Er hatte Irland rasch lieb gewonnen, obwohl er für Richards Vater, König Heinrich, gegen die meisten seiner Könige und Clanführer gekämpft hatte. Fast vermisste er seine Kämpfe mit Hugh DeLacy, und er war froh, dass sein Sohn ein ausgeglicheneres Wesen und weniger Ehrgeiz hatte.
Ein lautes Klopfen erschütterte die Tür, und wieder lächelte DeCourcy in sich hinein. »Komm rein, Walter.«
Die Tür wurde aufgestoßen, und der Mann kam mit klirrendem Kettenhemd und scheppernder Rüstung hereinmarschiert.
»Woher zum Teufel habt Ihr gewusst, dass ich es bin?«
DeCourcy lächelte nachsichtig. Walter war Hughs Ebenbild, groß und kräftig, und er würde ihm nicht verraten, dass er der Einzige war, der mit einem Klopfen sämtliche Türen in den Angeln erzittern ließ. Es bewies DeCourcy, dass der Mann Selbstvertrauen hatte. »Was führt dich her?«
Walter klemmte seinen Hehn unter die Armbeuge und trat an das Feuer, das in dem mächtigen Kamin loderte. »Ich bringe Neuigkeiten vom Hafen.«
DeCourcy, der leicht fröstelte, schlang seinen Samtmantel enger um sich und setzte sich in einen geschnitzten Sessel vor dem Kamin.
»Du solltest lieber deine Rüstung ablegen, Walter, bevor du darin zu kochen anfängst.«
»Ich bins gewöhnt«, gab der jüngere Mann zurück, während er sich auf den Stuhl fallen ließ und sich vorbeugte, um seine Hände über der Glut zu wärmen. »Ich habe gehört, dass jemand ein Schiff fahrbereit macht. Ja, ich weiß, es ist ein Hafen, und dafür ist er da«, fügte Walter lebhaft hinzu, da er wusste, dass DeCourcy auf diesen Punkt hinweisen würde. »Aber man hat Richards Banner gesehen.«
»Soll ich das so verstehen, dass es kein Zufall war?«
Walter zuckte die Schultern. »Ich ritt gerade in der Nähe der Werft die Straße hinunter, als eine Kiste von einem Karren fiel. Ich dachte mir nichts dabei, bis ich ein Wappen sah. Es war das von Richard.«
Falls Walter glaubte, eine derartige Neuigkeit würde DeCourcy schockieren, hatte er sich getäuscht. Der Mann, dessen Ruhe ihm durch zahlreiche Schlachten geholfen hatte, sah auch jetzt nur mäßig interessiert aus. Wenn Walter es nicht gewohnt gewesen wäre, hätte es ihn irritiert.
»Der Besitzer des Karrens nahm keine Stellung dazu?«
»Ich muss gestehen, dass mir erst ein Licht aufging, als ich schon ein Stück weiter geritten war.« Walter errötete leicht bei seinem Geständnis. »Als ich zurückkam, war weder von dem Karren noch von den Leuten, die in seiner Nähe gewesen waren, etwas zu sehen. Aber es waren Engländer, so viel kann ich sagen. Diese Männer waren wie gewöhnliche Bürgerliche gekleidet, traten jedoch nicht so auf.«
DeCourcy runzelte die Stirn. Prinz Johns Männer möglicherweise. In Verkleidung? Oder verfolgten sie Pläne, bei denen Richards Banner als Täuschungsmanöver benutzt wurde? »Pipard und Le Petit könnten dahinter stecken. Eine Armee aufstellen? Aber wofür? Sie sind jetzt hier die Justitiare.«
»Vielleicht, um nach England zu ziehen? Oder zu den Kreuzzügen?«
Möglich, dachte DeCourcy, aber es hieß, dass Richard zurückkehren würde. Abgesehen davon wusste DeCourcy kaum etwas. Er vertraute nur bei wenigen Leuten an Prinz Johns Hof darauf, dass sie ihm die Wahrheit sagen würden.
Ohne anzuklopfen, kam DeCoureys Frau ins Zimmer und dirigierte eine Schar Diener mit Tabletts herein. Affrea sah zu ihrem Mann, lächelte leicht und überwachte ruhig, wie das Mahl aufgetischt wurde. »Ihr leistet uns Gesellschaft, Walter?«, fragte sie, ohne ihn anzuschauen, als sie die Diener wieder hinausließ.
»Nein, danke, Mylady, ich habe zu tun.« Walter erhob sich, und
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