Magierlicht (Mithgar 08)
dann hier?«, wollte Nix wissen. »Warum steigen sie nicht über die Felsen hinab und flüchten sich an Bord?«
Bevor er antworten konnte, unterbrach Arylin sie. »Hist«, zischte sie. »Ich glaube, sie stellen sich auf.«
»Macht Euch bereit, zu flüchten«, warnte Nix sie. »Denn wenn sie sich tatsächlich in Schlachtordnung aufstellen, entsenden sie vielleicht auch Wachen in die Hügel.«
»Meiner Treu!«, stöhnte Tipperton plötzlich.
»Was?«, hakte Linnet nach.
»Sie stellen sich in der Richtung auf, aus der sie gekommen sind«, antwortete Tipperton. »Als wenn sie …«
»Jemanden erwarten«, beendete Arylin seinen Satz.
»Den Hochkönig!«, meinte Tipperton. »Den erwarten sie. Ich wusste doch, dass sie keinen Fluchtversuch unternehmen.«
»Ein letztes Gefecht?«, fragte Nix. »Stellen sie sich zu einem letzten Kampf auf?«
Nix und Linnet drehten sich zu Tipperton herum, der jedoch nur Augen für Dara Arylin hatte. »Feinde, die in die Enge getrieben sind, unternehmen häufig einen letzten, verzweifelten Versuch«, sagte sie. »Und dann sind sie besonders gefährlich.«
»Aber falls sie Schiffe erwarten sollten …« Linnet verstummte, doch schließlich fügte sie hinzu: »Ich glaube nicht, dass dort unten Schiffe warten.«
»Das werden wir bald genau wissen.« Tipperton blickte in Richtung der See und versuchte, Vail und Flandrena zu entdecken, doch vergeblich.
»Meiner Seel, das ist also Hèlofen«, sagte Rynna, als es langsam dunkel wurde. »Jetzt weiß ich, was Lordverwalter Voren meinte, als er es einen Ort des Grausens nannte.«
Im selben Augenblick traf eine Nachricht von der Vorhut ein. Sie würden in der Nacht auf der Ebene zwischen Hügeln und Schlund kampieren und sich am nächsten Morgen dem Feind stellen. Denn Kundschafter hatten die Feuer nahe dem Schildwall gesehen, kaum zehn Meilen entfernt.
Als Rynna ihre Schlafrolle ausbreitete, kamen Beau, Farly und Dinly zu ihr. »Ruht wohl, meine Freunde, denn morgen werden wir kämpfen. Und obwohl ich hoffe, dass dies die letzte Schlacht in diesem Krieg sein möge, fürchte ich doch, dass sie es nicht ist.«
»Nicht die letzte Schlacht?«, erkundigte sich Dinly.
Beau sah von seiner Schlafrolle hoch. »Nein, Dinly. Dies hier sind nur Hyrinianer, Chabbaner, Rovers und die Fäuste von Rakka. Modru und sein Schwarm verstecken sich noch irgendwo. Und es sind Modru und sein Gebieter Gyphon, die alle antreiben. Nein, bis wir mit ihnen fertig sind, wird der Krieg nicht aufhören.«
Dinly nickte finster, während Farly Zwieback aus seinen Satteltaschen holte und ihn herumreichte. Obwohl keiner richtigen Appetit hatte, nahm jeder einen.
»Auch unmittelbar hinter dem Schildwall ankern keine Schiffe.« Vail saß neben Tipperton und nahm eine Scheibe Mian an, die Arylin ihr reichte. »Aber aus dem Südwesten nähern sich Segel.«
»Segel der Drachenboote der Fjordlander«, fügte Flandrena hinzu.
»Fjordlander?«, platzte Tipperton heraus. »Haben sie sich mit dem Feind zusammengetan?«
Vail schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Tipperton. Ich denke eher, dass Hochkönig Blaine nach Farlys und Dinlys Bericht die Fjordlander entsandt hat, um eine Flucht des Feindes über das Meer zu verhindern.«
»Ah.« Nix biss von dem Mian ab. »Das klingt einleuchtend.«
»Wie weit hinab geht es bis zur See?«, wollte Linnet wissen. »Ich meine, wie hoch steht der Schildwall auf der Seeseite?«
»Etwa dreißig Meter blanker, steiler Fels«, erwiderte Flandrena. »Falls feindliche Schiffe tatsächlich dort ankern, dürfte es dem Feind weder leicht fallen hinabzuklettern noch Entsatz hinaufzuschicken.«
»Ihr könnt diese Kunde auch Hochkönig Blaine überbringen«, sagte Arylin und sah zwischen Tipperton, Linnet und Nix hin und her.
Vail hob eine Braue.
»Dass der Feind mit dem Rücken an einer Klippe steht und keine Schiffe unten warten«, sagte Arylin. »Sondern er sich stattdessen bereit macht, gegen unser Heer zu kämpfen.«
»Ich habe eine Skizze von ihrer Aufstellung gemacht«, bemerkte Tipperton. »Obwohl ich besser hierbleiben sollte. Nix und Linnet können die Nachricht überbringen.«
Arylin schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist besser, wenn Ihr alle beieinander seid, wenn es zur Schlacht kommt. Vail, Flandrena und ich werden bis zuletzt warten und uns dann zu den Unseren gesellen.«
Als Tipperton zögernd zustimmte, sagte Vail: »Es sind nur drei oder vier Werst bis zu der Stelle, wo sich Farly und Dinly von uns getrennt haben
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