Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
hinzu.
    Während sich Holmes und Randolph auf ihre Posten begaben, rannte Lionida gänzlich undamenhaft zu ihrer Kabine, die sich auf halbem Weg zum Heck befand. Mit einigen raschen Handgriffen löste sie den Rock ihres Kleides auf eine Weise, die bei gewöhnlicher Damenmode so nicht vorgesehen war. Darunter trug sie eine knielange Schnürhose, wie radfahrende Damen sie am Wochenende anhaben mochten – und ein tief am rechten Oberschenkel befestigtes Holster, in dem ihre noch nicht auf dem freien Markt erhältliche Parabellum-Pistole steckte. Mit einem weiteren Griff in eines der Staufächer in der Wand holte sie eine Jacke hervor. Sie wirkte luftig, aber die eingenähten Schutzpolster verliehen ihr ein Gewicht, auf das Lionida für gewöhnlich lieber verzichtete. In Gefahrensituationen wie dieser hingegen leistete sie ihr unschätzbare Dienste.
    Im Laufen streifte sie die Jacke über und knöpfte sie zu. Anschließend band sie ihr offenes Haar hoch. So schön langes, volles Haar zu mancherlei Anlässen sein mochte, in Sturm und Regen war es mehr als hinderlich. Sie erreichte die Bombenkammer der Gladius Dei und sah dort zwei Luftschiffer, die mit angelegten Gewehren auf dem Bauch lagen und durch die offene Luke schossen, die in den Boden eingelassen war. »Wie sieht es aus, meine Herren?«
    »Nicht gut, Signora«, meldete einer der Männer. »Man erkennt fast nichts, und diese Monster sind flink.«
    Irgendwo am Heck der Traggashülle kam es zu einem lauten Knall, und Feuerschein erhellte die Wolken. Der zweite Mann legte sein Gewehr zur Seite und steckte den Kopf unten aus der Bombenluke. Ein saftiger Fluch kam über seine Lippen. »Sie haben die hintere Backbordmotorgondel beschädigt«, verkündete er, als er den Kopf zurückzog.
    »Was wollen die von uns?« Auf der Miene des ersten Mannes standen Angst und Unglauben.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lionida. Ihr Blick huschte nach oben. »Lassen Sie den Spähkorb herunter. Ich gehe nach draußen.«
    Beide Männer rissen die Augen auf. »Mit Verlaub, Signora, sind Sie lebensmüde?«
    »Keineswegs. Aber wenn wir diese Echsen verscheuchen wollen, brauchen wir eine bessere Sicht auf sie.« Die Magieragentin machte eine auffordernde Bewegung. »Rasch.«
    Sofort sprangen die Männer auf und hasteten zu der großen Kurbel hinüber, um den mit grauem Stoff bespannten Drahtkorb herabzulassen, mit dem Lionida bereits in London abgeseilt worden war und der gegenwärtig wieder unter der Decke hing. Ohne zu zögern kletterte die Magieragentin hinein. Sie warf einen beinahe sehnsüchtigen Blick auf die an den Wänden aufgereihten Bomben. »Sagen Sie, gibt es diese grauen Schätzchen auch in einer Größe, die es einer Dame erlaubt, damit umzugehen?«
    »Wir haben kleine 3-Pfund-Bomben an Bord«, erwiderte der erste Luftschiffer. »Dort in diesen Kisten.« Er deutete auf einen Stapel in einer Ecke.
    »Wie werden sie ausgelöst?«
    »Mit einem Aufschlagzünder.«
    Lionida verzog das Gesicht. Ein Zeitzündermechanismus wäre ihr lieber gewesen. Aber es war besser als nichts. »Gut. Geben Sie eine Kiste her.«
    »Da sind zehn Bomben drin!«, entfuhr es dem Mann.
    »Umso besser.«
    Während Lionida ungeduldig wartete, rannten die beiden Luftschiffer zu den Kisten hinüber und schleppten eine zu dem Spähkorb. Die Magieragentin gebot ihnen, die Kiste zwischen ihre Füße zu stellen. Sie nahm ziemlich viel Platz weg, aber Lionida beabsichtigte bei diesem Einsatz ohnehin nicht, in dem Korb zu sitzen. Sie platzierte ihre Füße links und rechts neben der niedrigen Sitzfläche, umfasste das Stahlseil mit der Linken und nickte den Männern zu.
    Sofort begannen die beiden, an der großen Kurbel zu drehen, und der Spähkorb hob sich vom Boden der Kammer. Der erste Luftschiffer schwenkte ihn über die Bombenluke. »Warten Sie«, sagte er, als sei ihm noch etwas eingefallen. Er durchquerte den Raum und zog aus einer Tasche, die neben einem Werkzeugkasten stand, eine Schweißerbrille hervor. Er entfernte die Schutzfilter von den Gläsern und reichte sie Lionida. »Die können Sie dort draußen bei dem Unwetter sicher gebrauchen.«
    Die Magieragentin nahm die Brille mit der Rechten entgegen. Ein selbstironisches Lächeln huschte über ihre Züge. Wenn Monsignore Castafiori sie so sehen könnte … »Danke. Und jetzt zum Angriff, meine Herren. Bringen Sie mich zwanzig Meter unter die Gladius Dei .«
    Während Lionida die Schutzbrille aufsetzte, betätigten die beiden Luftschiffer erneut die

Weitere Kostenlose Bücher