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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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mir fremd und vertraut zugleich sind. Das Gefühl von etwas Festem an meinem Rücken sagt mir, dass ich nicht länger falle. Mit Mühe öffne ich die Augen, als würde ich aus einem langen Schlaf erwachen.
    Die Gestalten, die in einem Kreis stehen, sind verschwommen und verzerrt; dort, wo ihre Gesichter sein sollten, kann ich nur Leere erkennen. Erst nach geraumer Weile wird mir bewusst, dass diese Gestalten die Schlüssel sind, meine Gefährtinnen, und Tante Virginia, die immer noch die Beschwörung sprechen. Ich aber liege auf der Erde neben dem Feuer. Aus irgendeinem Grund habe ich mich aus dem Kreis gelöst. Voller Sehnsucht denke ich an das Untier, als mich wieder ein entsetzlicher Schmerz durchzuckt. Ich schreie auf. Mein Handgelenk brennt, als stünde es in Flammen. Ich kann kaum den Arm heben. Es fühlt sich an, als ob das Zeichen auf meinem Handgelenk mit dem glühenden Metall des Medaillons verschmelzen würde.

    Weit breite ich die Arme aus. Ich ergebe mich. Das Untier kommt näher. Es kommt durch mich, endlich. Ich ergebe mich dem Schmerz, desertiere vor der Qual des Kampfes. Ich sehne mich nach der weichen Behaglichkeit seiner Flügel und jenem Gefühl, dorthin zu gehören.
    Ich will mich gerade erleichtert fallen lassen, als ich Hufgetrappel höre. Erst glaube ich, es seien die Seelen, die Samael zu Hilfe eilen, die mich der Glorie zuführen wollen, die ich mir verdient habe, weil ich ihn und seine Horden in die Welt eingelassen habe.
    Aber der Klang kommt nicht aus den Anderswelten, wo sich ein Teil von mir noch immer befindet. Nein. Diese Pferde galoppieren hier, in unserer Welt, befinden sich kurz hinter dem Kreis aus verhüllten Gestalten. Mühevoll wende ich mich ihnen zu; den Kopf zu heben, bin ich zu schwach.
    Ich höre männliche Stimmen jenseits der gesichtslosen Gestalten, die mich umringen. Die tiefen Stimmen werden von einer einzigen weiblichen Stimme übertönt.
    Diese Stimme dringt durch alles andere.
    »Lasst mich durch! Ich muss meiner Schwester helfen!«
    Und plötzlich ist Alice da. Sie kniet neben mir und umfasst meine Hände mit ihren Händen. Ich sehe Gestalten auf Pferden, jenseits der Sicherheit unseres Kreises. Das Gesicht des blonden Leibwächters kristallisiert sich heraus, verzerrt durch meinen eigenen Schmerz und das flackernde Licht der Flammen. Voll unbändigem Zorn betrachtet er Alice.

    Jetzt wird mir einiges klar. Die Leibwache hat tatsächlich jemanden verfolgt. Aber nicht mich. Diesmal nicht.
    Diesmal waren sie hinter meiner Schwester her.
    »Bist du da, Lia? Bist du hier bei mir, oder bist du dort?« Ich will meinen Mund aufmachen, will sprechen, aber ich kann die Worte nicht herausbringen. Ohne auf meine Antwort zu warten, fährt sie fort. »Es ist nicht wichtig. Wo auch immer du bist, höre nicht auf ihn. Es sind alles bloß Lügen. « Sie lässt sich neben mir auf den Boden fallen, streckt sich lang aus und nimmt meine Hand in ihre. In ihren Augen steht Traurigkeit geschrieben, und noch etwas, das ich dort seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen habe: Liebe.
    »Glaubst du, dass ich jetzt wieder gut bin?«
    Ich kann nicht antworten, denn in dem Augenblick, in dem ihre Hand meine umfasst, gibt es einen erneuten Ruck, und diesmal wirbele ich gemeinsam mit meiner Schwester durch die Dunkelheit.

40
    D u!«
    Samael spuckt das Wort aus seinem Mund. Seine dunklen Flügel flattern und wirbeln einen wütenden Wind auf. Er sitzt wieder auf seinem riesigen Pferd, ein paar Schritte von Alice und mir entfernt. Zu dritt stehen wir einander auf dem toten Feld gegenüber.
    Alice schaut mich nicht an. »Wir müssen die Beschwörung zusammen aufsagen, Lia.«
    Sie spricht die Worte aus, genauso wie ich und die Schlüssel es getan haben, ehe ich in die Anderswelten gerissen wurde: » Sacro orbe ab angelis occidentibus effecto potestatem sororem societatis convocamus Custos Portaque ut Diabole saeculorum te negaramus in aeternum. Porta se praecludat et totus mundus tutus a tua iracundia fiat .«
    Ich folge ihrer Aufforderung nicht sofort, denn mein Bewusstsein ist noch völlig durcheinander. Nach einer Weile falle ich in den Rhythmus ihrer Worte mit ein. Unsere
Stimmen erheben sich über Samael und seine Seelen, finden ihren Weg durch die unheimliche Stille dieser toten Felder. Die Seelen rutschen unruhig auf ihren Pferden hin und her, während unsere Worte immer lauter werden, immer mutiger. Ihre Pferde weichen zurück, trotz der befehlenden Schreie und Peitschenhiebe ihrer

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