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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sich’s lohnen würde, dass ich meine Beine rasiere. Aber mit den meisten würde ich nur meine Zeit verschwenden. Da bleibe ich lieber daheim und schaue mir im TV die Wiederholungen von ›Hee Haw‹ an.«
    Irritiert runzelte Selena die Stirn. »Was hat dich denn an Gerry gestört?«
    »Schlechter Atem.«
    »Und Jamie?«
    »Nasenbohren. Vor allem beim Dinner.«
    »Tony?« Grace verdrehte einfach nur die Augen, und Selena warf ihre Arme hoch. »Okay, vielleicht hat er ein kleines Problem mit seiner Spielsucht. Aber jeder hat irgendein Hobby.« Grace starrte sie schweigend an.
    »Hi, Madame Selene, schon zurück vom Lunch?«, rief Sunshine, die an der benachbarten Bude Zeichnungen und Keramikwaren feilbot. Ein paar Jahre jünger als die zwei Freundinnen, hatte sie langes schwarzes Haar und bevorzugte Kleider, die Grace an eine Prinzessin erinnerten. An diesem Tag hätte ihr hauchdünner weißer Rock ohne die hellrosa Strumpfhose, die sie darunter trug, und die hübsche Folklore-Bluse obszön gewirkt.
    »Ja, da bin ich wieder«, bestätigte Selena und kniete nieder, um die Tür des Metallwagens aufzusperren, den sie jeden Morgen mit einer Fahrradkette am schmiedeeisernen Gitter festmachte. »Ist was Interessantes passiert, während ich weg war?«
    »Ein paar Jungs haben sich Ihre Visitenkarte genommen und gesagt, sie würden später noch mal vorbeikommen.«
    »Danke.« Selena legte ihre Perlentasche in den Wagen und hob eine dunkelblaue Zigarrenkiste heraus. Darin lagen ihre kostbaren, in ein schwarzes Seidentuch gewickelten Tarotkarten. Dann ergriff sie ein dünnes, aber sehr
großes, in braunes Leder gebundenes Buch, das Grace noch nie gesehen hatte. Ihre Freundin setzte einen breitrandigen Strohhut auf und wandte sich wieder Sunshine zu. »Haben Sie Ihre Waren mit Etiketten beklebt?«
    »Ja.« Sunshine hängte ihre Handtasche über eine Schulter. »Obwohl ich immer noch glaube, dass es Unglück bringt … Aber die Leute sehen wenigstens die Preise, wenn ich nicht da bin.«
    In diesem Moment hielt ein Motorradfahrer, der ziemlich brutal aussah, vor ihrem Kiosk. »He, Sunshine!«, schrie er. »Schwing deinen Arsch rauf, ich bin hungrig!«
    Verächtlich zuckte sie die Achseln. »Kommandier mich bloß nicht rum, Harry, oder du kannst allein essen.« Betont langsam schlenderte sie zu ihm und kletterte auf den Rücksitz seiner Maschine.
    Grace schaute ihnen nach und schüttelte den Kopf. Was Beziehungskisten anging, brauchte Sunshine offenbar viel dringender eine Beratung als sie selber. Die beiden fuhren zum Café du Monde hinüber. »Oooh, wie köstlich wäre ein beignet zum Dessert!«
    »Hör mal, Süßigkeiten sind kein Ersatz für Sex.« Selena legte die Karten und das Buch auf den Tisch. »Das sage ich dir immer wieder …«
    »Okay, du hast mir deinen Standpunkt oft genug klargemacht. Aber im Ernst, Lanie, warum interessierst du dich plötzlich so sehr für mein Sexualleben? Oder, um es genauer auszudrücken, für meine mangelnden erotischen Erlebnisse?«
    Selena deutete auf das Buch. »Weil ich eine Idee habe.«
    Trotz der Hitze erschauerte Grace. Normalerweise war sie nicht so leicht zu erschrecken – solange ihr Lanies haarsträubende Ideen erspart blieben. »Schon wieder eine Séance?«

    »Nein, was Besseres.« Krampfhaft schluckte Grace und überlegte, was sie jetzt tun würde, hätte sie im ersten Studienjahr an der Tulane University ihr Zimmer mit einem vernünftigen Mädchen geteilt statt mit einer kapriziösen Möchtegern-Zigeunerin. Eins stand jedenfalls fest. Nie wieder würde sie in aller Öffentlichkeit über Sex diskutieren.
    In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie gründlich sie sich von der Freundin unterschied. In einem dünnen, ärmellosen cremefarbenen Ralph-Lauren-Kleid stand sie unter der sengenden Sonne, das dunkle Haar zu einem kultivierten Knoten geschlungen, während Selena einen langen schwarzen Hexenrock und ein enges violettes Top trug, das ihre üppigen Brüste kaum verhüllte.
    Ihr schulterlanges braunes Kraushaar hatte Selena mit einem Seidentuch mit Leopardenmuster umwunden. An ihren Ohren baumelten überdimensionale silberne Halbmonde. Ganz zu schweigen von den zahlreichen silbernen Reifen, die beide Handgelenke schmückten und bei jeder Bewegung klirrten.
    Immer wieder wiesen die Leute auf diese äußeren Unterschiede hin. Aber Grace wusste, dass Selena hinter ihrem »exotischen« Stil einen messerscharfen Verstand und ihre Unsicherheit verbarg. Im Grunde waren sie einander

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