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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hinter dem Rücken und tat so, als würde er interessiert die Statuen römischer Gottheiten betrachten, die in dem Raum entlang der Wände aufgestellt waren: den mächtigen Jupiter mit einem zum Schleudern bereiten Blitz, Neptun, liegend und umspielt von Wellen, sowie eine erstaunlich detaillierte Minerva, die ihn, bewehrt mit Schild und Speer, aus kalten Augen anblickte. Natürlich kannte er die steinernen Figuren bereits ebenso gut wie den Rest der Einrichtung. Er besuchte dieses Haus nicht zum ersten Mal.
    »Pietro Araldo, was für ein unerwartetes Vergnügen«, erklang eine Stimme hinter und über ihm. Es war eine wohlklingende Frauenstimme, dunkel und samtig wie eine Sommernacht in der Campagna vor den Toren Roms.
    Er drehte sich um und deutete eine Verbeugung an. »Signora Diodato. Es ist mir wie immer eine Ehre und Freude, Sie zu sehen.«
    Die hochgewachsene Dame, die am oberen Treppenabsatz stand, war etwas älter als Pietro, vielleicht Anfang vierzig. Das tat ihrer atemberaubenden Schönheit jedoch keinen Abbruch. Langes, dunkles Haar fiel ihr in schimmernden Wellen über den Rücken, den sie mit der Anmut und Disziplin einer Tänzerin gerade hielt. Ihre ganze Haltung, jede auch noch so kleine Geste, zeugte davon, dass Diodato sich ihres an weiblichen Reizen alles andere als armen Körpers vollständig bewusst war und ihn sehr gezielt einsetzte, um zu bekommen, was immer sie begehrte. Und Pietro wusste, dass sie damit meist Erfolg hatte.
    Sie trug einen bodenlangen mitternachtsblauen Seidenmorgenmantel, den sie mit einer schmalen, um die Hüften geschlungenen Schärpe geschlossen hielt, allerdings bewusst so nachlässig, dass am Dekolleté die Spitze eines durchscheinenden Nachtgewands hervorlugte. Pietro konnte sich lebhaft vorstellen, dass konservativere Vertreter des Vatikans sie für solch ein lasterhaftes Kleidungsstück am liebsten umgehend mit Acht und Bann belegt hätten. Zum Glück wussten sie nichts davon, und abgesehen davon war Diodato so wertvoll für den Kirchenstaat, dass die Gottesmänner ihr die eine oder andere zusätzliche Sünde durchgehen ließen.
    Der Morgenmantel raschelte leise, als sie barfuß die Marmortreppe zu ihm herunterkam. Ihre dunklen Augen waren unverwandt auf ihn gerichtet, als versuche sie an seiner stoischen Miene abzulesen, mit welchem Auftrag er sie diesmal aufgesucht hatte. Vielleicht versuchte sie es auch in seinen Gedanken zu lesen. Wer konnte das schon wissen? Die Vorstellung veranlasste Pietro, unbehaglich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen zu verlagern. Er wünschte sich, er wäre imstande, sich vor Diodatos Gaben abzuschirmen. Aber er war nur ein gewöhnlicher Bote und manchmal Botschafter. Er gehörte nicht wie Diodato zu den Berührten, die vom Heiligen Geist erfüllt und für immer verändert worden waren.
    »Folgen Sie mir in den Salon«, gebot seine Gastgeberin ihm, als sie elegant an ihm vorüberschritt. Ein Duft von Lavendel umwehte sie an diesem Abend.
    Der Salon befand sich an der Westseite des Hauses und besaß eine großzügige Fensterfront, die einen weiten Blick über die Tiberebene bot. Weitere Steinstatuen, diesmal von Nymphen und römischen Helden, zierten den Raum neben bauchigen Tongefäßen, in denen Palmgewächse sprossen. Die Nordwand bedeckte ein Panoramagemälde der Hügellandschaft um Rom, eine Fortsetzung dessen, was man durch die Fenster im Westen sehen konnte. Mehrere Sofas und andere Sitzgelegenheiten standen in loser Anordnung beisammen, flankiert von zierlichen Tischen. Auf zweien von ihnen luden Obstschalen den Gast zum Zugreifen ein, ein weiterer hielt ein Karaffe mit Wein und eine zweite mit Wasser bereit.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, erkundigte sich Diodato und deutete auf den Wein.
    Pietro schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Signora Diodato.«
    »Sie sind zu enthaltsam, Signore Araldo.« Sie wandte sich an ihren Diener, der ihnen im Abstand von einigen Schritten gefolgt war. »Aber ich hätte gerne ein Glas Rotwein, Giuseppe.«
    »Sehr wohl, Signora.« Der Bedienstete ging zu dem Tisch mit der Karaffe, schenkte etwas Wein in ein bereitstehendes Glas und reichte dieses Diodato.
    »Vielen Dank, Giuseppe. Das wäre dann alles«, sagte sie.
    »Sehr wohl, Signora.« Der Diener drehte sich um und verließ den Raum.
    Nachdem er die Türen hinter sich geschlossen hatte, schlenderte die Hausherrin zu einem bequem wirkenden Kanapee und ließ sich in einer fließenden Bewegung darauf nieder. Mit einer winzigen

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