Magie
fügte sie im Geiste hinzu. Dann rieb sie sich die Augen. Der dunkle Fleck trat langsam wieder in den Hintergrund. Sie blinzelte zur Tür hinüber und sah zwei Gestalten dort stehen.
»Wie schätzt du seine Chancen ein, Heiler Veran?«, fragte eine vertrautere Stimme.
Ihr Vater zögerte, bevor er antwortete. »Schlecht, Mylord«, gestand er. »Seine Lungen sind durchstochen. Eine solche Verletzung ist im Allgemeinen tödlich.«
»Tu, was du kannst«, wies Lord Dakon ihn an.
Tessias Sicht war inzwischen so weit wiederhergestellt, dass sie die Gesichter der beiden Magier ausmachen konnte. Lord Dakons Miene war grimmig. Sein Begleiter lächelte. Sie konnte jetzt genug sehen, um seine breiten sachakanischen Züge zu erkennen, die kunstvoll geschmückte Jacke und die Hosen, die er trug. Sie bemerkte auch das juwelenbesetzte Messer in der Scheide an seinem Gürtel, das die Sachakaner trugen zum Zeichen dafür, dass sie Magier waren. Lord Dakon machte eine leise Bemerkung, und die beiden Männer verschwanden. Tessia hörte, wie ihre Schritte sich auf dem Flur entfernten.
Plötzlich erlosch das Licht, und sie standen im Dunkeln. Tessia hörte ihren Vater leise fluchen. Dann wurde der Raum wieder hell, wenn das Licht auch nicht mehr so grell war wie zuvor. Als sie aufblickte, sah sie Keron mit zwei großen Lampen eintreten.
»Ah, danke«, sagte Tessias Vater. »Stell eine hierhin und die andere dorthin.«
»Brauchst du sonst noch irgendetwas?«, fragte der Haushofmeister. »Wasser? Tücher?«
»Im Augenblick brauche ich vor allem eins: Informationen. Wie ist das geschehen?«
»Ich bin... ich bin mir nicht sicher. Ich habe es nicht beobachtet.«
»Hat irgendjemand etwas beobachtet? Bei so vielen Verletzungen ist es leicht, eine zu übersehen. Eine Beschreibung, welche Körperteile die einzelnen Schläge getroffen haben...«
»Niemand hat etwas gesehen«, antwortete der Mann schnell. »Niemand außer Lord Dakon, diesem Sklaven und seinem Herrn.«
Ein Sklave? Tessia schaute auf den verletzten Mann hinab. Natürlich. Die gebräunte Haut und das breite Gesicht waren typisch sachakanische Merkmale. Plötzlich ergab das Interesse des Sachakaners einen Sinn.
Ihr Vater seufzte. »Dann bring uns etwas Wasser, und ich werde eine Liste von Dingen aufschreiben, die du bei meiner Frau abholen musst.«
Der Haushofmeister eilte davon. Tessias Vater sah sie mit grimmiger Miene an. »Das wird eine lange Nacht für dich und mich.« Er lächelte schwach. »Bei Gelegenheiten wie dieser muss ich mich fragen, ob du die Vorstellungen deiner Mutter deine Zukunft betreffend nicht vielleicht doch verlockend findest.«
»Bei Gelegenheiten wie dieser kommen mir solche Überlegungen niemals in den Sinn«, beschied sie ihn. Dann fügte sie leise hinzu: »Diesmal werden wir vielleicht Erfolg haben.«
Seine Augen weiteten sich, dann drückte er die Schultern ein wenig durch.
»In diesem Fall sollten wir gleich anfangen.«
2
E s war niemals einfach und nur selten erfreulich, für einen sachakanischen Magier den Gastgeber zu spielen. Von allen Aufgaben, die in dieser Zeit von den Dienstboten verlangt wurden, verursachte die Ernährung ihres Gastes das größte Ungemach. Wenn man Takado eine Speise servierte, die er schon einmal gegessen hatte, wies er sie zurück, selbst wenn ihm das Gericht gut geschmeckt hatte. Die meisten Speisen mundeten ihm jedoch nicht, und er hatte einen großen Appetit, sodass für jede Mahlzeit erheblich mehr Gänge zubereitet werden mussten, als sie normalerweise für zwei Personen vonnöten gewesen wären.
Der Lohn dafür, dass sie die Ansprüche dieses Gastes ertrugen, war ein großer Überschuss an Essen, das im Anschluss an die Mahlzeiten unter den Mitgliedern des Haushalts aufgeteilt wurde. Wenn Takado noch viele Wochen bleibt, würde es mich nicht überraschen festzustellen, dass meine Diener ein wenig rundlich geworden sind , überlegte Dakon. Trotzdem wäre es Ihnen sicher lieber, wenn der Sachakaner weiterzöge.
Genauso wie ich, fügte er im Geiste hinzu, als sein Gast sich zurücklehnte, auf seinen üppigen Leib klopfte und rülpste. Vorzugsweise zurück in sein Heimatland, was wahrscheinlich ist, wenn man bedenkt, dass er den größten Teil Kyralias durchreist hat und dies das Herrenhaus ist, das dem Pass am nächsten liegt.
»Ein hervorragendes Mahl«, erklärte Takado. »Habe ich in diesem letzten Gericht eine Spur Glockenwurz bemerkt?«
Dakon nickte. »Einen Vorteil hat es, nahe der Grenze zu
Weitere Kostenlose Bücher