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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hier?«
    »Mister Hyde-White, stellen Sie die Kiste ab und zeigen Sie unserem Freund ihren Inhalt,« befahl Wellington.
    Der Hüne tat, wie ihm geheißen, ließ die Kiste zu Boden sinken, klappte sie auf und holte einige mattgraue Eisenplatten daraus hervor, an denen breite Lederriemen befestigt waren.
    »Was soll das denn sein?«, fragte der Arzt.
    Wellington räusperte sich. »Das, was ich vorhin schon sagte: eine Rüstung. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, ein weiteres Exemplar dieses hervorragenden Panzertauchanzugs zur Verfügung zu haben, der Hyde-White besser schützt als jede mir bekannte Panzerung. Bedauerlicherweise war dieser Anzug eine Spezialanfertigung unseres Industriellen Mister Bennett – und obendrein wahrscheinlich unverschämt teuer. In dem Wissen, dass beispielsweise ein mittelalterlicher Ritterharnisch nicht massiv genug ist, um Kugeln aus modernen Schusswaffen abzuwehren, habe ich mir schließlich mit Eisenbahnstahl beholfen, dem ich eine zugegeben krude Form verliehen habe. Sollte sich das Experiment als erfolgreich erweisen, wird hier zweifellos noch Verbesserungsbedarf bestehen. Aber die Zeit drängte, daher war ein Kompromiss aus Nutzen und Verfügbarkeit unvermeidbar.«
    »Ich verstehe«, sagte Polidori langsam, als er die nur mit viel Fantasie als Brustpanzer, Arm- und Beinschienen erkennbaren Metallplatten musterte. Er hob eines der Rüstungsteile hoch, und ein überraschtes Aufkeuchen entfuhr ihm. »Meine Güte, dieses Rüstzeug hat ein ziemliches Gewicht.« Sein Blick wanderte zu dem schmalen Wilkins. »Wird er sich damit überhaupt bewegen können?«
    »Auch das wird sich zeigen«, gab Wellington zurück. »Aber die Erfahrung, die wir mit Mister Hyde-White gemacht haben, spricht dafür.« Er nickte seinem ehemaligen Schüler zu. »Also los. Fangen wir an.«
    Zu dritt behängten sie Drummonds Adjutanten mit den Panzerplatten. Zunächst ließ er die Prozedur völlig teilnahmslos über sich ergehen. Nach einer Weile jedoch begann er zu ächzen und zu wanken. »Ich glaube, der Panzer ist zu schwer für ihn«, merkte Polidori an.
    »Sie könnten recht haben«, musste Wellington zugeben. Er trat einen Schritt zurück und hob wie beschwörend eine Hand. »Machen Sie trotzdem weiter. Ich stütze ihn mit Fadenbündeln.« Während er dies tat, drang er erneut in Wilkins’ Geist ein, und sofort spürte er die Last, die auf dem Körper des Mannes lag. Lange würde er diese Platten nicht tragen können.
    »Fertig«, schnaufte Hyde-White, als er Wilkins zum Abschluss einen massiv wirkenden Eisenhelm aufsetzte. Der Helm umschloss den Kopf von drei Seiten, ließ aber das Gesicht frei. Denn auch wenn Wellington nach den Erfahrungen mit Hyde-White nicht davon ausging, dass der Mann noch normale Nahrung zu sich nehmen musste, nachdem er von der Magie verwandelt worden war, ließ er diesbezüglich lieber erst einmal Vorsicht walten. Wilkins war ohnehin nur ein erster Versuch. Der ganze Prozess der Erschaffung dieser ferngelenkten Golems aus Fleisch und Metall würde noch verfeinert werden, wenn sich ihre Bemühungen als erfolgreich erwiesen.
    »Dann schreiten wir jetzt zur Vollendung«, sagte Wellington. Mit fließenden Bewegungen hob er Wilkins von den Füßen und trug ihn auf Fadenbündeln durch die Luft auf die Wahre Quelle zu. Der Erste Lordmagier holte tief Atem. Jetzt wurde es spannend. Zum ersten Mal überhaupt versuchte er, eine magische Verwandlung gezielt herbeizuführen. Wobei das nicht ganz stimmt, fiel ihm ein. McGowans Verjüngungsritual war auch eine Art magische Verwandlung gewesen. Nichtsdestoweniger verspürte er eine Aufregung, wie sie vermutlich von jedem Wissenschaftler Besitz ergriff, der kurz davor war, eine bahnbrechende Entwicklung zum Laufen zu bringen.
    Behutsam verstärkte Wellington seinen magischen Griff um Wilkins; anschließend schob er den schlaffen, mit Eisenplatten behängten Leib in den Magiestrom der Quelle. Tosend hüllten die aus der Tiefe heraufschießenden Lichtfluten Wilkins ein. In der Wahrsicht verschwand er völlig, doch ein Blick in die Normalsicht überzeugte Wellington davon, dass er noch da war, ein dunkler Schemen inmitten des Gleißens magischer Energien. »Polidori, zücken Sie Ihre Taschenuhr und stoppen Sie die Zeit«, befahl er.
    »Schon passiert «, bestätigte dieser. »Fünfzehn Sekunden. Wie lange wollen Sie ihn in der Quelle lassen?«
    Wellington berührte Wilkins mit einem mentalen Fühler. Sofort zuckte er erschrocken zurück!

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