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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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…«
    Ich bin mir nicht sicher, ob Sonia wütend oder nur traurig ist, und einen Augenblick lang empfinde ich Schuldgefühle, wenn ich daran denke, wie oft sie mich gebeten hat, mit ihr nach Whitney Grove zu fahren. Ich habe sie abgewiesen und bin allein dort gewesen, um das Bogenschießen zu üben.
    »Du musst ihr einfach noch mehr Zeit geben, das ist alles.« Luisas Stimme klingt sachlich. »Sie trägt die Last des Medaillons – zusätzlich zu der Sorge um die Entschlüsselung der letzten Seite der Prophezeiung.«
    Ich schaue auf mein Handgelenk, das unter den Bahnen aus Seide und Spitze hervorlugt. Von dem schwarzen Samtband ist unter meinem Ärmelsaum nur ein schmaler Streifen zu sehen. Es ist Sonias Schuld, dass ich die Bürde des Medaillons allein ertragen muss. Ihre Schuld, dass ich
Angst haben muss, es würde seinen Weg zu dem Zeichen der Jormungand finden, der Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, und dem Buchstaben C in der Mitte – zu dem Zeichen, das sich auf meinem anderen Handgelenk befindet.
    Egal, wie viele Entschuldigungen Luisa für Sonia auch finden mag, dies ist und bleibt die Wahrheit.
    Meine Unfähigkeit zu vergeben geht mit einer schmerzvollen Mischung aus Abneigung und Verzweiflung einher.
    »Ich bin es langsam leid, an ihr gutes Herz zu appellieren. Wir sind Teil der Prophezeiung. Wir alle. Sie ist nicht die Einzige, die ihre Last tragen muss.« Die Empörung in Sonias Stimme facht meinen Zorn erneut an. Als ob sie das Recht hätte, mich zu tadeln! Als ob Vergebung so leicht zu erlangen sei!
    Luisa seufzt so laut, dass ich es draußen auf dem Gang höre. »Versuchen wir einfach, uns heute Abend zu amüsieren, ja? Helene wird übermorgen ankommen. Dies ist die letzte Gelegenheit, einen Abend zu dritt zu verbringen.«
    »An mir soll’s nicht liegen« , murmelt Sonia. Blut schießt mir in die Wangen und ich versuche, meinen Zorn etwas zu besänftigen, ehe ich an die Holztür klopfe.
    »Ich bin es«, rufe ich mit einem kaum merklichen Zittern in der Stimme.
    Luisa öffnet mir die Tür. Ihre dunklen Haare glänzen im Lampenlicht und im Schein des Feuers im Kamin wie dunkler Burgunderwein.
    »Da bist du ja!« Ihre Fröhlichkeit klingt gezwungen,
und ich weiß, dass sie sich bemüht, das eben geführte Gespräch zu verdrängen. Einen Moment lang glaube ich fast, in ihr eine Komplizin für Sonias Verrat zu sehen. Dann erinnere ich mich an Luisas Treue und gemahne mich daran, wie schmerzvoll es für sie sein muss, zwischen Sonia und mir zu stehen. Meine üble Laune verfliegt, und plötzlich merke ich, dass es mir gar nicht so schwerfällt zu lächeln.
    »In der Tat, da bin ich. Und ich habe zwei Kleider mitgebracht, die ihr euch anschauen sollt.«
    Luisa betrachtet die Gewänder in meinen Armen. »Ich sehe schon, warum du dich nicht entscheiden kannst. Sie sind beide wunderschön! Komm rein.« Sie tritt beiseite und lässt mich ein.
    Sonias Blick fängt meinen ein, als Luisa die Tür hinter mir schließt. »Guten Morgen, Lia.«
    »Guten Morgen.« Ich versuche, das Lächeln, das ich ihr über das reich mit Schnitzereien verzierte Himmelbett hinweg zuwerfe, in meinem Herzen zu fühlen. Die Zurückhaltung, die meine einstmals engste Freundin an den Tag legt, passt nicht zu ihr. Früher redeten wir über Gott und die Welt, früher, als es nur Sonia und mich gab, während Luisa mit Tante Virginia und Edmund, unserem Kutscher, in New York zurückblieb. Wenn ich an die vielen Tage denke, an denen Sonia und ich in Whitney Grove ausritten, über unsere Zukunft sprachen oder über die zugeknöpften Dämchen der englischen Gesellschaft lachten, dann versuche ich, mich an meine Liebe für sie zu erinnern. »Ihr müsst mir helfen, mein Kleid auszusuchen.«

    Sie geht zum Bett, auf dem ich die beiden Kleider ausbreite. »Sie sind herrlich.«
    Ich trete zurück und betrachte die beiden Kleider mit kritischem Blick. Eins ist blutrot – eine gewagte Wahl für jede junge Dame – und das andere aus dunkelgrüner Seide, die gleiche Farbe wie meine Augen. Ich muss unwillkürlich an Dimitri denken, wenn ich diese beiden Kleider anschaue und mir vorstelle, wie ich in ihnen aussehe.
    Als ob sie Gedanken lesen könnte, sagt Luisa: »Dimitri wird dich mit den Augen verschlingen, Lia, egal, für welches der beiden Kleider du dich entscheidest.«
    Meine Laune wird merklich besser, wenn ich an Dimitris Augen denke, die vor Verlangen dunkel werden. »Na ja, genau das ist ja der Sinn der Sache.«
    Sonia beugt sich

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