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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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»Nun, mein lieber Doktor, ist Ihnen das hier Beweis genug?«
    »Ich gebe zu, ich bin beeindruckt, Victor. Ich kann es nicht anders sagen.« Polidori erhob sich von seinem Platz und ging um Wilkins herum, der brav an Ort und Stelle verharrte. Mit den geübten Bewegungen eines magisch geschulten Arztes untersuchte Polidori ihn; anschließend nickte er. »Körperlich ist er nach wie vor vollkommen gesund. Er reagiert ein wenig lethargisch, doch ich schließe nicht aus, dass hier das Chloroform noch nachwirkt. Aber sein Verstand ist rein und giert nach Führung wie der eines kleinen Kindes.«
    »So wie beabsichtigt«, gab Wellington zurück. »Gewöhnen Sie sich an ihn. Sie werden viel Zeit mit ihm verbringen, während Sie sich darin üben, seinen Leib zu führen, als wäre er eine Verlängerung Ihrer selbst. Aber bevor ich ihn Ihnen übergebe, wollen wir den zweiten Teil dieses Experiments abschließen.« Er blickte kurz zu Wilkins hinüber. »Wilkins, machen Sie den Mund zu! Sie sehen aus wie ein Idiot, wenn Ihnen der Speichel übers Kinn fließt.« Er wiederholte den Befehl mental, und der Mann gehorchte.
    »Hyde-White!«, rief Wellington in den Korridor hinaus.
    Sein ehemaliger Schüler drehte sich behäbig um. »Ja, Meister?«
    »Gehen Sie bitte zur Nautilus und holen Sie die Kiste aus dem Frachtraum, die mit Rüstung beschriftet ist«, bat der Erste Lordmagier. »Bringen Sie sie hinauf zur Quelle. Wir treffen uns dort.«
    »Wie Ihr wünscht.« Der Metallkoloss marschierte los.
    Unterdessen nahmen Wellington und Polidori Wilkins in die Mitte und führten ihn über die Straßen der Ruinenstadt hinüber zur Pyramide der Wahren Quelle. Von den anderen Anhängern des Neuen Morgens war wenig zu sehen. Sie warteten noch immer darauf, dass Wellington ihnen mitteilte, was hier auf der Insel nun geschehen würde. In der Zwischenzeit hatten sie eine noch weitgehend intakte Patriarchenvilla zu ihrer Unterkunft ernannt und verbrachten ihre Zeit damit, ihre einstweilige Bleibe halbwegs wohnlich zu gestalten.
    Wo Tisiphone sich herumtrieb, wusste Wellington nicht. Aber solange die Quellhüter, die den Auftrag erhalten hatten, sie im Auge zu behalten, keinen telepathischen Alarm schlugen, musste wohl alles in Ordnung sein. Von den fischgesichtigen Hütern waren einige in den Ruinen unterwegs. Noch immer kamen sie Wellingtons Befehl nach, so viele Steine wie möglich hinauf zur Wahren Quelle zu schaffen.
    Nach einer Kletterpartie, die sich wegen Wilkins etwas mühsam gestaltete, erreichten die drei Männer die abgeflachte Spitze der Pyramide. Berge von Steinen türmten sich bereits inmitten des halb verfallenen Säulenrunds, das die nach wie vor mit ungebrochener Gewalt tosende Quelle umgab. Bald ist es so weit, und ich werde auch meinen zweiten Plan in die Wirklichkeit umsetzen, ging es Wellington durch den Kopf. Und dann ist die Zeit gekommen, dem Empire meine Dienste anzubieten und seine Dankbarkeit entgegenzunehmen.
    »Wie gerne würde ich einen Schluck aus dieser Quelle nehmen«, sagte Polidori, »und meine Kräfte auf so staunenswerte Weise steigern wie Sie, Victor.« Seine Augen glänzten, und sein Gesicht schimmerte beinahe fiebrig im Schein der Quellmagie.
    »Keine Sorge, mein Freund«, erwiderte Wellington. »Ihre Zeit wird kommen. Aber noch ist es zu gefährlich, sich der Quelle zu nähern. Ich habe mit dem Sprung in den Magiestrom mein Leben riskiert. Erst danach wurde mir klar, wie viel Glück ich hatte. Genauso gut hätten der Tod oder eine grauenvolle Mutation die Folge sein können. Nein, Sie werden Ihre Machtgelüste noch ein wenig zügeln müssen. Erst wenn wir die Quelle eingedämmt haben und ihre Magie gezielt nach unserem Belieben fließt, werde ich solcherlei Wünsche erfüllen.«
    Der Arzt neigte verständnisvoll den Kopf. »Das respektiere ich. Aber gewähren Sie mir die Bitte, der Erste zu sein, der in ihrem Licht badet.«
    » Wenn die Quelle sicher ist, werde ich mich sehr wohl daran erinnern, wer mir in all der Zeit die Treuesten waren.« In ihrem Rücken vernahmen sie die schweren Schritte Hyde-Whites. Wellington drehte sich um und sah den Hünen zwischen den Säulen auftauchen. Wie versprochen trug er die schwere Holzkiste, die der Erste Lordmagier in London eigenhändig gepackt hatte. »Und bis dahin«, fuhr er an Polidori gewandt fort, »werden wir uns darauf beschränken, Testsubjekte wie unseren Mister Wilkins der Quelle auszusetzen.«
    Polidori deutete auf die Kiste. »Und was haben wir

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