Magierkrieg - Mithgar 07
lag.
Fassungslos hielten sich Phais und Loric an den Händen, während ihre Lippen immer bestürzt zusammengepresst und farblos wirkten.
»Es war wie … wie ein Todessermon, aber gleichzeitig anders, so schrecklich anders«, erklärte Phais erstickt.
»Es war ein Todesschrei«, fand Loric, dessen Gesichtszüge sich bei der bloßen Erinnerung daran erneut vor Qual verzerrten. »Ein Todesschrei von Hunderten und Aberhunderten.«
»Verzeih, Lord Loric«, sagte Bekki. »Hunderte und Aberhunderte … wovon?«
»Lian, Lord Bekki. Lian«, antwortete Loric, der an seinen eigenen Worte würgte. »Ein klagender Todesschrei von Hunderten und Aberhunderten von Lian, der wie ein eisiger Sturm durch unsere Seelen fuhr.«
»Was bedeutet das?«, wollte Beau wissen. »Was bedeutet dieses schreckliche Ereignis?«
Phais sah Loric aus tränennassen Augen an. »Dass irgendwo eine schreckliche Katastrophe passiert ist und zahllose von unserer Art den Tod gefunden haben.«
Tipperton und Bekki beschlossen, noch einen Tag länger in Dendor zu bleiben und ihre trauernden Gefährten zu trösten, obwohl Phais und Loric sie baten abzureisen. Aber es war ganz offensichtlich, dass sie dringend Trost benötigten, denn beide Lian brachen immer wieder in Tränen aus. Eine Berührung oder ein Wort oder eine Umarmung linderte ihren Schmerz. Selbst Bekki bemühte sich, die beiden Elfen zu trösten, obwohl seine Miene die Bestürzung verriet, wenn er Dara Phais umarmte. Oder aber sie wirkte wie versteinert.
Das Schlimmste war: Niemand wusste, was passiert war. Doch als Beau vermutete, Modru stecke dahinter, schüttelte Phais den Kopf. »Nein, mein Freund«, sagte sie, »etwas von dieser Ungeheuerlichkeit kann nur Gyphons Werk sein.«
Am Nachmittag dieses klaren Julitages rollte plötzlich ein gewaltiger Donner über das Land und den Himmel, hallte von Gebäuden und Mauern wider, ließ das Geschirr klappern, die Schindeln auf den Dächern und die Fenster in den Häusern. Dann war er verschwunden, und alles schien wieder ruhig. Die Menschen sahen sich verwirrt und furchtsam an, aber keiner wusste, woher das Geräusch gekommen war und was es verursacht hatte.
Am nächsten Morgen sattelten Bekki und Tipperton erneut ihre Ponys, weil ihre dringende Mission keinen weiteren Aufschub duldete. Sie verabschiedeten sich ein zweites Mal und machten sich auf den Weg zum fernen Nordsee.
Sie ritten durch das Westtor, mit König Agrons Passierschein ausgestattet und von Hauptmann Brud persönlich zur Brücke eskortiert. Die Wunde in seinem Gesicht war zwar fast verheilt, aber er würde eine lange Narbe zurückbehalten. Als sie davonritten, drehte sich Tipperton herum und winkte Beau, Phais und Loric zu, die auf der Mauer über dem Tor standen. Die Elfen waren noch geschwächt und leichenblass.
»Pass auf dich auf, Tip!«, rief Beau. »Und Ihr auch, Bekki!«
»Du auch!«, erwiderte Tipperton. »Wir bringen dir genug güldene Minze mit.«
Dann drehte er sich herum, nach Westen, und ritt mit Bekki weiter, die vier Packponys an der Leine im Schlepp. Sie ritten über das sommerliche Land und ließen ihre drei Freunde in einer abgesonderten Stadt zurück, in der eine dunkle Seuche tobte.
Kurz nach Mittag hörten sie einen rollenden Donner, der sich fast wie das schwache Echo des Donners vom Tag zuvor anhörte.
Tipperton sah Bekki an. »Habt Ihr das gehört?«
»Aye.«
»Ich hoffe doch nicht, Bekki, dass sich schon wieder eine Katastrophe ereignet hat, oder was meint Ihr?«
Bekki runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, Tipperton, denn ich bin kein Elf.«
In der Stille der Nacht, als Tipperton Wache hielt, hörte er einen weiteren, noch schwächeren Knall. Er grämte sich und überlegte, ob er Bekki wecken sollte, entschied sich jedoch dagegen, denn letztlich konnte jetzt keiner von ihnen etwas unternehmen.
15. Kapitel
»Zuerst dachte ich, sie wären der Seuche zum Opfer gefallen.« Tipperton lenkte sein Pony um ein Gebüsch herum. Zwei Packponys folgten ihm. »Obwohl Phais und auch Loric immer sagten, dass sich Elfen nicht mit dieser Seuche anstecken können.«
Bekki nickte, antwortete aber nicht.
»Es muss schrecklich sein, ich meine ihre Gabe. Wenn Ihr mich fragt, mir kommt es eher wie ein Fluch vor, zu wissen, wann jemand stirbt.«
»Das war kein ›Todessermon‹, den ein Elf an einen anderen sendet«, erwiderte der Zwerg, »sondern etwas viel Furchtbareres. Kein einzelner Elf, der im Tod
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