Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
seine Schiebermütze und setzte sie wieder auf. Erschöpft ließ er den Kopf gegen die Korridorwand sinken und schaute auf sein blutendes Bein. »Was für ein mieser Abend«, brummte er.
    Es gab einen heftigen Ruck, und mit einem Knall riss die rechte Aufhängung des Spähkorbs. Lionida schrie auf, und ihre Hände verkrampften sich um das Stahlseil, als der Korb seitlich wegsackte und sie den Boden unter den Füßen verlor. Rumpelnd kippte die Kiste mit den verbliebenen acht 3-Pfund-Bomben um, und die grauen Zylinder fielen in die Tiefe. Unter sich vernahm sie das wilde Rauschen des aufgewühlten Ozeans.
    Oh, heilige Mutter Gottes , dachte Lionida, während sie auf der Seitenwand des hin und her schwingenden Spähkorbs mit den Füßen nach Halt suchte. Sturmböen zerrten an ihr, und der Regen schlug ihr als nasser Vorhang ins Gesicht. Oder war es bereits die Gischt der meterhohen Wellen unter ihr? Die Magieragentin spürte Panik in sich aufsteigen und schrie einmal wütend auf, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Es wirkte. Ihre langjährige Erfahrung und Disziplin gewannen langsam wieder die Oberhand.
    Sie stellte ihre Füße auf die Seitenwand des Spähkorbs, die jetzt oben war, schlang einen Arm um das Stahlseil und wechselte in die Wahrsicht über, um sich mit einigen zusätzlichen Fäden zu sichern – nicht zu fest, sollte sie gezwungen sein, diese rasch zu lösen, aber immerhin fest genug, um nicht versehentlich abzurutschen und in die eisigen Fluten zu ihren Füßen zu stürzen. Ein Blick nach unten zeigte ihr, dass sie keine dreißig Meter mehr von der wogenden See trennten. Ich kann von Glück reden, dass die Gladius Dei so hoch in den Wolken war. Sonst hätte diese Expedition ein äußerst unschönes Ende genommen.
    Da sie dank des Unwetters in der Wahrsicht kaum weiter blicken konnte als mit ihren normalen Sinnen, glitt Lionida wieder in die Normalsicht zurück, um zu schauen, wie die Lage über ihr aussah. Das Stahlseil, an dem der Korb hing, verschwand im Dunst der tief hängenden Wolken. Die von den starken Bogenlampen des Luftschiffs erzeugten Lichtfinger tanzten als diffuse helle Felder über den Himmel und sorgten dafür, dass die Magieragentin nicht vollends im Finsteren saß. Huschende Schatten, animalisches Kreischen und das Peitschen und Donnern des Abwehrfeuers zeugten davon, dass der Kampf weiterhin mit ungebrochener Heftigkeit fortgeführt wurde.
    Die Magieragentin atmete tief durch und ging im Geiste ihre Möglichkeiten durch. Offenkundig hatte sich durch den Angriff des Flugsauriers auf die Bombenkammer die Kurbelsperre gelöst oder es war zu sonst einer Beschädigung des Flaschenzugs gekommen. Daraufhin hatte sich das Stahlseil mit dem Spähkorb und ihr am unteren Ende abgerollt. Der gegenwärtigen Ruhe nach zu urteilen, hatte aber nun entweder jemand die Kontrolle über die Kurbel zurückgewonnen oder das Stahlseil hatte seine endgültige Länge erreicht. So oder so hing sie jetzt mindestens zweihundert Meter unterhalb des Luftschiffkörpers, und niemand machte Anstalten, sie wieder hochzuziehen.
    Was soll ich jetzt tun? , fragte sie sich. Blieb sie einfach hier und wartete auf Hilfe? Aber was, wenn das Seil ganz riss und sie samt dem Spähkorb in die eiskalten Wellen fiel? Kein Mensch würde sie dort unten in der Finsternis und dem Sturm finden. Sie würde ertrinken oder erfrieren. Keine schöne Aussicht. Außerdem ist es im Zweifelsfall immer besser, sich selbst zu helfen – auch wenn das bedeutet, zweihundert Meter oder mehr an einem Seil hinaufzuklettern.
    Wäre sie eine gewöhnliche Frau gewesen, hätte sich dieses Unterfangen als unmöglich dargestellt. Sie hätte niemals die Kraft dazu gehabt. Selbst mit der Fadenmagie als Verbündeter war es nicht ganz leicht, aber zumindest machbar. Sie musste es einfach versuchen.
    Lionida wechselte in die Wahrsicht, um das Drahtseil anzupeilen und ein überdehntes Fadenbündel, das sie die ersten zehn Meter in die Höhe ziehen würde, abzufeuern. Da gewahrte sie plötzlich den großen, gelblich glühenden Schemen im Fadenwerk, der in einem weiten Bogen durch die Wolken glitt – ein einsamer Jäger, der seine hilflose Beute umkreiste. Lionida seufzte lautlos. Auch das noch. Einer dieser elenden Flugsaurier hat mich entdeckt. Es hatte keinen Sinn, sich diesbezüglich etwas vorzumachen. Und ich hänge hier wie der Wurm am Angelhaken.
    Nein. Nicht ganz. Dieser Wurm war wenigstens bewaffnet. Mit einigen raschen Bewegungen verstärkte

Weitere Kostenlose Bücher