Magie
den Boden warf, derselbe Mann war, den Takado in Mandryn zurückgelassen hatte. Der Mann, den Lord Dakon befreit hatte. Der das Dorf an Takado verraten hatte.
»Ich habe es dir bereits gesagt, ich will nicht, dass du dich auf den Boden wirfst«, bemerkte Narvelan zu Hanara, während das Gespräch der Magier weiter seinen Lauf nahm. »Kein Wunder, dass du so schnell schmutzig wirst.«
»Ja, Herr«, erwiderte Hanara.
»Hanara ist jetzt Narvelans Sklave?«, stieß Tessia erstickt hervor.
»Ja«, bestätigte Lord Tarakin. »Obwohl er dem Mann anscheinend mitgeteilt hat, dass er jetzt frei ist, aber der Mann hört einfach nicht auf ihn.«
Tessia schüttelte den Kopf. Sie sah Jayan an, und als Hanara davoneilte, um Narvelans Auftrag zu erfüllen, ging sie durch den Raum, um ihn abzufangen. Jayan folgte ihr. Etwas abseits holten sie den Sklaven ein. Als er sie sah, weiteten seine Augen sich, und er erstarrte.
»Tessia«, flüsterte er. Jayan konnte nicht entscheiden, ob die Miene des Sklaven Entsetzen oder Erstaunen zeigte.
»Hanara«, sagte sie. Dann schwieg sie; ihr Mund stand leicht offen, und plötzlich trat ein gequälter Ausdruck in ihre Augen.
Hanara senkte den Blick.
»Es tut mir leid«, murmelte er. »Ich konnte nichts tun. Ich dachte, wenn ich zu ihm ginge, würde er vielleicht weiterziehen. Aber ich wusste auch, dass er von mir erfahren würde, dass Lord Dakon nicht da war. Aber... das hätte er ohnehin herausgefunden. Ich... ich bin... ich bin froh, dass Ihr nicht dort wart.«
Eigentlich sollte ich den Wunsch verspüren, ihn zu erwürgen, dachte Jayan. Aber aus irgendeinem Grund tue ich es nicht. Der Magier, der sein Leben beherrscht hatte, war zurückgekehrt. Und jetzt dient er Narvelan. Ich habe keine Ahnung, ob ich dies als eine verdiente Strafe für ihn betrachten oder Mitleid mit ihm empfinden soll. Oder ob mir dieser Zusammenschluss eines ehemaligen Sklaven
eines der Invasoren und eines skrupellosen, wahnsinnigen Magiers Kopfzerbrechen bereiten soll.
»Ich verzeihe dir«, sagte Tessia. Jayan sah sie überrascht an. Sie wirkte erleichtert und nachdenklich. »Du bist jetzt frei, Hanara. Du brauchst niemandem zu dienen, dem du nicht dienen willst. Bestrafe dich nicht für die Verbrechen deines Herrn.«
Der Sklave schüttelte den Kopf, dann sah er sich verstohlen um, beugte sich dicht zu Tessia vor und flüsterte: »Ich diene ihm, um am Leben zu bleiben. Wenn ich es nicht täte, würde ich nicht mehr lange leben.« Er richtete sich auf. »Geht Ihr nach Hause. Heiratet. Bekommt Kinder. Lebt ein langes Leben.«
Dann eilte er an ihnen vorbei und verschwand durch eine Tür. Tessia drehte sich zu Jayan um, dann stieß sie ein kurzes Lachen aus.
»Ich nehme an, ich habe soeben Befehle von einem Sklaven empfangen.«
»Ratschläge«, korrigierte Jayan sie. Er ging durch dieselbe Tür, schaute im Flur nach links und rechts und zuckte dann die Achseln. »Es waren gute Ratschläge. Füge die Unterrichtung von Magiern in der Heilkunst hinzu. Und die Notwendigkeit, mir bei der Gründung der Gilde zu helfen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde mit Lord Hakkin zusammenarbeiten müssen und alle Hilfe brauchen, die ich bekommen kann.«
»Ja«, pflichtete sie ihm bei. »Mir ist aufgefallen, du hast dem König gegenüber nicht erwähnt, dass ich herausgefunden habe, wie man mit Magie heilen kann.«
»Nein. Der Zeitpunkt erschien mir falsch. Und jetzt, da ich darüber nachdenke... Es wäre mir lieber, wenn die Unterrichtung von Heilern nicht in Sachaka beginnen würde. Sie sollte in Kyralia ihren Anfang nehmen und Teil unserer neuen Gilde sein.«
»Ein Anreiz für Magier, der Gilde beizutreten?«
»Genau das.«
Ihre Augen wurden schmal. »Weißt du, einen Moment lang hatte ich vorhin tatsächlich Sorge, du würdest dich erbieten, meine Ausbildung fortzusetzen.«
Er blinzelte überrascht. »Sorge? Warum? Denkst du nicht, dass ich ein guter Lehrer wäre?«
»Ein annehmbarer Lehrer«, erwiderte sie. »Aber ich vermute, die kyralische Gesellschaft würde einen Meister und seine Meisterschülerin mit Missbilligung betrachten, wenn sie... nun ja … eine romantische Beziehung anknüpften.«
»Ich verstehe.« Wieder blickte er nach links und rechts. Der Flur war immer noch leer. Er streckte die Arme aus, zog sie fest an sich und küsste sie. Einen Moment lang versteifte sie sich, dann entspannte sie sich, und er spürte ihren Körper dicht an seinem.
Plötzlich hallten Schritte im Flur wider, und er spürte,
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