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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Kraft! Was für eine wundervolle Verschmelzung von lebendem Fleisch und toter Materie! Sollte jemals jemand an der phänomenalen Schöpfungsgabe der Magie gezweifelt haben, steht hier der Beweis, der selbst den letzten unter den Ungläubigen bekehren muss.«
    »Ich freue mich, dass Ihnen Hyde-White gefällt. Seine neue Natur mag zwar ein ungeplanter Nebeneffekt bei der Öffnung des Quellsiegels gewesen sein, aber kein für mich unangenehmer. Er bestätigte mir, was ich insgeheim schon gehofft hatte: Dass die Magie imstande ist, Menschen in etwas zu verwandeln, das bedeutender ist als ihr Dasein zuvor. Und genau deshalb habe ich Sie hergebeten. Ich möchte, dass Sie miterleben, wie aus einem unbedeutenden Dasein ein Mann wird, der für unsere Sache von großem Wert sein wird.«
    Wellington machte einen Schritt zur Seite und enthüllte Polidori einen sehnigen Gentleman mit kurz geschorenen Haaren und Schnurrbart, der in eine staubige graue Stoffhose und ein ehemals weißes Hemd samt Weste gekleidet im Schein der in den Wandnischen brennenden Öllaternen auf dem Steinblock lag. Der Erste Lordmagier hatte ihn mit Chloroform betäubt, nicht nur, um ihn körperlich ruhig zu stellen, sondern auch, um seinem Bewusstsein die Widerstandsfähigkeit zu rauben. Beides würde die unmittelbar bevorstehende Operation deutlich erleichtern.
    »Das ist Mister Wilkins«, erklärte er seinem Freund, während er um den Mann herum zum Kopfende des Steinblocks ging. »Mister Wilkins war einst ein unbedeutendes Mitglied des Ordens des Silbernen Kreises, ein braver Soldat in den Reihen unseres geschätzten ehemaligen Leiters für Magieabwehr Angus Drummond.«
    »Ich erinnere mich an Drummond«, sagte Polidori. »Ein Bär von einem Mann – und seine Manieren passten dazu. Habe ich das richtig verstanden, dass er nicht mehr unter uns weilt?«
    Wellington neigte bestätigend den Kopf. »Bedauerlicherweise erwies sich Drummond nicht nur als hartnäckiger Anhänger der Ideale Albert Dunholms, sondern er legte sich auch noch mit Hyde-White an, was in letzter Konsequenz wohl zu seinem Tode führte. Da Wilkins ohne Drummond ein Soldat ohne Führung ist, ihm das Dienen aber sozusagen im Blut liegt, habe ich ihn als Testsubjekt für eine Prozedur ausgewählt, die ihn stärker machen wird, als er es sich jemals erträumt haben mag.«
    »Was haben Sie vor?« , wollte Polidori wissen.
    Wellington hob abwehrend eine Hand. »Ich möchte noch nicht zu viel sagen. Sie werden es gleich sehen, mein Freund.« Er gestattete sich ein verheißungsvolles Lächeln. »Selbstverständlich hat das Ganze seinen Preis. Ich kann Wilkins nicht erlauben, zu einem Supersoldaten zu werden, ohne ihm eine Leine anzulegen, die verhindert, dass er die Hand beißt, die ihn gefüttert hat. Ich beabsichtige daher einen kleinen, aber folgenreichen Eingriff in sein Gehirn.« Mit dünnen Fingern strich er über den Kopf des Mannes.
    »Faszinierend.« Polidori sah sich im Raum um, entdeckte einen Stuhl und zog ihn mit einer knappen Bewegung magisch zu sich heran. Er ließ sich darauf nieder, schlug ein Bein über das andere, stützte die Ellbogen auf die Lehnen und legte die Finger seiner Hände zusammen. »Bitte beginnen Sie. Ich bin Ihr neugieriger Zuschauer.«
    »Wenn Sie dann vielleicht in die Wahrsicht wechseln möchten«, forderte Wellington ihn auf. »Selbstverständlich werde ich die Operation auf magische Weise durchführen. Über das Zersägen und wieder Zusammennähen von Menschen sind wir schließlich hinaus.« Aus den Augenwinkeln sah er, wie Polidori leicht zusammenzuckte. Der Erste Lordmagier schmunzelte in sich hinein. Eine wohl platzierte Spitze unter Freunden musste gelegentlich erlaubt sein.
    Ohne nennenswerte Mühe schob er den Vorhang der Wirklichkeit beiseite und brachte das Fadenwerk darunter zutage. Er konzentrierte sich kurz und glitt in die zweite Sphäre hinüber. Für den Augenblick würde das genügen. Immerhin galt es zunächst die Bereiche des Gehirns zu ermitteln, auf die er zugreifen musste, um Wilkins’ Willen zu brechen und ihn zu einer leicht beherrschbaren Marionette zu machen. Wochenlang hatte er sich ausführlich mit neuen und alten Schriften beschäftigt, die eine Landkarte des menschlichen Bewusstseins zeichneten. Doch auch wenn er sich leidlich gut vorbereitet fühlte, war dies letztlich ein erstes Experiment, dessen Ausgang durchaus ungewiss war. Und ärgerlicherweise habe ich dank der dreisten Flucht von Dunholms Anhängern weit weniger

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