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Magie der Worte

Magie der Worte

Titel: Magie der Worte
Autoren: Verena Basilissa
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Dornblattern, gegen Distelblattern,
gegen Eisblattern, gegen Giftblattern,
wenn irgendein Gift kommt von Osten geflogen,
oder irgendeins von Norden kommt,
oder irgendeins von Westen über die Menschheit.
Christus stand über Krankheit jeder Art.
Ich allein weiß ein rinnendes Wasser
wo da neun Nattern nahe bewachen;
mögen alle Kräuter nun von ihren Wurzeln aufspringen,
die Seen sich öffnen, all das Salzwasser,
wenn ich dieses Gift von dir blase.
    Selbst das zugehörige genaue Rezept ist in diesem Heilbüchlein aufgeschrieben worden. Danach sollte man folgende Zutaten verwenden, um eine Arznei herzustellen:
    Beifuss, Wegerich, die nach Osten offen ist,
Schaumkraut, Heilziest, Kamille, Nessel, Wildapfel, Kerbel und Fenchel, alte Seife.
Stoße die Kräuter zu Staub,
menge sie mit der Seife und mit dem Saft des Apfels.
Mache einen Brei aus Wasser und aus Asche, nimm Fenchel,
koche ihn in dem Brei und erwärme es mit Ei-Gemisch,
wenn er die Salbe auftut, sowohl vorher als nachher.
Singe diesen Zauberspruch über jedem dieser Kräuter dreimal,
bevor du sie bearbeitest und über den Apfel ebenso;
und singe dann dem Kranken in den Mund
und in beide Ohren und auf die Wunde
den gleichen Zauberspruch, bevor du die Salbe auftust.
    Zauber für Schwangerschaft und Geburt
    Zu den interessantesten Beiträgen der alten Heilkunde zählen sicherlich die Rezepte und Sprüche, die sich mit Frauenleiden und der Geburtshilfe befassen. Hebammen und weise Frauen waren die einzigen, die sich mit Schwangerschaft und Niederkunft auskannten. Niemand wusste früher, was genau im Körper einer Frau währenddessen vor sich geht. Kein Wunder also, dass Zaubersprüche, Magie und Beschwörungen an der Tagesordnung waren, um die schwere Zeit der Schwangerschaft, die Geburt und natürlich auch das anschließende Wochenbett möglichst gesund zu überstehen. Kein Wunder in Zeiten, in denen die Kindersterblichkeit hoch war und auch viele Frauen im Kindbett starben! Auch diese Formeln stammen aus dem altenglischen Heilbüchlein der Jahrtausendwende. Sie sollten dafür sorgen, dass es weder zu einer Fehl- noch Frühgeburt kam und dass das Neugeborene gesund und kein Krüppel (= Lahmgeburt) war:
    1. Spruch: Die Frau, welche ihr Kind nicht austragen kann, gehe zum Grab eines toten Mannes und schreite dann dreimal über das Grab und spreche dann dreimal diese Worte:
    Dieses sei mir zu Hilfe mit der üblen Spätgeburt,
Dieses sei mir zu Hilfe mit der schweren Schwergeburt,
Dieses sei mir zu Hilfe mit der üblen Lahmgeburt.
    2. Spruch: Wenn die Frau ein Kind trägt und sie zu ihrem Ehemann zum Bett geht, dann spreche sie:
    Hinauf gehe ich, über dich schreite ich mit einem lebendigen Kind, keinesfalls mit einem sterbenden,
mit einem vollgeborenen, keinesfalls mit einem todgeweihten.
    Und wenn die Mutter fühlt, dass das Kind lebendig ist, gehe sie zur Kirche und wenn sie vor den Altar kommt, spreche sie dann:
    Christus, ich habe gesprochen, dies ist verkündet!
    3. Spruch: Die Frau, welche ihr Kind nicht austragen oder nähren kann, nehme selbst ein Teil des Grabes von ihrem eigenen Kind, wickle es danach dann in schwarze Wolle und verkaufe es Kaufleuten und spreche dann:
    Ich verkaufe es, ihr kauft es,
diese schwarze Wolle und dieser Sorgen Saat.
    Die Frau, welche ihr Kind nicht austragen (oder nähren) kann, nehme dann die Milch einer einfarbigen Kuh in ihre Hand und sauge sie auf mit ihrem Mund und gehe dann zu fließendem Wasser und spucke da hinein die Milch und schöpfe dann mit der gleichen Hand von dem Wasser ein Mundvoll und verschlucke es. Sie spreche dann diese Worte:
    Überall trug ich mir den prächtigen Bauchfüllenden mit diesem prächtigen Wohlgenährten;
den will ich für mich haben und heimgehen.
    Wenn sie dann zu einem Bach gehe, dann sehe sie sich nicht um, auch nicht dann, wenn sie von dort weggehe und dann gehe sie in ein anderes Haus, ein anderes als das, aus dem sie fortging und dort esse sie.
    Hier handelt es sich um drei getrennte Sprüche, die allerdings in der Niederschrift zusammengefasst wurden. Sprachforscher sind der Meinung, dass diese Beschwörungen zu drei verschiedenen Gelegenheiten angewandt wurden:
wenn eine Frau eine Fehl-, Tot- oder Missgeburt hinter sich hatte und das so erlittene Unglück für die Zukunft bannen wollte (1. Spruch).
wenn eine Frau schwanger war und eine Fehl-, Tot- oder Missgeburt verhindern wollte (2. Spruch). Die mögliche Fehlgeburt wurde durch den symbolischen Verkauf der Erde eines Kindsgrabes
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