Magie der Leidenschaft
Stattdessen trug er ein Hemd aus fein gearbeitetem, zu einem dunklen Goldton gegerbtem Hirschleder mit Einsätzen aus Leinen. Schlicht und elegant. Irisch. Sein Schwert hing in einem Gurt um seine Taille, und seine Beine steckten in geflochtenem, herbstfarbenem Wildleder, das sich so eng um seine Glieder schloss, dass kaum zu erkennen war, wo die pelzgefütterten Stiefel begannen.
Ihm fiel auf, dass sie ihn begutachtete. »König Rory hat mir die Sachen geliehen.«
»Sie passen dir gut«, stellte sie leise fest.
Es reizte ihn, dass ihre Stimme leicht bewegt klang. »Komm nicht auf falsche Gedanken, Sinead. Es sind nur Kleidungsstücke.«
»Es sind irische Kleidungsstücke, Connal. Und sie stehen dir gut.«
Die Macht, die dieses Lächeln besitzt, ist einzigartig, dachte er und erwiderte es, als ihm bewusst wurde, dass Sinead weit mehr Freude an einfachen Dingen als an kostbaren Geschenken hatte. »Komm, wir müssen uns beeilen«, ermahnte er sie und packte den Sattelgriff, um aufzusteigen.
»Werden wir unterwegs Genevieve finden?«
Er sah zu ihr. »Das blinde Tier steht im Stall. Zu viele haben es gesehen und wissen, dass es dir gehört. Die Stute muss bei den übrigen bleiben. Mein Pferd wird auch dort sein, und Galeron wird es reiten und mein Banner tragen.«
Sinead nickte. »Sehr ritterlich von ihm.«
Connal verdrehte die Augen, stieg aufs Pferd und langte dann nach ihr, um sie vor sich in den Sattel zu setzen.
»Wäre es nicht besser, wenn ich hinter dir sitze? Wie willst du kämpfen, wenn wir angegriffen werden?«
»Falls man uns angreift, will ich, dass du mit einem deiner Tricks verschwindest und dich versteckst.« Er nahm die Zügel und schlug den Weg in Richtung Süden ein. »Versprich es mir.«
Sie hob den Kopf, um seinem Blick zu begegnen, und sah die ehrliche Sorge in seinen Augen. »Ja, ich verspreche es.«
Er schüttelte den Kopf. »Dein Wort darauf, dass du nicht wieder versuchst, mich zu schützen, wie unlängst mit dem Pfeil.«
Sinead starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Das kann ich dir nicht versprechen.«
»O Gott, musst du immer so verdammt dickköpfig sein?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und wer hat neulich Abend gesagt, wir seien beide klüger geworden?«
Es entstand eine kleine Pause, bevor sie leise entgegnete: »Wenn ich mit Vorbehalten schwöre, binde ich mich selbst, und das werde ich nicht noch einmal tun.«
Ein Ausdruck von Verstehen huschte über sein Gesicht. »Verzeih mir, Sinead. Ich vergesse oft, dass Magie gewissen Regeln unterworfen ist.«
Im Mondlicht sah Sinead die Sorge, die er zeigte, und die Furcht, die er vor ihr zu verbergen suchte. Es rührte sie, und plötzlich sprudelten die Worte aus ihr heraus. »Ich schwöre dir, dass ich, falls es nötig sein sollte, meine Zauberkräfte einsetzen werde, um mich zu schützen.« Und dich, fügte sie insgeheim hinzu. »Wie ich es sage, so soll es sein.« Sie legte eine Hand an ihr Herz, und Connal seufzte leise, als die Nachtluft leise funkelte.
»Das reicht mir.« Und dann küsste er sie, schenkte ihr ein kurzes Spiel von Lippen und Zunge, das ihnen beiden den Atem nahm.
Ihre Augen öffneten sich langsam. Ihre Sinne waren geweckt und gleichzeitig erschöpft. Im Mondlicht hielt er ihren Blick mit seinem gefangen. Sie brauchte seine Augen nicht zu sehen, um Bescheid zu wissen. Sie hatten die Macht der Berührung. Wie lange konnte sie ihr Herz noch ihrem Stolz opfern?, fragte sie sich. Und würde er in ihr immer nur eine Pflicht sehen, nie eine Frau? Einen Preis, der eher seinem König als ihm selbst bestimmt war?
»Ruh dich aus«, bat er mit gepresster Stimme, und sie lehnte sich an ihn, während er das Pferd gen Süden lenkte. Als das Tier sich seinen Weg durch die Dunkelheit suchte, drehte Connal sie auf seinem Schoß um, ein wenig schockiert und erfreut, als sie beide Arme um seine Taille schlang und den Kopf an seine Brust legte.
Ein Seufzer entschlüpfte ihr und strich leise prickelnd über seinen Körper. »Nur hier bin ich sicher, Connal.«
Seine Kehle schnürte sich zusammen, und er küsste sie auf den Scheitel. Die Worte waren ein Geschenk, ein Teil ihres Vertrauens. Und ihm wurde bewusst, dass er lieber sterben als ihr Vertrauen verlieren würde.
John DeCourcy stand am Fenster seiner Privatgemächer, die Hände auf dem Rücken verschränkt, den Blick auf das Getriebe außerhalb der dicken Steinmauern gerichtet. Auf dem Burghof wimmelte es von adeligen Damen
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