Magierlicht (Mithgar 08)
die neben ihr ritt. »Es sind nur noch siebzehn von uns am Leben, Kommandeurin. Siebzehn.«
»So wenige?« Rynna blickte auf die kleine Schar von Harlingar, die ihnen folgte.
Lindes Miene wirkte angespannt. »Aye. Von tausend Jordiern, die König Ranor entsandte, sind nur noch siebzehn von der Brigade am Leben.«
»Meiner Seel!«, stieß Rynna mitfühlend hervor.
Sie ritten eine Weile schweigend weiter, bis Rynna schließlich fragte: »Wo ist der Kopf des Gargon, den Ihr aus dem Darda Erynian mitgenommen habt?«
»Verloren, Lady Rynna. Er liegt irgendwo in all den Trümmern des Krieges. Nach der Schlacht um den Gûnarring-Schlitz war er verschwunden.«
»Ihr habt dort gefochten?«
»Aye. Als uns die Kunde erreichte, dass Hochkönig Blaine in Jugo gelandet ist, sind wir von Pendwyr aus dorthin gesegelt und haben uns seinen Streitkräften angeschlossen.«
»Und die Schlacht …?«
»… war blutig. Am Ende aber haben wir sie für uns entschieden.«
Wieder ritten sie eine Weile stumm nebeneinander her, zwischen den Klippen und Hügeln entlang, aber schließlich meinte Rynna, fast wie zu sich selbst. »Wie so vieles.«
Linde sah die Damman fragend an.
Rynna seufzte. »Viele Dinge liegen irgendwo herum, verschollen in den Trümmern des Krieges … die Unschuld ist nicht das Geringste unter ihnen.«
Linnet und Tipperton sahen zu, wie der Moloch des feindlichen Heereswurms an dem Rand der Klippe unter ihnen entlangmarschierte. Vail und Flandrena ritten derweil, von den Hügeln vor der Entdeckung durch den Feind geschützt, nach Südosten, um die Wache auf der nächsten felsigen Erhebung einzunehmen. Nix und Ayrilin entfernten sich derweil von ihrer alten Stellung, links von den beiden. In der Ferne, weit vor ihnen, auf der rechten Seite, konnte Tipperton den Schildwall sehen, hinter dem die blauen Wasser der Avagon-See schimmerten.
»Wie geht es Eurem Vater, Arht?«
Arth schüttelte den Kopf. »Er ist tot, Heiler Darby. Er ist bei der Schlacht um die Hügel gefallen.«
»Meiner Seel, es tut mir sehr leid, das zu hören«, erklärte Beau aufrichtig.
»Es ist westlich von den Steinhöhen geschehen«, sagte Arth. »Pa ist als Held gestorben. Er hat dem Hochkönig das Leben gerettet!«
»Der Bürgermeister hat Blaines Leben gerettet?«
»Aye. Hochkönig Blaine hatte kein Pferd mehr. Ein Ghûl auf einem Hèlross wollte ihn niederreiten. Pa hat sich dazwischengeworfen, den Feind angegriffen und erbittert gegen ihn gekämpft. Doch Ghûls schütteln selbst Verletzungen ab, die einen gewöhnlichen Sterblichen töten würden. Am Ende hat er meinen Pa mit seinem Speer durchbohrt.«
»Was ist mit dem Hochkönig passiert?«
»Er hat Pas Pferd eingefangen, ist aufgestiegen und hat den Ghûl angegriffen. Doch da hatte ich mich bereits bis zu ihm durchgekämpft und dem Leichenfeind den Kopf abgeschlagen.«
»Gut«, sagte Beau.
»Der Hochkönig hat mir daraufhin das Kommando über die Truppe aus Beacontor übertragen, und wir waren seitdem immer bei ihm. Doch die Hälfte unserer Abteilung ist bereits gefallen. Von der Abordnung aus Gabelhain bin ich ganz allein übrig.«
»Ihr allein, von all diesen Männern?« Plötzlich liefen Beau Tränen über die Wangen.
Arth nickte. Seine Wangen waren ebenfalls nass.
»Sie haben neben dem Schildwall Halt gemacht«, sagte Nix, als Tipperton und Linnet auf sein Zeichen hin auf den Hügelkamm ritten.
Tipperton spähte um eine Klippe herum auf den Feind hinab. Wie Nix gesagt hatte, stand dieser auf der breiten Ebene vor dem Rand des Schlundes, von dem aus sich der Schildwall in östlicher Richtung erstreckte. Diese Barriere bestand aus blankem Fels, war sehr hoch und mehr als zehn Meilen lang. Ein senkrechter Steinwall, eine hundert Ellen dicke Barrikade, die den gesamten schmalen Zugang zwischen Ozean und Schlund absperrte. Hinter dem Wall und dem Feind sahen sie die Wasser der Avagon-See und hörten das Rauschen der Brandung, die gegen die Felsen schlug.
»Habt Ihr irgendwelche Schiffe auf der See gesehen?«, wollte Linnet wissen, als sie ihren Platz neben Arylin einnahm.
»Nein«, gab die Dara zurück. »Aber sie könnten auch außerhalb unseres Blickfeldes unmittelbar am Fuß der Klippen ankern.«
Linnet nickte und schaute zum Rand der Barriere, wo das Land jäh zu einem unsichtbaren Ufer abfiel. »Vail und Flandrena sind vorausgeritten, um sich das näher anzusehen«, erklärte die Damman.
»Aber wenn dort Schiffe liegen, warum warten diese Streitkräfte
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