Magierkrieg - Mithgar 07
Zutritt bis zur Tür, aber nicht hinein. Ich möchte Euch nicht an die dunkle Krankheit verlieren.«
Tipperton sah Brud überrascht an.
»Herr Tipperton, ich habe mich in Euch geirrt«, erklärte dieser. »Trotzdem will ich mich nicht entschuldigen, denn Ihr kamt vom Schwarm und habt von mir verlangt, dass ich Euch vor meinen Lehnsherrn führe. Ich brauche nicht um Vergebung zu bitten, weil ich zuerst an sein Wohlergehen denke. Jetzt jedoch seid Ihr einer seiner Kundschafter, und das freut mich. Jeder, der unentdeckt durch einen ganzen Schwarm der Brut schlüpfen kann, ist in den Diensten meines Herrn sehr willkommen, und ich bin froh, dass wir jetzt zusammen auf einer Seite stehen.«
Brud lächelte und streckte seine Hand aus. Tipperton packte sie grinsend, obwohl seine kleine Hand in der des Menschen fast verschwand.
»Und hier Euer Passierschein.« Brud händigte dem Wurrling das unterzeichnete Pergament aus.
»Güldminze, eh, die sehr seltene güldene Minze. Ja, ich habe von ihr gehört, obwohl wir sie anders nennen, oladguld, Goldblatt. Wie dem auch sei, wir haben jedenfalls keine. Aber rotensilver, die Wurzel aus Silber, davon haben wir reichlich, auch wenn es nur wenige Erkrankte retten kann.«
Tippertons Miene wurde lang. »Meiner Treu, und Beau hat den Rest seiner Güldminze dafür verbraucht, Dara Phais zu heilen. Es waren insgesamt fünf Gaben.«
»Ich fürchte, es erfordert mehr als fünf Gaben, mein Junge«, erwiderte der Heiler von der anderen Seite der vergitterten Tür, »denn innerhalb dieser Mauern sind viele an der Seuche erkrankt, und sie fordert ständig mehr Opfer …« Plötzlich verstummte der Mann und sah an dem Bokker vorbei. Tipperton wandte sich um. Hinter ihm kam durch das bewachte Tor in der Gefängnismauer ein Karren mit einer weißen Plane, der von einem ebenfalls in Weiß gekleideten Mann kutschiert wurde, mit einem weißen Tuch vor dem Mund.
»Haltet Euch von ihm fern!«, zischte der Heiler.
Während Tipperton mehrere Schritte zur Seite trat, fuhr der Wagen herum und hielt neben der vergitterten Tür. Jetzt konnte Tipperton drei Leute auf der Ladefläche sehen, einen Mann, eine Frau und ein Kind. Sie hatten alle fieberrote Gesichter und stöhnten. Ihre Lippen waren rissig, aber nicht blutig. Außerdem sah Tipperton dunkle Beulen auf den Armen und dem Gesicht des Kindes, aus denen Eiter floss.
An diesem Abend beobachtete Tipperton von den Zinnen aus die brennenden Pfeile, die von jedem Tor in den Himmel gefeuert wurden. Er spielte mit dem Gedanken, seinen letzten Brandpfeil vom Südtor abzufeuern, verzichtete aber darauf. Es war das letzte Andenken an Ryanna, das er besaß und an die ihn bittersüße Erinnerungen verfolgten. Also sah er nur zu, wie die Pfeile in den Himmel flogen und lauschte dem Höhnen der Brut vor der Stadt.
Am nächsten Morgen, kurz vor Tagesanbruch, sammelte sich eine Abteilung von Männern in Keilformation vor dem Tor und wartete. König Agron ritt an ihrer Spitze, und ihre gewaltige Speerschleuder stand schussbereit da, während die Soldaten auf den Zinnen nach einem einzelnen flammenden Pfeil Ausschau hielten, der sich von dem weit entfernten südlichen Kamm erheben sollte. Tipperton stand mit seinem Elfenbogen bei ihnen, da er nicht zurückgelassen werden wollte.
Außerdem hatten sich die sechs Magier bei der Truppe versammelt, bereit, die Furcht zu unterdrücken, die der Gargon wirkte. Sie hielten sich wie Tipperton ganz vorn am Südtor auf.
»Ich wünschte, Farrin wäre hier«, sagte Ridich. »Er ist der Mächtigste von uns allen.«
»Farrin?« Tipperton sah zu dem Magier auf.
»Aye. Vor einem Jahr war er noch mit uns in den Schwarzen Bergen, einer von unserem Kreis der Sieben. Dort hat er von dem bevorstehenden Krieg geträumt. Er erzählte dem Weisen Oran von seinem Traum, und der Weise hat, nach reiflicher Überlegung, uns gebeten, nach Dendor zu reisen, weil Farrin möglicherweise einen Wahrtraum hatte. Farrin selbst begab sich jedoch auf eine eigene Reise: Er wollte die Utruni finden und sie dazu bringen, auf Seiten des Freien Volkes in den Krieg gegen Modru und seinen Meister Gyphon einzutreten. Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«
»Er wird die Utruni nicht finden«, sagte Letha. »So tief im Fels versteckt, wie sie sind.«
»Selbst wenn er sie aufspürt«, meinte Ridich, »werden sie nicht in den Kampf eingreifen, denn obwohl sie den Kammerling angeblich bewachen, stehen die Utruni weit über den Dingen der Welt,
Weitere Kostenlose Bücher