Magierlicht (Mithgar 08)
wuchs. Und Tip, na, das ist Tipperton Thistledown, ein Wurrling wie ich, der jetzt als Kundschafter mit König Agrons Heer gegen Gron reitet.«
Dalavar schüttelte den Kopf. »Also ist Agron närrischerweise mitten im Winter nach Gron einmarschiert.«
Beaus Herz verkrampfte sich. »Ist das schlecht?«
»Der Winter ist Modrus Jahreszeit, Beau.«
»Meiner Treu, genau das haben die anderen auch gesagt. Aber keiner, nicht mal Phais, Loric, Imongar oder sonst jemand konnte Agron diesen Winterfeldzug ausreden. Einige meinen, es wäre Prinz Dulars Tod gewesen, der den Agron zu diesem Handeln getrieben hätte.«
»Wann ist er aufgebrochen?«
Beau runzelte die Stirn. »Die Aushebung fand in Älvstad Mitte November statt. Am fünfzehnten, glaube ich. Danach ist er nach Gron marschiert.«
»Und wisst Ihr auch, wie er dieses abweisende Land betreten will?«
»Tip sagte, sie wollten durch einen schmalen Pass in den Gronspitzen marschieren, irgendwo westlich von Jallorby.«
Dalavar holte tief Luft. »Den kenne ich ebenfalls. Eine finstere Schlucht.«
Beau hob die Hand. »Nun, finster oder nicht, dorthin jedenfalls werde ich gehen.«
»Ihr?«
»Ja, Magier Dalavar, ich habe vor, nach Gron zu reisen.«
»Warum?«, fragte Dalavar stirnrunzelnd.
»Ich will Agrons Heer folgen. Wie ich schon sagte, Tip ist Kundschafter des Königs, und er und ich haben viel miteinander durchgemacht. Wir haben diesen Krieg zusammen begonnen, und mit Elwyds Gnade werden wir ihn auch zusammen beenden.«
Der Wolfmagier betrachtete Beau eine Weile lang schweigend. »Freundschaft und Loyalität sind kostbare Dinge«, sagte er schließlich.
Beau trank noch einen Schluck Bier. »Magier Dalavar, Farrin meinte, Ihr könntet mir vielleicht helfen, meinen Freund zu erreichen. Jedenfalls glaube ich, dass er von Euch sprach. Er sagte, er hätte jemanden getroffen, als er aus dem Skög hierher ritt, jemanden, der aus dem Osten käme, mich zu sehen. Und da Ihr der Einzige seid, der in jüngster Zeit aus dem Osten kam, um mich zu besuchen …«
»Ja, ich habe Farrin in der Nähe des Skög getroffen. Er hat also gesagt, ich könnte Euch helfen, eh?«
Beau nickte.
Der Wolfmagier blickte in seinen Branntwein, als würde er dort etwas finden. Schließlich hob er das Glas, hielt es gegen das Fenster und blickte durch die bernsteinfarbene Flüssigkeit ins Licht. »Nun denn, wir wollen Farrin schließlich nicht enttäuschen, oder?«
Beau riss die Augen auf. »Heißt das, Ihr helft mir?«
Dalavar kippte den Branntwein in einem Zug herunter. »Allerdings. Vielleicht kann ich Agron einholen, bevor er zu weit in Modrus Reich einmarschiert und damit den größten Fehler seines Lebens macht. Wann könnt Ihr aufbrechen?«
»Sofort«, sagte Beau. »Ich meine, ich habe alles schon gepackt, das ich mitnehmen will. Aber hört, ich kann Tip und Agron und die anderen niemals mit meinem Pony einholen, bevor sie bereits weit in Gron einmarschiert sind.«
Der Wolfmagier lächelte und stand auf. »Ihr braucht kein Pony, mein Freund. Und es genügt auch, wenn wir morgen in aller Frühe aufbrechen. Packt Eure Habseligkeiten in Satteltaschen.«
Beau kletterte von der Bank herunter. »Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich mein rotes Heilerbuch und einige andere Dinge gern in einem Sack über den Rücken tragen.«
Obwohl Dalavar kein Geld hatte, wollte der Wirt von Beau dennoch keine einzige Münze annehmen. Der Bokker hätte bereits mehr als genug bezahlt, so meinte er. »Ihr habt meine Frau von Modrus Plage geheilt, und dafür segne ich Euch, Herr.«
Als sie auf die Veranda und von dort auf die Straße hinaustraten, sah sich Beau um. »Mir scheint, Dalavar, dass einer Eurer Wölfe verschwunden ist. Es sind nur sechs Draega hier.« Suchend blickte Beau die Straße entlang. »Ich kann ihn nirgendwo sehen.«
Dalavar lächelte. »Zunächst lasst mich sagen, dass es nicht meine Wölfe sind, Kleiner Mann, sondern meine Freunde. Und was das Verschwinden von diesem einen angeht, er ist vielleicht näher, als Ihr glaubt.«
Im Morgengrauen verabschiedete sich Beau von Halga, der einzigen Heilerin außer ihm, die im Gefängnis geblieben war und sich um die drei letzten Opfer der Pestilenz kümmerte. Beau sagte auch den drei Patienten Lebewohl und den Angestellten des Gefängnisses, denn er hatte sie während seiner Genesung recht gut kennengelernt.
Er schlang sich den Riemen seines Sackes über den Kopf und die Brust, und schritt mit zwei Paar Satteltaschen in den Händen
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