Magierlicht (Mithgar 08)
Vorhut zurück, setzte das Schwarzochsen-Horn erneut an die Lippen und stieß kräftig hinein.
Aus der Vorhut, die die Straße blockierte, erhob sich lauter Jubel, während DelfHerr Volki erneut grollte und die Brauen tanzen ließ. Aber in seinem dichten Bart blitzten die Zähne auf, als er lachte.
Die Streitmacht der Lian aus Ardental zählte vierhundert Reiter, angeführt von Alor Talarin. Er reihte sich mit seiner Einheit in das große Heer ein und steigerte die Zahl der vereinten Legion auf fünftausendsechshundert. Und acht, wohlgemerkt.
Es gab zwei Häuptlinge darin, zwei Corons, einen Delf-Herrn der Zwerge und einen Kommandeur der Wurrlinge, und sie alle wählten Silberblatt zu ihrem Kriegsherrn.
Sie ritten weiter über die Pendwyr-Straße zur fernen Stadt. Beau und Tipperton frischten alte Bekanntschaften auf, unter anderem mit den Darai Alaria, Aris und Jaith sowie mit den Alori Arandar, Inarion, Duran und Flandrena.
Als sie an diesem Abend lagerten, kamen Aris und Jaith ans Lagerfeuer der Wurrlinge. Aris umarmte Beau. Sie beglückwünschte ihn herzlich dafür, dass er ein Heilmittel gegen die Pestilenz gefunden hatte, und dann fachsimpelten sie bis in die frühen Morgenstunden über Kräuter und Tränke. Jaith hatte ihre kleine Harfe mitgebracht und setzte sich zu Tipperton. Sie spielten und sangen viele Weisen, in die Rynna mit ihrer Flöte ab und zu einstimmte.
Linnet nahm Rynna beiseite und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Rynna grinste und sagte ihr, sie solle keine Angst haben. »Das sind nur alte Freunde, Cousine, und auch wenn dein Mann und der meine manchmal niemanden sonst wahrnehmen, wird Beau heute Nacht dich im Arm halten, so wie Tipperton mich.«
Vier Tage später, am Abend des zweiten Tages des Dezembers, erreichte die Vereinigte Legion endlich die brachen Ebenen vor der Stadt Caer Pendwyr.
»Hm.« Rynna kniff die Augen zusammen. »Ich hätte erwartet, dass mehr als unsere Legion dem Ruf des Hochkönigs folgte.«
»Vielleicht sind wir die Ersten«, spekulierte Tipperton, obwohl er im Herzen daran zweifelte.
Rynna nickte. »Oder die Letzten«, meinte sie. »Das werden wir noch früh genug herausfinden.«
Noch während sie das sagte, kamen Emissäre aus der Stadt herangeritten. Nach zwei Kerzenstrichen, als die Wurrlinge gerade ihre Ponys trocken rieben, galoppierte ein Reiter der Dylvana heran und zügelte sein Vollblut neben dem Lager der Wurrlinge. »Kriegsherr Vanidar ersucht um Eure Anwesenheit, Kommandeurin Rynna.«
»Silberblatt will mich jetzt sprechen?«
»Aye«, antwortete der Reiter. »Und nehmt Euer Pony mit.« Ohne ein weiteres Wort gab er seinem Pferd die Sporen und ritt weiter.
Rynna blickte zu Tipperton hinüber, als sie ihrem Pony die Satteldecke wieder auflegte. »Die Pflicht ruft, Liebster.«
Während die Legion auf der Ebene kampierte, nahm Silberblatt sechs Vertreter mit, die Corons Eiron und Ruar, die Häuptlinge Urel und Durul, DelfHerr Volki und Kommandeurin Rynna, und ritt mit ihnen den Hang hinauf und in die Stadt, um sich mit dem Verwalter des Hochkönigs zu beraten, der dort Hof hielt.
»Wir sind den ganzen Weg hierhergeritten, nur um zu erfahren, dass er nicht da ist?«, erkundigte sich Dinly ungläubig.
»Was nützt der Ruf eines Hochkönigs, wenn er nicht bleibt, wo er ist?«, knurrte Alver.
»Ich hatte das bereits befürchtet, als ich sah, dass wir die Einzigen hier sind«, unkte Farly. »Unsere Legion, meine ich.«
»Wenn er nicht da ist«, fragte Dinly, »wo mag er dann stecken?«
»Leise.« Nix unterdrückte ein Gähnen. »Lasst Rynna doch reden.«
Die kalten Sterne zogen über den nächtlichen Himmel. Silberblatt und die anderen waren in den frühen Morgenstunden zurückgekehrt, und Rynna hatte die Wurrlinge geweckt, um ihnen zu schildern, was sich inzwischen zugetragen hatte.
Während Rynna einen Zweig in die Flammen schob, sagte sie: »Der Verwalter des Hochkönigs, Lord Voren, hat gesagt, Blaine halte sich östlich von hier auf, siebenhundert Meilen entfernt am Eisenwasser.«
»O nein!«, stöhnte Dinly und sah Beau an. »Noch eine halbe Weltreise entfernt. Ich … ich …«
Er verstummte unter Rynnas finsterem Blick. »Er hat die Südländer vom Gûnarr-Schlitz bis hierher verfolgt. Sie sind vor dem Hochkönig und seinem Heer geflohen, demselben Heer, mit dem er die Blockade des Schlitzes gebrochen hat. Die Feinde haben sich erst nach Osten gewendet, verfolgt vom König, durch Valon über den Argon sind sie geflohen,
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